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Jährliche Grippewelle ist Herausforderung für Intensivmedizin

Die jährliche Grippewelle bringt für die Intensivmedizin eine wiederkehrende Herausforderung. Die Influenza kann mitunter zu schweren Krankheitsverläufen mit hoher Mortalität führen. In schweren Akutfällen kann es sein, dass Patienten längere Zeit auf der Intensivstation verbringen müssen, schrieb die Österreichische Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin.

Bei der Influenza zeigt die Kurve derzeit weiterhin nach oben: Vergangene Woche dürften in Österreich nach Schätzungen pro 100.000 Einwohner knapp 1.100 Neuerkrankungen (Influenza und grippale Infekte) dazugekommen sein. Die Entwicklung ist bisher ganz ähnlich jener in den vergangenen Jahren, wie das Diagnostische Influenza Netzwerk Österreich (DINÖ) mitteilte.

"Die klassischen Risikogruppen, bei denen Influenza-Komplikationen häufiger auftreten, sind kleine Kinder und ältere Erwachsene ab etwa 65 Jahren. Bei letzteren sind es oft Personen mit chronischen Leiden", erklärte Eva Schaden, Leiterin einer Intensivstation an der Universitätsklinik für Anästhesie, Allgemeine Intensivmedizin und Schmerztherapie (MedUni/AKH Wien). Hier seien vor allem Patientinnen und Patienten mit COPD, Diabetes, koronarer Herzkrankheit bzw. Herzinsuffizienz zu nennen.

Doch die "echte Grippe" könne auch bei anderen Personengruppen zu schweren Verläufen führen, betonte die Intensivmedizinerin, beispielsweise bei sehr stark adipösen Menschen (BMI über 40), aber auch bei (an sich gesunde) Schwangeren. Mitverursachend könnte dabei eine mit der Schwangerschaft einhergehende Schwächung der Immunabwehr sein.

Jährlich rund 45.000 Todesfälle in Europa

Für Europa wird nach einer Studie die mediane jährliche Mortalität infolge von Influenza auf knapp 45.000 Todesfälle geschätzt, das entspricht elf Prozent der weltweiten Influenzamortalität. Spitalsaufnahmen kamen demnach häufiger bei Kindern unter fünf Jahren und Erwachsenen über 65 Jahren vor. Unter den hospitalisierten Fällen kam es bei 34,1 Prozent zur Aufnahme in eine Intensivabteilung. Die Sterblichkeit betrug 12,1 Prozent, wobei ältere Patienten mit 18 Prozent die höchste Spitalssterblichkeit aufwiesen. Die Berechnungen bezogen sich auf den Zeitraum von 1999 bis 2015, in diesen Zeitraum fiel auch die Influenza-Pandemie von 2009/2010 (A/H1N1).

"Die häufigste Komplikation ist die Lungenentzündung (Pneumonie)", erklärte Schaden. Andere Probleme beträfen dekompensierte Herzinsuffizienz, Herzinfarkte oder Herzmuskelentzündungen. 70 Prozent der Patienten, die bei Influenza auf eine Intensivstation kommen, weisen eine direkt durch Influenza hervorgerufene Lungenentzündung auf. Die Mortalität beträgt rund 20 Prozent. Eine Studie für die Jahre 2010 bis 2016 habe gezeigt, dass bei 75,8 Prozent der Intensivpatienten mit Influenza eine primäre virale Pneumonie vorliege. "Wer mit Influenza und Lungenversagen auf die Intensivstation kommt, ist zumeist recht lange dort. Da geht es um Zeiträume bis zu acht Wochen", so die Expertin. Bei weiteren 20 Prozent der Intensivpatienten läge eine sekundäre bakterielle Infektion vor.

Eine mögliche Folge der Influenza seien auch Herz-Kreislauf-Komplikationen. Eine chronische Herzinsuffizienz könne sich akut dramatisch verschlechtern, auch ein Infarktgeschehen könne ausgelöst werden. Unter Hochrisikopatientinnen erhöht sich das Infarktrisiko während einer Influenza auf das Sechsfache. Bei Obduktionen seien bei 30 bis 50 Prozent der infolge einer Influenza Verstorbenen Zeichen von Entzündungen und Nekrosen im Herzmuskelgewebe entdeckt.

Zumindest die Angehörigen aller Risikogruppen sollten gegen Influenza geimpft sein, rät Schaden. Das gelte speziell für COPD-Patienten. Herzkranke, Diabetiker und Frauen, die schwanger werden wollen, sollten ebenfalls vor Influenza geschützt sein.

Studien: "Severe influenza: overview in critically ill patients" in "Curr Opin Crit Care" 2019/25; Martinez et al.: Risk factors associated with severe outcomes in adult hospitalized patients according to influenza type and subtype" in "Plos One" 2019/14

(APA)