Grüner Tee bei Diabetes: Schlankmacher und Wundermittel?
Von Mag. Christopher Waxenegger*
Schon seit längerem gibt es Hinweise, dass der Konsum von Tee, das Risiko an Diabetes zu erkranken verringert. Bei bereits diagnostiziertem Diabetes kann Tee dabei helfen den Blutzuckerverlauf zu normalisieren, die Insulinwirkung zu verbessern und freie Radikale im Körper zu eliminieren.
Doch Achtung! Mit Tee ist ausschließlich unbehandelter grüner Tee gemeint. Für Schwarz-, Früchte und Kräutertees konnte bislang kein positiver Effekt nachgewiesen werden.
Tee und teeähnliche Produkte
Ursächlich für die vorteilhafte Wirkung des grünen Tees bei Diabetes dürften der geringe Verarbeitungsgrad und der damit einhergehende hohe Anteil von Polyphenolen in den Teeblättern sein. Früchtetees bestehen in der Regel aus getrockneten Obstbestandteilen und Kräutertees aus den zerkleinerten und an der Luft getrockneten oberirdischen Anteilen von Kräutern. Streng genommen handelt es sich bei Früchte- und Kräutertees also um gar keinen Tee im eigentlichen Sinn, denn Tee wird ausschließlich aus den Blättern der Teepflanze (Camellia sinensis) hergestellt. Diese immergrüne Pflanze ist in Asien beheimatet und gelangte erst im 18. Jahrhundert nach Europa. Während bei der Herstellung des Schwarztees die Blätter der Pflanze geerntet und im Anschluss mithilfe von Hitze fermentiert werden, wodurch übrigens auch die schwarze Färbung resultiert, wird auf den Fermentationsprozess beim grünen Tee verzichtet. Stattdessen werden die Enzyme im Blatt durch schonende Pfannenröstung (China) oder das Bedampfen mit heißem Wasserdampf (Japan) inaktiviert. Diese Verfahren garantieren einen maximalen Gehalt an gesundheitsfördernden Inhaltsstoffen, unter anderem von Polyphenolen.
Polyphenole als Wirksubstanzen
Chemisch gesehen handelt es sich bei Polyphenolen um zusammenhängende Strukturen, die zur Gruppe der sekundären Pflanzeninhaltsstoffe gezählt werden. Sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe schützen die Pflanze vor äußerlichen Schadeinwirkungen und Fressfeinden, im Gegensatz zu primären (z.B. Zucker, Stärke), die für den Energiestoffwechsel und das Wachstum benötigt werden. Aufgrund ihrer chemischen Struktur sind Polyphenole in der Lage freie Radikale abzufangen und andere Verbindungen, Zellen und Gewebe vor deren schädlichen Einflüssen zu schützen. Sprich, sie erhöhen die antioxidative Kapazität der Pflanze und die des menschlichen Körpers. Das kann im Blut mit dem TEAC (Trolox Equivalent Antioxidative Capacity) Test gemessen werden.
Erhöhte oxidative Belastung bei Diabetes
Diabetes führt nicht nur zu gesteigerten Blutzuckerwerten, er beeinflusst auch Fettwerte, Blutdruck sowie das Körpergewicht und kann Gefäße nachhaltig umbauen. Meist beginnt dieser Prozess bei den kleineren und kleinsten Gefäßen des Körpers, in den Augen, der Niere oder den dünnen Nervensträngen in Armen und Beinen. Ständig zu hohe Zuckerwerte im Blut fördern die Anlagerung der Zuckermoleküle an die Aminogruppen von Proteinen. Im nächsten Schritt wird das Zuckermolekül irreversibel an das Protein gebunden und die Aminogruppen oxidiert. Diese sogenannten glykosilierten („verzuckerten“) Proteine werden für die Messung des Hba1c-Wertes herangezogen, welcher das glykosilierte Hämoglobin im Blut und die Einstellung des Diabetes widerspiegelt. Derartige Reaktionen können durch Antioxidantien wie Vitamin C, Vitamin E, alpha-Liponsäure und eben auch Polyphenole verhindert werden. Es wird angenommen, dass grüner Tee, durch die Unterdrückung der Anheftung von Zuckermolekülen an die Proteine von Blutbestandteilen und Gefäßen, Entzündungsvorgänge und strukturelle Änderungen unterbindet.
Fazit
Um viele Polyphenole aufzunehmen, empfehlen sich zum einen der Konsum von zumindest 3 Tassen ungesüßten grünen Tees über den Tag verteilt und zum anderen der Gebrauch von hochwertigen Teesorten. So enthalten kurz vor der Ernte mit Bambusmatten überspannte Teepflanzen bzw. Teesorten mit jungen Blattrieben besonders viele Polyphenole. Doch was, wenn man kein Teeliebhaber ist oder im Sommer der Gedanke an warmen Tee nicht unbedingt mit etwas positiven verknüpft wird? Hier schaffen Grünteekapseln Abhilfe, welche die gemahlenen Grünteeblätter und deren Inhaltsstoffe enthalten. Oft wird der Gehalt an Polyphenolen explizit auf der Packungsaußenseite angegeben. Dieser sollte sich zwischen 100 bis 500mg pro Tag bewegen, was in etwa 1 bis 5 Tassen grüner Tee entspricht.
*Christopher Waxenegger ist Pharmazeut, Fach-Autor und Typ-1 Diabetiker.
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