Hoffnung für Typ-1-Patienten: Neue Diabetes-Therapie mit Organoiden
Forscher und Forscherinnen aus den USA haben einen neuen Therapieansatz für Diabetiker entwickelt: In der Petrischale gezüchtete Pankreaszellen bringen den Blutzuckerspiegel wieder ins Lot – bei Mäusen funktioniert die Methode bereits, nun sollen klinische Versuche am Menschen folgen.
Von der Möglichkeit, Organe im Labor herzustellen, träumen Wissenschaftler schon lange. Doch erst in den letzten zehn Jahren sind die technischen Voraussetzungen soweit gediehen, dass aus der Vision ein konkretes Forschungsprogramm werden konnte. Mitverantwortlich für diesen Fortschritt war nicht zuletzt ein Team des Instituts für Molekulare Biotechnologie in Wien, hier vor allem bei sogenannten Hirn-Organoiden, also Miniatur-Ausgaben des menschlichen Gehirns, die sich etwa für das Studium von neuronalen Erbkrankheiten anbieten.
Das Wissenschaftsmagazin „The Scientist“ titelte 2013 „Organoids galore“ und wertete die neue Methode aus Österreich als einen der wichtigsten wissenschaftlichen Durchbrüche des Jahres.
Ersatzorgan aus dem Labor
Es gibt noch einen weiteren Grund, warum um die Organoide in den letzten Jahren einen regelrechter Forschungsboom entstanden ist: Die in der Regel nur einige Millimeter großen Zellverbände könnten langfristig Ersatzteile für den menschlichen Körper liefern – und somit Therapien von bisher unheilbaren Krankheiten ermöglichen. Von einem vielversprechenden Experiment in diesem Anwendungsfeld berichtet diese Woche das Fachblatt „Nature“.
Ein Team um Ronald Evans vom Salk Institute in Kalifornien hat an Typ-1-Diabetes leidende Mäuse erfolgreich mit so einem Ersatzorgan aus dem Labor behandelt. Derartige Therapien wurden früher auch schon versucht, und zwar per Transplantation von Gewebe gesunder Spender. Der gravierende Nachteil dieser Methode war allerdings, dass die Patienten lebenslang Immunhemmer schlucken mussten, um eine Abstoßung des fremden Gewebes zu verhindern.
Das ist bei der von Evans vorgestellten Methode nicht notwendig. Er und sein Team stellten aus pluripotenten Stammzellen zunächst vereinfachte Versionen der Bauchspeicheldrüse her, die sich dann nach der Transplantation ähnlich verhielten wie Pankreasinseln – jene Zellen also, die Insulin ins Blut abgeben.
Therapie bei Mäusen erfolgreich
Wie die Forscher und Forscherinnen in ihrer Studie schreiben, waren dafür einige molekulare Tricks notwendig, der Energiehaushalt der gezüchteten Zellen musste zunächst angekurbelt werden, ebenso brauchte es eine Methode, um die transplantierten Pankreaszellen vor dem Immunsystem gleichsam zu verstecken. Die Lösung für Problem Nummer eins fanden die Wissenschaftler bei einem Rezeptor des Zellkerns, bei dem anderen Problem ließen sie sich von einem ganz anderen Forschungsgebiet inspirieren, nämlich von der Immuntherapie gegen Krebs. In ihren nächsten Versuchen wollen die US-Forscher nachweisen, dass die dergestalt therapierten Mäuse längerfristig gesund bleiben, dann stehen Vorversuchen für klinische Studien nichts mehr im Wege. In Österreich sind rund 30.000 Menschen von Typ-1-Diabetes betroffen, Tendenz steigend.
Quelle: Robert Czepel, science.ORF.at