Kleines Museum ganz groß
München (29.04.2019-pph) Der Münchner Stadtteil Pasing ist eine beschauliche Wohngegend im Westen der Stadt mit Reihenhäusern und Biergärten. In der Veldenerstraße findet sich Europas größtes Museum zum Thema Diabetes. Der Clou: es ist nur 26 m2 klein und bietet maximal fünf Besuchern gleichzeitig Platz. Dafür bezahlt man keinen Eintritt und kann von dem erstaunlichen Wissen Werner Neumanns und seiner Familie auch als „alter Hase“ noch etwas lernen.
Begonnen hat alles im Jahr 1994, als Tochter Anja im zarten Alter von nur 20 Monaten an Typ-1-Diabetes erkrankte. Die Eltern, Werner und Petra, beide Angestellte des renommierten Max-Planck-Institutes, hatte zunächst alle Hände voll zu tun, die Herausforderung anzunehmen und die neue Situation im Familienleben in den Griff zu bekommen. Nicht so sehr intern, aber im Umfeld – Anja war und ist aktive Pfadfinderin und natürlich auch in der Schule – musste so manches klärende Gespräch geführt werden. Heute ist Anja durchaus selbstbewußt und arbeitet in einem Diabetes-Versandhandel.
2001 reifte schließlich der Gedanke, ein Diabetes-Museum zu gründen. Papa Werner erzählt: „Viele Sachen haben wir aus dem Internet. Einige Patienten haben uns persönliche Dinge aus ihrem zuckerkranken Leben überlassen. So kam eine beachtliche und fast vollumfängliche Sammlung zusammen“, berichtet er stolz.
Wir steigen eine steile Treppe in den ersten Stock hinauf. Sogar im Flur sind Exponate zu sehen.
Im kleineren der beiden Zimmer wird alles nichttechnische ausgestellt. Dazu gehören jede Menge Bücher, Kuscheltiere, Münzen, Briefmarken, Ansichts-, Werbe- und Telefonkarten. Das Thema Ernährung wird hier ebenfalls in Form von Getränken, Waagen, Brotaufstrich und Süßigkeiten gezeigt. Werner Neumann: „Bei den Nahrungsmitteln haben wir Wert daraufgelegt, dass auf der Verpackung Diabetes steht. Diät alleine war nicht museumswürdig.“
Der zweite Raum befasst sich mit der Technik. Hier sieht man Harn- bzw. Blutzuckermessgeräte ab 1900 bis in die heutige Zeit. Stechhilfen, Glasspritzen und Spritzhilfen mit dazugehörenden Geräten zum Desinfizieren, kontinuierliche Glukosemessung und selbstverständlich die Insulinpens und -pumpen sind ausgestellt. Zudem können hier Insulin-Ampullen – und Fläschchen, die aus fast allen Jahrzehnten und sogar aus verschiedenen Ländern kommen, bestaunt werden. Insgesamt dürften es zwischen 20.000 und 30.000 Exponate sein. Werner Neumann: "Wenn man die nächstgrößere Sammlung mit unserer vergleicht, dann ist das so wie ein gebrauchtes Sofa und ein zweistöckiges Haus." Er lacht breit: "Und wir haben natürlich das Haus, das bald einen dritten Stock drauf bekommt."
Besucher gibt es in dem Museum nicht allzu viele. Einerseits weil es aufgrund seiner Größe gar nicht so viele aufnehmen kann, andererseits legt Werner Neumann Wert darauf, ohne Mobiltelefon zu leben. Deshalb kann man sich nur über eine Münchener Festnetznummer oder über die Webseite www.diabetesmuseum.de für einen Besuch anmelden. Eintritt wird übrigens keiner verlangt.
Werner Neumann: „Wenn wir mit einem Teil unserer Exponate auf Reisen gehen, erwarten wir uns einen Zuschuss für unsere Reisespesen.“ Und weiter:
„Gerne kann man uns besuchen. Der Eintritt ist frei. Nur bitten wir um eine vorherige Anmeldung. Wir gehen alle noch in die Arbeit. Somit ist das Museum nur nach Absprache zu besichtigen.
Familie Neumann, 81241 München, Veldenerstrasse 136
Telefon: 004989 – 564218
Email: neumann59(at)t-online.de
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