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König Richard und der Blick von der Kanzel

Die goldenen Farben der Weinberge des späten Herbstes erfreuen die vielen Besucher des malerischen Dürnsteins in der Wachau.

Martin & seine Freunde der Berge zeigen die schönsten Wanderwege  Österreichs  

Die goldenen Farben der Weinberge des späten Herbstes erfreuen die vielen Besucher des malerischen Dürnsteins in der Wachau. Auch die Freunde der Berge befinden sich an einem kühlen, aber strahlenden Sonntag in der Gegend der alten Kuenringerstadt auf Erkundungstour. Ziel ist diesmal eine kleine Rundwanderung, die zuerst auf die Aussichtskanzel des Vogelbergs, dann zur Fesslhüte und auf dem Rückweg zur, hoch über dem Ort gelegenen, Burgruine selbst führt. Das Auto wird am großen Parkplatz, östlich des Ortseingangs, abgestellt und dann spazieren die Freunde gemeinsam mit Busladungen von neugierigen Touristen durch das malerische Zentrum bis zum Ausgangspunkt der Tour: dem Fünf-Sterne-Schlosshotel, am westlichen Ende von Dürnstein.

Zuerst geht der Weg ein Stück bergab immer der grünen Markierung nach und schwenkt dann bei einer Villa und dem Hinweisschild „Vogelbergsteig“ in den Talgraben Richtung Norden. Die Bahntrasse wird zwischen zwei Tunnels überquert, dann geht es stetig bergauf bis zum Talschluss, wo links der Steig mit roter Markierung abzweigt. Die blaue Markierung würde weiter durch den Talgraben bis zur Fesslhütte führen, eine Alternative, wenn im Winter am Vogelbergsteig zuviel Schnee liegt.

Doch heute ist es schön und trocken, und so steigen die Freunde der Berge immer höher in Serpentinen hinauf, an einer spektakulären Felswand vorbei. Eine kurze, gesicherte, aber sehr einfache Engstelle gibt der Tour hier fast „alpinen Charakter“.

Immer wieder faszinieren die Blicke zurück, nach Dürnstein, oder ins geschwungene Donautal mit seinen intensiven Herbstfarben. Nach guten zwei Stunden Gehzeit sind die Freunde beim Schild „zur Kanzel“ angekommen. Nun geht es ein paar Minuten leicht bergab bis zu diesem, wohl schönsten Aussichtsplatz der Wachau. Ein paar Fotos werden gemacht und kurz die zaghaft, wärmenden Sonnenstrahlen dieses Novembertages genossen, bevor es weitergeht zur Fesslhütte, wo es endlich die wohlverdiente Jause gibt.

Das Gastzimmer ist gut gefüllt und die Freunde der Berge sind es nach einem Weizenbier, einer wohlschmeckenden Kürbiscremesuppe und Lauchgnochi mit Schinkenstreifen ebenfalls. Bevor sich eine gewisse Müdigkeit einstellen kann, wird der Weiterweg angetreten.

Als erstes wartet ein kurzer Aufstieg zur Starhembergwarte. Den Schlüssel für die Warte gibt es in der Fesslhütte auf Anfrage, aber an diesem Sonntag ist soviel los, da ist das schmucke, kleine Bauwerk den ganzen Tag geöffnet, und neben den Freunden der Berge zwängen sich zahlreiche andere Besucher die schmale Treppe auf die Aussichtsplattform hinauf.

Der Weg zurück nach Dürnstein führt dann über die berühmte Ruine, einem der wichtigsten Wahrzeichen der Wachau. Die Burg war lange Jahre der Hauptsitz des Geschlechts der Kuenringer, wurde Mitte des 12. Jahrhunderts erbaut und galt bis ins 17. Jahrhundert, wo sie von den Schweden zerstört wurde, als uneinnehmbar. Besonders berühmt wurde sie durch die Geschichte über die Gefangennahme des englischen Königs Richard Löwenherz Ende des 12. Jahrhunderts. Die Sage erzählt, wahrscheinlich nicht ganz wahrheitsgetreu, dass er bei seiner Rückkehr vom dritten Kreuzzug in der Nähe von Wien erkannt und eingesperrt wurde. Er musste über ein Jahr „in ritterlicher Haft“ auf der Burg verbringen, bevor sein treuer Diener Blondel den inzwischen Totgeglaubten entdeckte.

Schließlich wurde König Richard gegen ein sehr hohes Lösegeld wieder freigelassen. Ein Verlies kann man heute noch auf der Ruine bewundern. Ob der englische König genau hier festgehalten wurde, ist allerdings nicht überliefert, trotzdem muss das Loch mit dem Gittertor immer wieder als besonders beliebtes Fotomotiv herhalten.

Die Freunde der Berge sitzen lange auf dem Felsen, umgeben von den Mauerresten der Ruine, denken an den armen Richard Löwenherz und sind sich sicher, dass er von seinem Zellenfenster nie so einen schönen Blick über Dürnstein, die Donau und die Weinberge gehabt hat. Mittlerweile ist es Nachmittag geworden, schnell und spürbar wird es kühler. Die Kürze der Novembertage mahnt zum baldigen Aufbruch ins Tal.

Unten in Dürnstein kehren die Freunde dann noch im alten Klosterkeller ein. Bevor die Sonne ganz untergeht, kann man hier sogar noch draußen sitzen. Zwei mit Holz beheizte Öfen geben zusätzlich ein wenig Wärme. Die Freunde der Berge lassen bei einem hervorragenden Achterl vom Wachauer Wein und einem Bradlfettbrot den vergangenen Tag und das Erlebte Revue passieren.

Die Wachau ist wirklich eine besonders schöne Gegend mit Kultur, leiblichen Genüssen und für Wanderungen im Spätherbst, wenn es in den Bergen bereits Schnee gibt, hervorragend geeignet. Bleibt nur die Frage, ob König Richard, wenn er nicht eingesperrt gewesen wäre, auch so gedacht hätte.

Gehzeiten:

Dürnstein – Vogelberg/Kanzel) 2 ¼ Stunden – Fesslhütte 15 Min. – Starhembergwarte 30 Min.; Abstieg nach Dürnstein 1 ¼ Stunden; Gesamtgehzeit der

Rundwanderung 4 ¼ Stunden. Höchster Punkt: 546 Meter, Höhenunterschied 337 Meter.

Besonderer Wander-Tipp:

Wer nicht die gesamte Rundtour marschieren will, aber die Aussicht über die Wachau und das Donautal trotzdem genießen möchte, steigt einfach von Dürnstein über einen beschilderten Treppenweg in einer halben Stunde bis zur Burgruine hinauf. Der Vogelbergsteig ist grundsätzlich einfach zu begehen. Sobald Schnee liegt, sollte man ihn aber meiden und entweder durch den Talgraben (Blaue Markierung) oder über die Ruine Dürnstein zur Fesslhütte und Starhembergwarte aufsteigen.

Der besondere Diabetiker-Tipp:

Wenn man von der Kanzel des Vogelbergs die spätherbstliche Aussicht hinunter nach Dürnstein genießt und dabei das Gefühl hat, die gesamte Schönheit der Wachau zu überblicken, werden wieder Erinnerungen an die 21 Kilometer des Wachau-Halbmarathons vom vergangenen September wach. Es war einfach herrlich, hier flussabwärts entlang der Donau zu laufen. Dürnstein lag genau auf der Hälfte der Strecke und war auch gleichzeitig Start des Viertelmarathons über 11 Kilometer. Das wäre doch ein Ziel für 2009. Regelmäßiges Lauf- oder Nordic-Walking-Training übers Jahr und am 20. September 2009 entweder beim Halb- oder Viertelmarathon mitlaufen oder walken. Das erzählt der /die sportliche Diabetiker(in) später garantiert noch den Enkerln.

www.wachaumarathon.com

Zufahrt:

Mit dem Auto: Auf der Westautobahn A 1 bis zum Knoten St.Pölten, dann 33 Kilometer auf der Schneestraße nach Krems und dort weiter auf der Bundesstrasse B 3 nach Dürnstein. Alternativ fährt man über die Donauuferautobahn A 22 bis zum Knoten Stockerau und von dort auf der Schnellstraße nach Krems und weiter nach Dürnstein. Parken ist nur außerhalb des historischen Ortskerns möglich (Parkplätze am östlichen Ortseingang).

Mit der Bahn: Vom Wiener Franz Josefs Bahnhof über Krems bis Dürnstein-Oberloiben, oder von St.Pölten über Krems nach Dürnstein.

www.oebb.at

Einkehr:

Fesslhütte, Dürnsteiner Waldhütten 23, 3601 Dürnstein.

Öffnungszeiten: Mittwoch bis Sonntag 9.30 Uhr bis 18.00 Uhr, Montag und Dienstag Ruhetag.

Tel.: 02732/41277 oder 0699/18792112

www.fesslhuette.at

Alter Klosterkeller, Anzuggasse 237, 3601 Dürnstein.

Öffnungszeiten: Montag bis Freitag ab 15.00 Uhr, Samstag, Sonntag und Feiertag ab 12.00 Uhr.

Tel.: 02711/292

e-Mail: heuriger(at)alter-klosterkeller.at

www.alter-klosterkeller.at

Informationen: Stadtgemeinde Dürnstein Nr. 25, 3601 Dürnstein

Tel.: 02711/219

Fax: 02711/442

Mail: office(at)duernstein.at 

info(at)duernstein.at

www.duernstein.at