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Genetischer Risikowert prognostiziert Schlaganfallrisiko

Eine Studie prognostiziert das Risiko eines Schlaganfalles anhand eines genetischen Risikowertes präziser als übliche Risikofaktoren wie Hypertension und Diabetes.

Hintergrund

Weltweit zählen Schlaganfälle zu den häufigsten Todesursachen. Zu 80% handelt es sich dabei um ischämische Schlaganfälle. Das Risiko für einen ischämischen Schlaganfall wird von einem komplexen Zusammenspiel von genetischen und klassischen Faktoren, beispielsweise Bluthochdruck und Diabetes, bestimmt.

Genetische Risikoscores können zur Risikoabschätzung von Erkrankungen eingesetzt werden. Die Risikovorhersage anhand dieser Scores bietet den Vorteil, dass die Wahrscheinlichkeit zu erkranken von Geburt an bekannt ist. „Die genomische Risikovorhersage, die auf der einzigartigen DNA-Sequenz eines Individuums basiert, hat deutliche Vorteile gegenüber etablierten Risikofaktoren, da sie von Geburt an dazu genutzt werden kann, um das Risiko abzuschätzen. Sie kann daher die Einleitung von Präventionsstrategien ermöglichen, bevor die Patienten konventionelle Risikofaktoren für Schlaganfälle wie Bluthochdruck oder zu hohe Blutfettwerte entwickeln“, sagt Professor Dr. Martin Dichgans, Direktor am Institut für Schlaganfall- und Demenzforschung (ISD) des Klinikums der Universität München [1].

Bei Schlaganfällen konnte gezeigt werden, dass genetische und klassische Risikofaktoren unabhängig voneinander wirken. Das bedeutet, dass bei Personen mit einem hohen genetischen Risiko eine Reduktion des Gesamt-Risikos durch entsprechende Lifestyle-Maßnahmen erreicht werden kann.

Zielsetzung

Ein internationales Team von Wissenschaftlern um Dichgans untersuchte die Vorhersage des Schlaganfallrisikos anhand eines genetischen Risikowertes im Vergleich zu den klassischen Risikofaktoren [2].

Methodik

Mithilfe eines Machine-Learning-Ansatzes untersuchten die Forscher genetische Daten auf schlaganfallbezogene Risikogene und ermittelten für jeden Probanden einen individuellen genetischen Risikowert. Die genetischen Daten waren von verschiedenen Forschungsgruppen weltweit erhoben worden.

In einem zweiten Schritt überprüften die Wissenschaftler die Aussagekraft der genetischen Risikoabschätzung anhand von 420.000 Patientendaten, die in der britischen Biobank hinterlegt sind.

Ergebnisse

Der in der Studie ermittelte genetische Risikowert (metaGRS [Genetic Risc Score]) sagt das Schlaganfallrisiko besser voraus als andere bekannte Risikofaktoren (LDL-Cholesterolspiegel, systolischer Blutdruck, Familienhistorie eines Schlaganfalls, Body-Mass-Index, Diabetes, Rauchen und Hypertension). Der genetische Risikowert kann auch Patienten identifizieren, die ein dreifach erhöhtes Risiko für einen zukünftigen ischämischen Schlaganfall haben.

Unter den klassischen Risikofaktoren besaß Bluthochdruck den besten Vorhersagewert.

Fazit

Die Studienergebnisse zeigen, dass genetische Daten eine präzise individuelle Risikoanalyse ermöglichen. Individuen mit einem dreifach erhöhten Risiko für einen ischämischen Schlaganfall können identifiziert werden. Insgesamt ist die Vorhersagekraft des genetischen Risikowertes metaGRS vergleichbar oder sogar besser als die klassischen Risikofaktoren zur Abschätzung des Risikos von Schlaganfällen.

Die Forscher schlussfolgern aus ihren Analysen, dass Personen mit einem hohen genetischen Risiko intensiverer Maßnahmen zur Minderung des Risikos bedürfen, als in den aktuellen Richtlinien empfohlen wird. Sie hoffen, dass der neue Ansatz eine effektivere Frühintervention für Personen mit einem hohen Risiko für Schlaganfälle und andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen ermöglicht.

Quelle: https://www.gelbe-liste.de/