„Heute ist alles schon viel angenehmer“
Von Elisabeth Schneyder
„Ich bin eigentlich immer gut damit zurechtgekommen“, erinnert sich Thomas Friz, und tut gelassen sein Motto kund: „Was ich nicht ändern kann, ist eben so – und wird sich machen lassen.“ Ein respektabler Satz von einem Mann, der als Zwölfjähriger das geliebte Fußballspielen beim Villacher SV sein lassen musste, weil es für diabetische Kinder damals „nun einmal so“ war.
Als ihr Sohn ohne erkennbare Ursache plötzlich Gewicht verlor konsultierten Friz’ Eltern den Hausarzt, der die Diagnose Diabetes Typ 1 erstellte und Thomas’ bis dahin unbeschwertem Kinder-Leben damit ein jähes Ende setzte: „So recht verstanden hab’ ich das alles damals noch nicht. Die Möglichkeit, selbst zu messen, gab es erst deutlich später. Ich musste also alle paar Wochen zum Arzt, zu bestimmten Zeiten essen und die Broteinheiten genau zählen. Einmal täglich stand meine Spritze auf dem Programm – das waren noch so große, aus Glas und mit Ampullen vorne dran, die man auskochen musste. Heute ist das viel angenehmer, weil man nicht mehr zu stechen braucht, selbst messen kann und es Sensoren gibt.“
Er habe sich die Lebensfreude dennoch nie vergällen lassen, erzählt der heute 49-jährige Kärntner, der seit dem Studium in Wien wohnt und inzwischen selbst einen elfjährigen Sohn hat. Friz Junior darf, was seinem Vater Thomas verwehrt blieb, weil man zu dessen Kinderzeit aus Sorge um etwaige Unterzuckerung ein Sport-Verbot für Diabetiker verhängte: „Mein Sohn geht täglich begeistert zum Fußballtraining. Und ich begleite ihn, wenn es geht, sehr gerne. Selbst bin ich allerdings nur selten sportlich aktiv, weil mir dazu – genau wie vielen anderen Leuten – Zeit und manchmal ein wenig die Motivation fehlen.“
Als Jugendlicher war Thomas Friz jedoch viel unterwegs, reiste mit Freunden via Interrail, gönnte sich aufregende Trips durch touristisch höchstens peripher erschlossene Regionen in Ländern wie China und Russland. „Ich dachte mir, man muss nicht alle gar so ernst nehmen. Natürlich sollte zum Beispiel das Insulin, das ich stets mitführen musste, durchgehend gekühlt werden. Aber das ging halt manchmal nicht so ganz perfekt. Hätte ich mich davor gefürchtet, hätte ich all die schönen Dinge nicht tun können. Ich wollte mich aber nicht zu sehr einschränken lassen, sondern einfach leben!“ Dass er dabei nie zu Schaden kam, sei wohl auch seiner insgesamt guten Konstitution zu danken, meint Friz: „Ich bin sehr selten krank. Und im Grunde habe ich immer alles gemacht, was ich als Diabetiker musste. Ich hab’ es einfach so genommen, wie es ist, und bin bestmöglich damit umgegangen.“
Das tat Friz auch in seinen gut 20 stressigen Berufsjahren in Werbeagenturen. Und zwar mit Erfolg. Als Grafiker, in der Bildbearbeitung und auch als Teamleiter. Dass er der Krise in der Branche wegen seit Kurzem auf Jobsuche ist, macht ihn nicht froh. Dass für Menschen mit Diabetes heute Hilfsmittel zur Verfügung stehen, die den Alltag deutlich leichter machen als zu seiner Jugendzeit freut ihn hingegen sehr: „Ich habe vieles probiert und den für mich besten Weg gefunden – mit meinem Pen, zwei Mal 12 Einheiten Lantus für die Basalrate am Morgen und am Abend, sowie Humalog je nach Bedarf. Ich kann essen, wann ich will, achte auf meine Werte und finde es großartig, dass es heute Technologien wie den Sensor FreeStyle Libre gibt. Den haben jetzt auch viele Kinds am Arm kleben und können deshalb sorgenfrei Sport betreiben. Die Einschränkungen von damals fallen damit weg. Das ist doch wunderbar!“
Die Frage, was er selbst anderen Diabetikern raten würde, beantwortet Friz mit jener Gelassenheit, die auch sein Lebensmotto bestimmt: „Die Dinge nehmen, wie sie sind. Und damit umgehen lernen. Dann wird Diabetes auch nicht zur Belastung“.