IMMER nach den Feiertagen sind meine Zuckerwerte höher!
Von Dr. Susanne Pusarnig
Kennen Sie das? Immer wieder sind Ihre Zuckerwerte nach Feiertagen höher als davor – oft wochenlang, hartnäckig. Es ist zum Ärgern, zum Aus-der-Haut-Fahren! Manchmal ertappen Sie sich bei dem Gedanken: „Ach wenn es doch gar keine Feieretage gäbe!“ – aber das wäre schade, für uns alle, auch für Sie!
Natürlich möchte man auch mit Diabetes die Feiertage genießen – bloß: wie macht man das, um die Blutzucker-Anstiege in den Wochen danach abzumildern oder am besten gar nicht erst entstehen zu lassen? Damit Sie nicht mehr jammern müssen im Jänner: „Meine Zuckerwerte bleiben hoch, auch wenn ich wieder so esse wie immer – das hat doch immer funktioniert, warum geht´s denn jetzt nicht???“
Dafür gibts es 3 Gründe. Die erzähle ich Ihnen jetzt und dann schauen wir, was Sie an den Tagen zwischen Weihnachten und Silvester schnell noch tun können, damit Ihr Zucker wieder ruhiger wird.
1. Stress!
Fast jede, fast jeder hat einiges an Stress zu den Feiertagen.
Leider – für die meisten Menschen ist Weihnachten nicht nur schön und ein Fest und Erholung sondern ganz im Gegenteil Ärger, Aufregung, Stress. Fast in jeder Familie gibts das eine Familienmitglied, das man nicht mag, das einen ärgert, nervt… oder es gibt Sorgen, Belastungen von früher. Oder – wenn man eine Traum-Familie hat – dann kann es doch sein, dass Weihnachten einfach viel Arbeit ist, mit Christbaum, Festessen, Einladungen, unangenehme Termine…
Stress erhöht die Zuckerwerte.
2. Weniger Bewegung
Die Tage sind kurz, kalt, finster…. man hat viele andere Termine, vielleicht keine Lust/keine Zeit für Bewegung. Das merken die Muskelzellen SOFORT und fahren ihren Stoffwechsel zurück… „Herrchen oder Frauchen braucht mich ja derzeit nicht….“ . Weniger Zucker wird benötigt, weniger Zucker fließt aus dem Blut in die Muskelzelle, im Blut wird der Zuckergehalt immer höher.
Bewegungsmangel erhöht die Zuckerwerte.
3. „Insulin-Resistenz“
Ihr Körper reagiert nicht mehr so gut auf Insulin wie vor den Feiertagen. Das ist eine Folge der ersten beiden Gründe. Dabei ist es egal, ob Sie Ihr Insulin selbst produzieren oder ob Sie Insulin spritzen. Wenn Ihr Körper auf Insulin nicht mehr gut reagiert, dann „reicht“ das Insulin nicht mehr aus, um Ihnen gute Zuckerwerte zu bescheren!
„Insulin-Resistenz“ bedeutet: Ihr Körper reagiert schlechter auf das Insulin als sonst.
Die Ursachen:
An Feiertagen sind längere Zeit zu viel Zucker (Glukose) und zu viele „Freie Fettsäuren“ im Blut herum geschwommen. Diese Fettsäuren kommen aus üppiger Nahrung wie zum Beispiel Vanillekipferl, Braten, gebackener Karpfen, Aufschnitt, Brötchen mit Mayonnaise und … hab ich schon Vanillekipferl gesagt? Sie verstehen schon was ich meine.
Bei diesem Überangebot machen die Zellen „dicht“, sie lassen nicht mehr so leicht Zucker in die Zelle rein wie sonst – was dazu führt, dass im Blut mehr Zucker ist. Wie das genau funktioniert und wie das mit „Insulinresistenz“ zusammenhängt, dazu hören Sie mehr in einer guten Diabetes-Schulung, das ist aber im Detail jetzt gar nicht so wichtig.
1 – Stress
2- Bewegungsmangel
3- Insulin-Resistenz
Sie sehen – alle 3 Gründe für höhere Zuckerwerte treten oft gerade zu Weihnachten und Silvester zusammen auf. Das ist sicher die Zeit, wo die meisten Menschen mit Diabetes mit hohen Zuckerwerten kämpfen! Leider bleiben die Zuckerwerte auch nach den Feiertagen oft erhöht.
Was kann man dagegen tun?
1. Stress zurückfahren!
Weihnachten ist ja schon vorbei… Was beruhigt Sie denn? Musik hören, meditieren, Musik selbst machen, malen, einen netten Film anschauen? Bester Tipp: Spazieren gehen, wenn´s geht in der Natur. Das wirkt wunderbar gegen Stress und es ist auch noch gut um:
2. Den Muskel-Stoffwechsel ankurbeln!
Zeigen Sie Ihren Zellen, dass die Pausen-Zeit vorüber ist! Wenn Sie nicht grad begeisterter und gut trainierter Sportler sind, reicht dazu Gehen. Ja, einfach wieder ein halbes Stündchen absichtslos vor sich hin spazieren. Sie werden sehen, das entspannt, Sie fühlen sich danach besser und haben hoffentlich auch Ihre Muskelzellen wieder aufgeweckt.
3.Insulin-Resistenz beseitigen
Ihr Körper regiert gerade nicht so gut auf Insulin, die Zellen spüren das Überangebot –die Lösung ist klar: zeigen Sie den Zellen, dass das nicht so weitergeht! Lassen Sei Ihre Zellen ein bisschen hungern! Am einfachsten: ein paar Tage „extrem brave“ Diabetes-Diät halten – da weiß schon jeder und jede was ihm oder ihr guttut!
Gut wären auch:
Längere Fasten-Perioden - Dabei kommt es darauf an, womit Sie Ihren Diabetes behandeln:
Sie nehmen nur Tabletten?
Meistens können Sie dann unbesorgt Mahlzeiten ausfallen lassen.
Große, SEHR WICHTIGE Ausnahme: Sulfonylharnstoffe, Tabletten wie zum Beispiel Glimeperid, Amaryl, Gliclazid, Diamicron. Das sind Tabletten, die Hypos (Unterzuckerungen) auslösen können und wenn Sie die nehmen, dürfen Sie nicht einfach Mahlzeiten ausfallen lassen. Sie sollten ohnehin wissen, wie Ihre Tabletten wirken –und wenn nicht, schauen Sie in der Medikamenten-Suchmaschine https://www.zuckertante.at/medikamenten-suchmaschine/ der Zuckertante nach oder fragen Sie die Zuckertante: https://www.zuckertante.at/fragen/
Tabletten tagsüber, Insulin abends?
Da sollten Sie zumindest das Frühstück nicht ausfallen lassen, weil da das abendliche Insulin noch etwas wirkt. Unterm Tag kommts drauf an welche Tabletten (siehe oben) und welches Insulin. Hier ist es besser, doch die gewohnten 3 Mahlzeiten zu nehmen und dabei auf besonders gesundes Essen mit nicht allzuviel Kohlenhydraten zu achten. Wenn Sie fasten, Mahlzeiten ausfallen lassen möchten, fragen Sie gerne vorab https://www.zuckertante.at/fragen/
Sie spritzen Insulin und berechnen die Dosis bei jedem Essen nach BE oder KE?
Dann haben Sie ja kein Problem, Mahlzeiten ausfallen zu lassen.
Achtung, wenn Ihr Körper wieder empfindlicher auf Insulin wird, kann es sein, dass auch das Basis-Insulin zu viel wird – Hypo-Gefahr! Das gilt besonders dann, wenn Sie wegen der hohen Werte Ihr Langzeit-Insulin schon erhöht haben. Aufpassen, häufig messen, Basal-Insulin rechtzeitig reduzieren!
Sie spritzen zum Frühstück und zum Abendessen Misch-Insulin?
Vielleicht auch zum Mittagessen? Da haben Sie es schwer, SIE dürfen auf gar keine Fall Mahlzeiten ausfallen lassen – sich um gesunde Mahlzeiten kümmern, das dürfen Sie aber schon!
Was ALLE tun können:
Was wirklich alle weglassen können, vielleicht erst einmal nur 1 -2 Tage vor Silvester: Die Kekserln, den Christstollen, das Früchtebrot zum Kaffee am Nachmittag und sonst so einiges so zwischendurch!
Weniger Essen, mehr Bewegung, Stress reduzieren: ja ich weiß, die „üblichen Verdächtigen“.
Jetzt wissen Sie, warum diese Maßnahmen so gut wirken (sollen). Probieren Sie es aus – Sie werden sehen, wie schnell Ihre Zuckerwerte besser werden! Dann sind Sie bereit für Silvester und danach fängt ja wieder der Alltag an, wo Sie Ihre Zuckerwerte in Ruhe wieder einfangen können!
Wenn Sie mögen: kommen Sie in meine Facebook-Gruppe „Diabetes Start 2022“ – wir reden da auch über dieses Thema und haben es auch sonst schon lustig!
Alles Gute jetzt schon für 2022!
Ihre Dr. Susanne Pusarnig
Die Autorin:
MR Dr. Susanne Pusarnig
Ärztin für Allgemeinmedizin, Schwerpunkt Diabetes mellitus Typ 2
Ordination privat:
Dommayergasse 2, 1130 Wien
Tel. für Termine: (01) 877 80 60
Email: ordination(at)pusarnig.at
Web: www.zuckertante.at
www.wiener-diabetes-schule.at
Facebook: https://www.facebook.com/zuckertante
Gruppe für Typ 2 Diabetiker: Diabetes-Start 2022, https://www.facebook.com/groups/540777259984226
MR Dr. Susanne Pusarnig behandelt, berät und begleitet Menschen mit Typ 2 Diabetes seit mehr als 25 Jahren.
Zuerst als Ärztin in einer großen Spitals-Ambulanz im Krankenhaus Hietzing, in der Diabetes-Ambulanz der Wiener Gebietskrankenkasse am Wienerberg, und danach als Hausärztin in ihrer Kassen- Ordination im Süden Wiens.
Seit 2018 ist Dr. Pusarnig Privatärztin in ihrer Ordination in Wien Hietzing und im Internet als „Zuckertante“ aktiv.
Dr. Pusarnig ist Spezialistin für online Schulungen, Webinare, online Kurse – alles zum Thema Diabetes mellitus Typ 2. Sie wendet sich mit Informationen über Typ 2 Diabetes an Patienten und Patientinnen, an Ärzte und Ärztinnen, an Pflegepersonal, Coaches und Trainer und Trainerinnen – an alle, die mit Menschen(gruppen) arbeiten.
Dr. Pusarnig weiß genau, was Diabetiker brauchen:
Sicherheit!
Sicherheit, dass da jemand erreichbar ist.
Sicherheit in der Behandlung, bei der Vorsorge zur Vermeidung von Spätschäden, beim Besprechen von Zuckerwerten ohne Schimpfen und Vorwürfe...
Als Zuckertante...
- Ist sie da für Sie, erklärt, motiviert, begleitet
- bringt sie Ihnen das Wissen, das man am Anfang braucht
- erklärt sie Ihnen, wie Ihre Medikamente wirken
- zeigt sie Ihnen Neuigkeiten aus der Welt des Diabetes
- bespricht sie gerne Ihre Zucker-Protokolle mit Ihnen, in ihrer Ordination n Wien-Hietzing oder per Video-Ordination
- beantwortet sie Fragen zu Typ 2 Diabetes,
- erinnert auf Wunsch an fällige Termine zu Vorsorge-Untersuchungen,
- bietet, wenn Sie das möchten, einen Online-Rezept-Service an...
- ...und ist einfach auch online für Sie und Ihren Diabetes da!