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Koloskopie – mein Hobby wird das nie!

Darmkrebs ist ein Thema, das nur selten gut zu Kaffee und Kuchen passt. An dieser Verdrängung liegt´s wohl auch, dass jährlich knapp 5.000 Österreicher daran erkranken. Und obwohl nicht nur der Startenor Placido Domingo zu Darmspiegelungen ab dem 50. Lebensjahr im Abstand von zehn Jahren rät, hat die Hälfte dieser Bevölkerungsgruppe noch nie im Leben eine gemacht. Meine letzte Untersuchung ist rund eineinhalb Jahrzehnte her. Zeit für einen aktuellen Check.

Darmkrebsvorsorge für Ältere und Übergewichtige 

Von Peter P. Hopfinger 
Alkohol, Nikotin, viel Fleisch, Stress, zu wenig Bewegung - nicht nur diese Faktoren können die Entwicklung eines Darmkarzinoms begünstigen. Auch genetische Faktoren – meine starb Mutter an Darmkrebs – sind durchaus geeignet, die Wahrscheinlichkeit eine derartige Erkrankung zu bekommen. Also einige ich mich mit meinem inneren kleinen Angsthasen und lasse mich von Hausärztin Dr. Dagmar Aftenberger an den Chirurg Dr. Peter Jiru überweisen. Der ordiniert in Währing, arbeitet im Evangelischen Krankenhaus und ist im Nebenberuf als musikalischer Kabarettist mit dem aktuellen Programm „Ihr Aufschnitt bitte!“ ab und an in der Wiener Eden Bar zu bestaunen. 

Ich pilgerte Mitte April ins Krankenhaus, nicht ohne mich vorbereitet zu haben. Man liest das Info-Material vom Arzt, dann die Gebrauchsanleitung des Abführmittels. 

Damit die Spiegelung des Dickdarms (Koloskopie) für den Mediziner eine optisch einwandfreie Angelegenheit wird, hilft es natürlich, wenn der etwa sechs Meter lange Dickdarm möglich sauber und frei von Nahrungsresten ist. 

Das geht einerseits mit weniger Essen, andererseits hilft dabei ein Präparat, das am Abend und dem darauffolgenden Morgen vor der Untersuchung mit je einem Liter Wasser innerhalb einer Stunde eingenommen wird. Schon in der Packungsbeilage wird darauf hingewiesen, dass man sich nach dem ersten Liter unbedingt in der Nähe einer Toilette aufhalten sollte. Ein Rat, der unbedingt befolgt werden sollte. 

Insgesamt sind die beiden letzten Tage vor dem eigentlichen Termin mental, aber auch körperlich mühsamer, als das eigentliche Date mit dem Doc. Ich denke u. a. darüber nach, dass meine Mutter vielleicht noch leben könnte, hätte sie so eine Untersuchung rechtzeitig gemacht. Freilich: es war in den 80er-Jahren und die Koloskopie noch kein Standard in der Vorsorgeuntersuchung. Aber mit 51 an Darmkrebs zu sterben, war für meine Mama Gioia wirklich zu früh. Insgesamt, so kam ich außerdem zum Schluss, haben wir Männer wohl mehr Probleme als Frauen damit, physisch in sich hineinschauen zu lassen, aber das liegt wohl an einem mentalen Konflikt und andererseits bestimmt auch an mangelnder Routine. 

Im EKH wartet ein vier Personenteam mit Pfleger, Schwester, Narkoseärztin und Chirurg Dr. Peter Jiru auf mich. Rund 15 Mal täglich, erzählt die Schwester, werde hier in der Ambulanz ein derartiger Check durchgeführt. Das beruhigt. Hier hat man Routine. 

Ihr Berichterstatter will – trotz der Empfehlung sich narkotisieren zu lassen - natürlich so lange wie möglich bei Bewusstsein bleiben, um möglichst alles berichten zu können. Deshalb legt mir die Anästhesistin Dr. Wolff („Sind Sie ein Formel-1-Fan? Ich bin die Mutter von Toto Wolff“) vorerst einen sogenannten Flow. 

Das ist eine Nadel in der Vene, bei der bei Bedarf verschiedene Injektionsampullen angedockt werden und direkt in den Blutkreislauf gespritzt werden können. Kurz versuche ich es ohne, aber dann wird es zu unangenehm, ja es tut auch wirklich weh. 

Also gebe ich Frau Dr. Wolff ein Zeichen, sie jagt mir das Narkosemittel in die Venen und Sekunden später versinkt alles im Dunkel. 

Als ich wieder munter werde, werde ich liebevoll in einen Lehnstuhl gesetzt ein Tropf versorgt mich noch eine knappe Stunde mit einer Salzlösung, damit ich nicht dehydriere. Ich döse bei Lieblingsmusik aus dem Handy. 

Etwas später bin ich weniger benebelt von der Narkose und wach genug, mich wie ein Held zu fühlen. Als Dr. Jiru vorbei kommt und mir als erste Nachricht „Alles in Ordnung wir sehen uns zu einer Nachbesprechung in meiner Ordination“ bringt, bin ich fest entschlossen: mein Hobby wird´s zwar nie, aber bis zum nächsten Mal warte ich bestimmt nicht 15 Jahre. 

Nachtrag für Detailverliebte: drei kleine Polypen wurden entfernt und ein paar altersbedingte Falten im Darm entdeckt. Alles andere ist bestens. Prima! 

www.chirurgie-jiru.at 
www.agenturtaberhofer.at