Insulinpumpe MiniMed 670 jetzt auch in Österreich verfügbar
Wien (APA) - Erstmals steht auch in Österreich ein automatisiertes Insulinpumpen-System für Typ-1-Diabetiker zur Verfügung, das 24 Stunden lang das Basalinsulin abseits der Aufnahme von Kohlenhydraten mit dem Essen abgibt. Die Patienten sind damit rund 70 Prozent am Tag mit ihrem Blutzuckerspiegel im Zielbereich, teilte der Medizintechnikkonzern Medtronic am Montag mit.
Das MiniMed 670G System misst die Glukose-Werte und individualisiert und automatisiert die Abgabe des Basalinsulins. Das System besteht aus einer am Körper getragenen Insulinpumpe und einem Glukosesensor, der kontinuierlich die Werte ermittelt. Basierend darauf dosiert die Pumpe die Abgabe des Insulins. Die Pumpe erhöht deutlich die "Zeit im Zielbereich": Diese wichtige Kenngröße für die Qualität der Einstellung des Glukosespiegels bezeichnet jenen Zeitanteil, bei dem der Glukosespiegel von Diabetes-Patienten im optimalen Bereich von 70 bis 180 mg/Deziliter Blut liegt. Die Insulinabgabe wird alle fünf Minuten entsprechend den Werten angepasst, welcher der Glykosesensor misst. Zu den Mahlzeiten müssen die Typ-1-Diabetiker allerdings weiterhin kurz wirksames Insulin dazu spritzen. Bei Verwendung des Systems erfolgt auch das über die Pumpe.
Weltweit gibt es bereits mehr als 180.000 Anwender des Systems, die ersten Erfahrungen österreichischer Experten seien ebenfalls sehr gut, hieß es. Das MiniMed 670G-System kann bereits in allen spezialisierten Diabeteszentren in Österreich verordnet werden.
Studien zufolge befinden sich Anwender mehr als 70 Prozent des Tages im Zielbereich. "Die Patientendaten sind ermutigend: Das System bringt Stabilität, Sicherheit und Zeitgewinn", wurde Ingrid Schütz-Fuhrmann (3. Medizinische Abteilung mit Stoffwechselerkrankungen und Nephrologie, mit Ambulanz; KH Hietzing), zitiert. "Gut informierte und vorbereitete Menschen mit Diabetes mellitus Typ 1 profitieren durch eine deutlich geringere Schwankungsbreite ihrer Glukosewerte. Das System verfügt über die notwendigen Sicherheitsparameter und erlaubt somit eine breite Anwendung."
Das System hat die CE-Kennzeichnung für die Behandlung von Patienten mit Diabetes mellitus Typ 1 ab einem Alter von sieben Jahren erhalten. "Derzeit laufen Studien, um die Indikation auf jüngere Patientengruppen zu erweitern", sagte Birgit Rami-Merhar, Leiterin der Diabetesambulanz der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde der MedUniWien. "Vor allem bei Kindern gibt es eine große glykämische Variabilität (Blutzuckerschwankungen; Anm.), jede Nacht verläuft anders." Speziell nächtliche Hypoglykämien mit zu wenig Glukose im Blut sind gefährlich, weil das im Schlaf nicht auffallen muss und dann schwere Komplikationen drohen. Endziel der Medizintechnikindustrie ist natürlich eine Insulinpumpe, die sowohl die Basalinsulinversorgung als auch die Blutzuckerkontrolle rund um das Essen automatisch steuert.