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Jordanien – Tiefer geht´s nicht

Schusswaffen liegen gut sichtbar neben Walky-Talkies und Zeitschriften auf dem kleinen Tischchen, das im 11. Stock des Four Seasons Hotels am Flur steht. Kaum verlassen wir den Lift, springen zwei unfreundlich wirkende Männer von ihren Stühlen auf, um uns grimmig zu mustern. Hollywood-Star Ben Affleck und schwerreiche Saudis sind im Haus, deswegen wurden die Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz der Gäste nochmals verschärft. Fix ist: es ist der „sicherste“ Urlaub meines Lebens. Aber Jordanien hat wesentlich mehr als Sicherheit zu bieten.

Schusswaffen liegen gut sichtbar neben Walky-Talkies und Zeitschriften auf dem kleinen Tischchen, das im 11. Stock des Four Seasons Hotels am Flur steht. Kaum verlassen wir den Lift, springen zwei unfreundlich wirkende Männer von ihren Stühlen auf, um uns grimmig zu mustern. Hollywood-Star Ben Affleck und schwerreiche Saudis sind im Haus, deswegen wurden die Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz der Gäste nochmals verschärft. Fix ist: es ist der „sicherste“ Urlaub meines Lebens. Aber Jordanien hat wesentlich mehr als Sicherheit zu bieten.

Von Veronika Kub

Schon am Queen Alia International Airport und auf der 30-minütigen Fahrt zum Hotel müssen wir etliche Security-Checks über uns ergehen lassen. Nach den Ausschreitungen in Jordaniens Hauptstadt Amman in den vergangenen Tagen wird im ganzen Land noch strenger kontrolliert und Polizei und Security sind allgegenwärtig und ziemlich nervös.

Wüstenschlösser, Moses und das gelobte Land

Fahrer Mohamed bringt uns rund 40 km Richtung Norden nach Jerash. Das früher als Gerasa (333 v. Chr.) bekannte Jerash ist die am besten erhaltene griechisch-römische Stadt im Nahen Osten. Schon Kaiser Hadrian rühmte sie als „die Stadt, die alle Schönheit in sich vereinigt“. Irgendwann jedoch ereilte der Untergang Gerasa. Mehr als 2.000 Jahre war die ganze Stadt unter Tonnen von Sand begraben, bis man vor rund 70 Jahren die Schätze aus Kalkstein wieder entdeckt und sie bis zum letzten Kanaldeckel freigelegt hat. Mit seinen säulenverzierten Läden, Tempeln und Theatern gilt Jerash als eine der größten Sehenswürdigkeit Jordaniens. Besonders prachtvoll ist das Forum, ein mit Granitplatten gepflastertes Oval, das von ionischen Säulen umrahmt ist.

Nächstes Ziel: Wüstenschlösser. Die Straße dorthin ist ziemlich seltsam. Wir fahren durch das Nirgendwo und die Fahrbahn nimmt irgendwann die Breite eines Flugfeldes an. Mohamed erklärt, dass das genau der Sinn der Sache ist – im Notfall wird die Straße gesperrt und zu einem Flughafen umfunktioniert. Prompt werden wir von dort stationierten Polizisten an den Straßenrand befohlen und wieder einmal kontrolliert.

Wie aus dem Nichts taucht das Wüstenschloss der Kalifen-Dynastie Omaijaden auf. Geheimnisvoll wirkt das kastellartige Qasr al-Kharraneh, trutzig und wehrhaft. Wüstenschlösser dienten als Karawanserei, Handelszentrum, Vergnügungsort und Außenposten für die fernen Herrscher. Das zweite Wüstenschloss ist Qusayr Amra - der „kleine Palast“ von Amra. Das von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärte islamische Badehaus beeindruckt mit seinen Wandmalereien, die sogar nach 1300 Jahren noch teilweise vorhanden sind. Die Darstellungen von Tieren, Astralkörpern, Jagdszenen und nackten Frauen zeigt, dass das Verbot, naturgetreue Bildnisse anzufertigen, erst eine spätere Entwicklung des Islam war.

Nächstes Ziel: Der Berg Nebo ist für sowohl für das Juden- und das Christentum als auch für den Islam ein heiliger Ort. Die Bibel berichtet, dass der Prophet Moses nach vierzigjähriger Wanderung aus Ägypten von hier aus zum ersten Mal das Gelobte Land erblickte. Wir folgten Moses´ Spuren und wurden vom Hochplateau aus mit einem atemberaubenden Ausblick auf das Tote Meer, den Jordangraben und die Westbank belohnt. Es heißt, Moses sei auf dem Berg Nebo gestorben und liege auch hier begraben. Kein Mensch weiß wo, fix ist aber, dass die Kirche hier oben, in der es prächtige Mosaike zu sehen gibt, schon immer eines der bedeutendsten christlichen Heiligtümer des Orients war. Heute ist die Kirche im Besitz des katholischen Franziskanerordens, der hier auch ein Kloster betreibt.

Das achte Weltwunder, Lawrence von Arabien und viel Salz

Abstecher nach Dana. Das Naturschutzgebiet erstreckt sich vom Jordangraben bis ins Flachland von Wadi Araba. Seltene Tier- und Pflanzenarten sind hier zu finden – wenn man Glück hat begegnet man einem Syrischen Wolf, oder entdeckt am Straßenrand Jordaniens Nationalblume, die schwarze Iris. Im Dorf Dana mit seinen strohgedeckten Häusern fühlt man sich in eine lang vergangene Zeit zurückversetzt.

Am frühen Abend erreichen wir Petra, die legendäre Stadt aus Stein. Lawrence von Arabien hat Petra als „den herrlichsten Ort auf der Welt“ beschrieben. Der Stoff aus dem die Träume aus Tausendundeiner Nacht sind, das achte Weltwunder - superlative Bezeichnungen gibt es viele für diese Felsenmetropole.

Wir beziehen in Wadi Musa (der Ort und Petra grenzen aneinander) unser Zimmer im Mövenpick Resort, ziehen uns Wanderkleidung an und gehen bei Einbruch der Dunkelheit zum Site Office, um uns Eintrittskarten (Euro 20,-) für „Petra bei Nacht“ zu kaufen. Im Schein von hunderten Kerzen wandern wir die 1200 Meter durch den einzigen Zugang zur Felsenstadt, den Siq, bis zum Platz vor dem Schatzhaus, wo uns ein weiteres Lichtermeer aus Kerzen erwartet. Ein Flötenspieler und ein Märchenerzähler treten auf, dazu gibt es gesüßten Tee. Nach nicht mal einer Stunde ist das Spektakel vorbei und wir machen uns durch die enge Schlucht auf den Heimweg.

Am nächsten Morgen sehen wir dann endlich die ganze Pracht der spektakulären, durch Erdbeben in den Fels gerissenen Schlucht. Sie ist von atemberaubender Schönheit und von bis zu 100 Meter hohen, senkrechten Felswänden eingefasst. Der Siq scheint immer mehr zusammenzurücken, so dass man fast schon festzustecken glaubt.

Doch dann öffnet sich die Schlucht und gibt die Sicht frei auf eine Monumentalfassade von gut 40 Metern Höhe und fast 30 Metern Breite. Wir stehen vor dem Schatzhaus, der berühmtesten Sehenswürdigkeit Jordaniens - und sind begeistert.


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Wir spazieren vorbei am Theater (damals 7000 Sitzplätze), an prachtvollen Fassaden von Felsengräbern und kommen zur Kolonnade, der einstigen Hauptstraße. Obwohl es mittags und sehr heiß ist, beschließen wir den recht beschwerlichen Aufstieg über 800 in den Fels geschlagene Stufen zum Al Deir (bedeutet „das Kloster“) auf uns zu nehmen. Am Weg hinauf überholen uns Eseln, die unter der Last von übergewichtigen Touristen fast zusammenbrechen. Mir geht es mit meinem Rucksack ähnlich.

Oben angelangt, betreten wir das Plateau von hinten und sehen die imposante Vorderfront vom Deir erst, als wir dem ersehnten Schatten einer Hütte zustreben. Das Kloster ist riesengroß und von ehrfurchtgebietender Schönheit. 
Die atemraubende Aussicht von diesem Gipfelplateau lässt uns die ganz Anstrengung des Aufstieges vergessen.

Nach insgesamt sieben Stunden sind wir wieder im Hotel. Ich habe zwei riesengroße Blasen auf meinen Füßen und falle total erschöpft ins Bett.

Es geht Richtung Süden zum Wadi Rum. Zur Wüstenlandschaft, die schon den britischen Abenteurer Lawrence von Arabien während seiner Feldzüge gegen die Osmanen faszinierte. „Weitläufig, einsam und gottähnlich“ – mit diesen Worten charakterisierte er die größte und eindrucksvollste Wüstenlandschaft Jordaniens.

Als wir zu einem Beduinenlager kommen, erleben wir die ersten Minuten im Leben eines Arabischen Baby-Kamels. Wir klettern etwas schwerfällig auf seine erwachsenen Verwandten und versuchen, in wackeliger Höhe, die Kameltour in der Wüste zu genießen. Leider haben wir viel zu wenig Zeit für diese einmalige Landschaft eingeplant und machen uns bereits nach wenigen Stunden auf den Weg zum tiefsten Punkt der Erde.

Am Toten Meer steigen wir im luxuriösen Kempinskii Hotel Ishtar ab, das bewacht wird wie Fort Knox. Bereits bei der Einfahrt zur Hotelanlage wird abermals der ganze Wagen bis zur Bodenplatte mit Spiegeln kontrolliert und Mohamed muss wieder einmal alle seine Papiere vorzeigen. Hotelgäste werden erst beim Betreten der Lobby einer genauen Kontrolle unterzogen. Nach einer Woche mit Mohamed, in der er uns viel über sein Land vermitteln konnte, verabschieden wir uns von ihm und freuen uns auf ein paar Tage voller Muße.

Das Hotel ist mehr oder weniger leer, da dieser Tage wegen der Ausschreitungen im Nachbarland Syrien auch in Jordanien die Urlauber ausbleiben. Umso mehr versucht das Personal die wenigen Gäste maßlos zu verwöhnen. Anfangs ist es mir peinlich, wenn mich am Pool ein Boy um meine Sonnenbrille bittet, die er dann für mich putzt. Mit den appetitlichen Obststückchen, den tiefgekühlten Tüchern für den Nacken und dem frischen Trinkwasser, das regelmäßig vorbeigebracht wird, hab ich mich allerdings sehr rasch angefreundet. Nicht umsonst ist hier das Motto: „Schalten Sie ab – wir kümmern uns um den Rest“.

Schön, dass man sich mit der Zeit an alles gewöhnt!


Infos für Diabetiker: 

Die medizinische Versorgung in Jordanien zählt zu den besten im mittleren Osten. Viele Ärzte haben ihre Ausbildung in Europa oder in den USA abgeschlossen und sprechen deshalb auch Englisch. 
Größere Hotels und die Botschaften geben Empfehlungen für Ärzte oder Krankenhäuser. Jede medizinische Behandlung muss bar bezahlt werden, da europäische Krankenscheine nicht akzeptiert werden.

Wer regelmäßig Medikamente braucht, sollte diese von zu Hause mitbringen. Außerdem empfiehlt es sich, bewährte Mittel gegen Übelkeit, Durchfall und Sonnenbrand mitzunehmen.

In der monatlich herausgegebenen Gratisbroschüre „Your Travel Guide to Amman“ findet man ein Verzeichnis der durchgehend geöffneten Apotheken in Amman.

Die wichtigsten Notrufnummern:

Notfallnummer landesweit: 199 
Polizei: 191 oder 192 
Krankenwagen: 193

Botschaft der Republik Österreich 
Tel. (06) 460 11 01