Haferkur effektiv bei Schwangerschaftsdiabetes
Sogenannte Hafertage werden insbesondere bei Patienten mit Typ-2-Diabetes angewendet, um den Blutzuckerspiegel und Insulinbedarf zu senken. Eine iranische Studie untersuchte nun den Effekt einer Haferdiät bei Schwangeren mit Gestationsdiabetes und konnte auch für diese Patientengruppe positive Effekte feststellen.
(28.3.2022) - Schwangerschaftsdiabetes ist eine der häufigsten Ursachen für geburtsbedingte Komplikationen sowohl bei der Mutter als auch beim Kind. Eine strenge Blutglukosekontrolle ist daher von hoher Bedeutung. Kann diese nicht durch Lebensstilmodifikationen erreicht werden, müssen die werdenden Mütter Insulin spritzen. Seit Kurzem sind auch bestimmte Metformin-Präparate zur Anwendung in der Schwangerschaft zugelassen.
Positive Effekte von Hafer auf Blutglukosespiegel
In der Praxis werden Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 gelegentlich mit einer Haferkur (sogenannte Hafertage) behandelt, um den Insulinbedarf zu senken und den Blutzuckerspiegel zu verbessern. Hafer ist reich an Beta-Glucan und stellt daher eine gute Quelle für lösliche Ballaststoffe dar. Es wird angenommen, dass Ballaststoffe aufgrund ihrer Unverdaulichkeit im Dünndarm und ihrer Fermentierung im Dickdarm positive Wirkungen wie Abführung, Senkung der Blutfette oder Modulation des Blutzuckerspiegels haben.
Die Europäische Agentur für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat die Datenlage zum Verzehr von Beta-Glucanen aus Hafer und Gerste geprüft und bestätigt, dass die Nahrungsmittel zur Aufrechterhaltung normaler LDL-Cholesterinkonzentrationen im Blut und Verringerung der postprandialen glykämischen Reaktionen beitragen können.
Zu dem Effekt einer Haferkur auf den Blutzuckerspiegel bei Schwangeren mit Gestationsdiabetes liegen bisher kaum Daten vor. Aus diesem Grund haben Wissenschaftler der Ahvaz Jundishapur University of Medical Sciences (AJUMS) im Iran eine Studie zu den Auswirkungen der Verwendung von Hafermehl auf Schwangerschaftsdiabetes durchgeführt. Die Daten wurden im Journal »BMC Endocrine Disorders« veröffentlicht.
Methodik
In der randomisiert-kontrollierte klinische Studie wurden schwangere Frauen, die das Gesundheitszentrum von East Ahvaz und die Hebammenklinik des Imam Khomeini Krankenhauses in Ahvaz, Iran, aufsuchten, untersucht. Einschlusskriterien waren das Vorhandensein eines Handys, ein Alter zwischen 18 und 35 Jahren, ein beeinträchtigter Blutzuckerspiegel (Nüchternblutzucker ≥92 mg/dl, 1h-Glukose-Toleranz-Test ≥180 mg/dl oder 2h nach dem Verzehr von 75 g Glukose ≥153 mg/dl) und eine Schwangerschaft in der 24. bis 28. Woche. Der Studienzeitraum erstreckte sich vom 4. Februar bis zum 4. Juni 2020.
Vor der Intervention wurden bei allen Frauen Blutproben entnommen, um den Nüchternblutzucker und den Blutzucker eine und zwei Stunden nach der Verabreichung von 75 g oraler Glukose zu bestimmen (oraler Glukose-Toleranz-Test, oGTT).
Anschließend wurden die Teilnehmerinnen nach dem Zufallsprinzip im Verhältnis 1:1 in zwei Gruppen von jeweils 56 Personen aufgeteilt. Die Fallgruppe erhielt eine Standarddiät mit Haferkleie (30 g bzw. drei bis vier halben Esslöffel Haferkleie täglich zum Mittag- und Abendessen) und die Kontrollgruppe eine Standarddiät ohne den Verzehr von Haferkleie. Beide Interventionen wurden über vier Wochen durchgeführt. Zur Überwachung der Teilnehmerinnen wurden Telefonanrufe getätigt, um sie an den Verzehr zu erinnern und sich nach eventuellen Allergien zu erkundigen.
Der Nüchternblutzucker und der Blutzucker zwei Stunden nach dem Frühstück wurden zwei und vier Wochen nach Beginn der Intervention in beiden Gruppen kontrolliert.
Ergebnisse
Fünf Personen aus der Haferkleie-Gruppe und drei Personen aus der Kontrollgruppe wurden aufgrund unzureichender Mitarbeit von der Studie ausgeschlossen. Daher wurden die Ergebnisse mit 51 Probanden in der Haferkleie-Gruppe und 53 Probanden in der Kontrollgruppe ausgewertet.
Die beiden Gruppen unterschieden sich nicht signifikant hinsichtlich ihrer Eigenschaften in Bezug auf Durchschnittsalter (p=0,507), Body-Mass-Index (p=0,273), ethnische Zugehörigkeit (p=0,058), Lebenssituation (Beruf, Bildung, Wohnort, Wohneigentum) sowie das mittlere Schwangerschaftsalter (p=0,277), die Parität (p=0,433), die Gravidität (p=0,208) und die Anzahl der Kinder (p=0,352).
Beim Vergleich der 3-Tage-Erinnerungen in Bezug auf die durchschnittliche Fettaufnahme (p=0,67), die durchschnittliche Kohlenhydrataufnahme (p=0,28), die Proteinaufnahme (p=0,23) und die Ballaststoffaufnahme (p=0,46) wurde ebenfalls kein signifikanter Unterschied festgestellt.
Fazit
Die Studie zeigt, dass Haferdiäten über vier Wochen im Vergleich zu konventionellen Diäten allein auch bei Schwangerschaftsdiabetes einen positiven Effekt auf die Blutzuckerspiegel haben können. Da die Studie nur eine recht kleine Patientengruppe in einem kurzen Zeitraum einschloss, empfehlen die Wissenschaftler weitere Untersuchungen an einem größeren Patientenkollektiv mit längerer Dauer. Zudem seien Studien an schwangeren Frauen mit bereits bestehendem Diabetes mellitus von Interesse.
Die zunehmende Anzahl Diabetespatienten, insbesondere auch in Bezug auf Gestationsdiabetes, mache es notwendig, Behandlungen mit weniger Komplikationen, hoher Wirksamkeit und geringeren Kosten zu finden.
Quellen:
Barati, Z., Iravani, M., Karandish, M. et al. The effect of oat bran consumption on gestational diabetes: a randomized controlled clinical trial. BMC Endocr Disord 21, 67 (2021). DOI: 10.1186/s12902-021-00731-8
EFSA: Scientific Opinion on the substantiation of health claims related to beta-glucans from oats and barley. EFSA Journal 2011; 9: 2207. DOI: 10.2903/j.efsa.2011.220
Hou Q, Li Y, Li L, Cheng G, Sun X, Li S, Tian H. The Metabolic Effects of Oats Intake in Patients with Type 2 Diabetes: A Systematic Review and Meta-Analysis. Nutrients. 2015 Dec 10;7(12):10369-87. DOI: 10.3390/nu7125536