Insulinpumpentherapie - wie ein kleines Gerät die große Freiheit bringt
Die Insulinpumpentherapie und die kontinuierliche Glukosemessung sind ein wesentlicher Fortschritt in der Behandlung von insulinpflichtigen DiabetikerInnen und machen einmal mehr die wichtige Rolle der DiabetologInnen und spezieller Diabeteszentren deutlich. Um diese Therapie anbieten zu können, ist eine Infrastruktur notwendig, die das computerbasierte Auslesen von Pumpen, Blutzuckermessgeräten und Glukosesensoren ermöglicht. Ebenso bedarf es strukturierter Schulung jener DiabetikerInnen, die mit der Insulinpumpe therapiert werden, sowie einer durchgehenden Versorgungsmöglichkeit für Stoffwechselentgleisungen.
So funktioniert eine Insulinpumpe
Insulinpumpen haben die Größe eines Handys und werden direkt am Körper getragen. In der Pumpe befindet sich ein Insulinvorrat, aus dem über einen dünnen Plastikschlauch (Katheter), der unter der Haut am Bauch platziert wird, Insulin in den Körper abgegeben wird. Dieses kontinuierlich abgegebene kurzwirksame Insulin (Basalrate) ersetzt das langwirksame Insulin. Die Basalrate ist für den Patient/die Patientin individuell programmierbar. Zu den Mahlzeiten ruft der Diabetiker/die Diabetikerin zusätzlich Insulin (Insulinbolus) über die Pumpe ab.
Insulinpumpen mit Zusatzfunktionen
Über die Jahre wurden die Insulinpumpen technisch weiterentwickelt. Mittlerweile gibt es z. B. Bolus-Kalkulationsprogramme, die eine an die jeweilige Mahlzeit angepasste Insulinmenge berechnen können, womit zu niedrige Blutzuckerspiegel (Hypoglykämie) nach dem Essen vermieden werden sollen.
Die Gefahr von Hyper- und Hypoglykämien wird auch durch eine kontinuierliche Glukosemessung (CGM) verringert. Dabei wird mit einem Sensor der Glukosewert in der Gewebsflüssigkeit gemessen. Insulinpumpen mit CGM schalten sich bei einem definierten Wert ab und nach zwei Stunden wieder an. Damit ist der Diabetiker/die Diabetikerin vor Hypoglykämien geschützt, denn besonders in der Nacht werden akustische Alarmsignale nicht immer wahrgenommen („alarm burn out“).
Insulinpumpen ermöglichen aber nicht nur eine personalisierte Insulintherapie. Durch das Auslesen von Pumpen und Messgeräten können strukturierte Datenanalysen vorgenommen werden. Diese sind wiederum hilfreich bei der Beurteilung der Einstellungsqualität bzw. bei Therapieveränderungen.
Für welche DiabetikerInnen die Pumpe geeignet ist
Generell ist die Insulinpumpe für DiabetikerInnen mit Typ-1-Diabetes konzipiert, nur in seltenen Fällen werden Typ-2-DiabetikerInnen damit therapiert. „Die Insulinpumpe ist vor allem für PatientInnen mit labilem Diabetes geeignet, aber auch für jene, die sportlich und körperlich sehr aktiv sind. Von der kontinuierlichen subkutanen Insulin-Infusion profitieren besonders PatientInnen mit häufigen Hypoglykämien sowie DiabetikerInnen mit erhöhtem Insulinbedarf in den Morgenstunden (Dawn-Phänomen), mit hoher Insulinempfindlichkeit und geringem Tagesinsulinbedarf oder auch DiabetikerInnen mit stark wechselndem Tagesablauf (z. B. Manager, Piloten, Schichtarbeiter). Die Insulinpumpe ist auch für viele Betroffene vor und während einer Schwangerschaft empfehlenswert, da dem unterschiedlichen Insulinverbrauch in der Schwangerschaft rasch Rechnung getragen werden kann“, erklärt OÄ Dr. Ingrid Schütz-Fuhrmann, 3. Medizinische Abteilung für Stoffwechselerkrankungen und Nephrologie, Krankenhaus Hietzing und Mitglied im Team des Insulinpumpenregisters der ÖDG.
Insulinpumpentherapie für Teenager und Kleinkinder
Blutzuckerschwankungen und einen wechselnden Insulinbedarf haben besonders häufig junge DiabetikerInnen. „Die unterschiedlichen Nahrungsmengen, die kleine Kinder zu sich nehmen, sowie ihr wechselnder Bewegungsdrang stellen eine besondere Herausforderung für die Diabetes-Therapie dar. Mit einem ausgeprägten Dawn-Phänomen haben wiederum Teenager häufig zu kämpfen. Eine Insulinpumpe ist bei jungen PatientInnen am besten geeignet, denn hier kann der Basalinsulinbedarf fein dosiert und auch in Kleinstmengen abgegeben werden“, erläutert Univ.-Prof. Dr. Birgit Rami-Merhar, MBA, Diabetesambulanz, Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde, Wien. Die sensorunterstützte Therapie (kontinuierliche Glukosemessung) bietet den Eltern eine zusätzliche Hilfestellung mit Trendangaben in welche Richtung sich der Glukosespiegel gerade bewegt sowie mit der oben genannten Alarmfunktion bei Hypoglykämiegefahr.