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„Jeder hat sein persönliches optimales Stoffwechselziel“

Prof. Peter Fasching, Vorstand der 5.Medizinischen Abteilung

im Wiener Wilhelminenspital, kennt die Nöte seiner Patienten genau. Sein Credo: Besser eine Therapie, die zum individuellen Alltag passt, als Stress durch unrealistische Ziele.

Von Elisabeth Schneyder 

„Als Bub wollte ich ja eigentlich Zahnarzt werden“, scherzt der 55-jährige Primar über seinen Jugendtraum von „viel Geld, tollen Autos und schönen Assistentinnen“. Dass es anders kam und Peter Fasching heute als hervorragender Diabetes-Spezialist gilt, ergab sich schon während des Studiums: „Mir war bald klar, dass die Interne besser zu mir passt – viel besser als manuelle Medizin im OP oder in einer Zahnarztpraxis. So faszinierend ich Chirurgie auch finde: Was mich freut, ist etwas anderes“. Jeder Mensch habe eben andere Wünsche, Vorstellungen und Möglichkeiten. Und es sei sinnvoll, sich danach zu richten. Zu finden und zu tun, was einem liegt. 

Eine Ansicht, die der aus Steinakirchen am Forst im Kleinen Erlauftal (NÖ) stammende Primar auch im Umgang mit seinen Patienten vertritt: „Es gilt, eine maßgeschneiderte Therapie zu erarbeiten, die auf persönliche Lebensumstände, Probleme und Wünsche eingeht. Einen Weg, den der Patient akzeptieren und bejahen kann und der trotzdem die größtmögliche Effizienz bringt. Ziele bringen nichts, wenn sie nicht zum jeweiligen Menschen passen, weil sie dann kaum eingehalten werden können“. Peter Faschings augenzwinkerndes Beispiel belegt diese These auf heitere Art: „Ich will ja auch seit Jahren ein paar Kilo abnehmen und schaffe es nicht, weil dann doch immer etwas anderes wichtiger ist. Menschen ,funktionieren’ eben nicht immer so, dass alles erreichbar wird“. 

Mit Diabetes im Speziellen befasst sich Fasching schon seit den 1990er Jahren, in denen er nach dem Wehrdienst als UNO-Soldat seine additive Fachausbildung absolvierte und 1996 zum Thema „Insulinresistenz – Diagnose und Therapie“ habilitierte. Dass Diabetes inzwischen auch laut Weltgesundheitsorganisation WHO zur Volkskrankheit geworden ist und weltweit immer mehr Menschen betrifft, schreibt der mit einer Ärztin verheiratete Vater zweier erwachsener Kinder zwei „an sich positiven“ und einer negativen Entwicklung zu: 

- Die Menschen werden immer älter: „Ab 70 steigt die Wahrscheinlichkeit von Typ 2 Diabetes. Aber: Je später dieser auftritt, desto weniger Zeit hat er, Komplikationen zu verursachen“. 

- Durch bessere Diagnostik und moderne Therapien wird die Erkrankung früher erkannt und das Sterberisiko gesenkt. 

- Die negative Entwicklung sieht Fasching im Ansteigen der Zivilisationsfolgen: „Auch junge Menschen haben immer öfter Übergewicht und damit ein höheres Risiko an Diabetes zu erkranken. Präventive Maßnahmen müssten hier ansetzen, sind aber schwierig“. 

Große Hoffnungen setzt der Motorrad-Fan, der „schöne Maschinen heutzutage nur noch bestaunt, aber nicht mehr selbst zum Fahren kommt“, auf moderne Medikamente und Technologien: „Die SGLT-2 Inhibitoren sind sehr spannend! Ich hoffe, dass sich die tollen Ergebnisse auch im Alltag ohne negative Folgen bestätigen“. Auch GLP-1-Analoga seien eine wichtige Errungenschaft: „Hier hoffe ich, dass die drei Präparate, die wir derzeit verschreiben dürfen, bald mehr Patienten zugutekommen“. Zudem seien Insulin-Pumpen aufgrund der in den vergangenen Jahren rasant verbesserten Technik und neuer Sensoren inzwischen geradezu „goldener Therapie-Standard“ für Typ-1-Diabetiker: „Natürlich sind Spritzen auch gut, wenn man nicht ständig ein Gerät am Körper tragen will. Bei Typ-2-Diabetikern werden sie wohl sowieso noch länger erhalten bleiben“. Doch auch hier gebe es einen genau umschriebenen Patientenkreis, für den Pumpen eine durchaus gute Lösung sein können. Zum Beispiel bei Menschen mit flexiblem Lebenswandel. 

Zu guter Letzt ein kleiner Word-Rap mit Prim. Univ. Prof. Dr. Peter Fasching: 

Was hilft Ihnen, sich vom Alltag zu entspannen? 
Gespräche mit Freunden und mit meiner Familie. Und Sport, zum Beispiel Laufen, Schwimmen und im Winter Schifahren. 

Was macht Sie glücklich? 
Wenn ich das Gefühl habe, dass es allen in meinem Umfeld gut geht, alle Erfolg haben und ich selbst auch erreiche, worum ich mich bemühe. 

Ihr Lebensmotto? 
Da halte ich es mit Wolfgang Ambros: Ein Mensch möcht’ ich bleiben! Daran will ich mich bei allem Ehrgeiz immer erinnern und mich zufrieden in den Spiegel schauen können. 

Ihr größtes Talent? 
Menschen aus ihrer Sicht zu verstehen und zu erkennen, wie sie sein könnten. Das hilft sehr in der Kommunikation mit anderen – beruflich ebenso wie privat. 

Ihr größter „Fehler“? 
Manchmal bin ich zu direkt. Das kann mitunter leider verletzend klingen. 

Welche Eigenschaften schätzen Sie bei anderen Menschen besonders? 
Ehrlichkeit. 

Was ärgert Sie am meisten? 
Falschheit und präpotente Dummheit. 

Über welche natürliche Gabe würden Sie gern verfügen? 
Ich würde gern ein Instrument richtig gut spielen können und musikalischer sein. 

Was ist Ihr größter Traum? 
Ich habe keinen. Wenn alles bleibt und weiter so läuft, wie bisher, bin ich zufrieden. 

Welches ist Ihre größte Hoffnung für die Zukunft? 
Dass sich auf der Welt insgesamt und in Österreich im Speziellen Rationalität und Ehrlichkeit wieder durchsetzen – anstelle von Marktschreierei und Schlagzeilenjagd.