Glukagon jetzt auch durch die Nase
Viele Menschen, die an insulinpflichtigem Diabetes erkrankt sind haben schon die Erfahrung einer schweren Unterzuckerung gemacht. Wenn nichts mehr geht, kommt bisher die Glucagonspritze zum Einsatz. Das könnte sich jetzt ändern.
Die EU-Kommission hat Baqsimi®, dem ersten Glukagon-haltigen Nasenspray, die Zulassung erteilt. Laut Hersteller Lilly ist es vorgesehen zur Behandlung schwerer Hypoglykämien bei Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern ab vier Jahren mit Diabetes mellitus.
Immer wieder kommt es vor, dass bei Patienten mit Diabetes der Blutzucker zu stark absinkt. Das Risiko für Hypoglykämien ist bei Typ-1-Diabetikern, aber auch bei Typ-2-Diabetikern, die mit Insulin, Sulfonylharnstoffen oder Gliniden behandelt werden, erhöht. Leichte Hypoglykämien kann der Betroffene durch die Aufnahme von schnell wirkenden Kohlenhydraten in der Regel selbst behandeln. Bei schweren Hypoglykämien, die zum Glück selten sind, muss die Glucose-Freisetzung aus der Leber durch die Zufuhr von Glukagon stimuliert werden. Hierzu braucht der Diabetiker die Hilfe anderer, da er meist nicht in der Lage ist, sich das Mittel selbst zu verabreichen.
Baqsimi ist das erste Glukagon-Präparat in Form eines Nasensprays. Die nasale Anwendung stellt eine Erleichterung gegenüber bislang verfügbaren Glukagon-Produkten dar, die intramuskulär gespritzt werden müssen. Hersteller Lilly verweist in einer Pressemitteilung auf eine Studie, in der lediglich 16 Prozent der zuvor im Gebrauch unterwiesenen und keiner der ungeschulten Teilnehmer intramuskuläres Glukagon erfolgreich vorbereiteten und injizierten. Eine erfolgreiche Applikation von Baqsimi sei dagegen mehr als 94 Prozent der geschulten und 93 Prozent der ungeschulten Teilnehmer gelungen.
Das Nasenspray ist in Form von Einzeldosenbehältnissen verfügbar, die bei Raumtemperatur gelagert und stets mitgeführt werden können. Die Applikation ist auch bei erkältungsbedingt verstopfter Nase und gleichzeitig mit einem abschwellenden Nasenspray möglich, so der Hersteller. Die Nicht-Unterlegenheit zu herkömmlichen Glukagon-Präparaten sei in drei Studien gezeigt worden. Häufigste Nebenwirkungen waren Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Reizung der oberen Atemwege, tränende Augen, Augenrötung und Juckreiz.
In den USA ist Baqsimi auch schon zugelassen. Lilly rechnet in Deutschland mit der Markteinführung am 16. März 2020.
Für Österreich liegt uns aktuell kein Termin vor, wir werden ihn aber bekanntgeben, sobald wir Infos von Lilly Österreich haben.