Hat der HbA1c ausgedient?
Ärzte widmen dem HbA1c viel Aufmerksamkeit, da niedrige Werte einen gut eingestellten Diabetes signalisieren. Kritiker stellen den Laborwert jedoch in Frage und halten harte klinische Endpunkte für relevanter. Wird uns der HbA1c bald verlassen?
Bei der optimalen Versorgung von Diabetikern gilt es, Entgleisungen des Blutzuckerspiegels möglichst zu vermeiden, Folgeschäden zu minimieren und eine gute Lebensqualität zu sichern. Die langfristige Kontrolle des Blutzuckerspiegels wird bereits seit Jahrzehnten über den HbA1c-Wert verfolgt, der Hinweise auf den mittleren Glukosespiegel in den vergangenen zwei bis drei Monaten liefert. Es werden jedoch Stimmen laut, die den „glukozentrischen“ Ansatz in Frage stellen und folgende klinische Endpunkte für wichtiger halten: Hypo-, Hyperglykämien, Sehstörungen, Symptome einer peripheren oder autonomen Neuropathie, Ulzerationen der unteren Extremitäten, Nierenfunktionsstörungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und die Lebensqualität.
Ein altgedienter Laborwert
Die Verwendung des HbA1c für das Diabetes-Monitoring resultiert aus großen klinischen Studien vorwiegend mit Typ-1-Diabetikern, in denen Zusammenhänge zwischen dem HbA1c und Albuminurie, Laser-Netzhautbehandlungen oder Nervenleitungsstörungen gezeigt wurden, die als sogenannte Surrogatparameter mikrovaskuläre Schäden andeuten. Heute gibt es wesentlich mehr Typ-2-Diabetiker, und Kritiker bemängeln, dass Ergebnisse von Typ-1-Diabetikern nicht ohne weiteres auf sie übertragen werden können, weil beiden Erkrankungen unterschiedliche Pathomechanismen zugrunde liegen.