Früher Typ-2-Diabetes der Eltern – hohes Typ-2-Risiko für Kinder
Je früher sich bei den Eltern im Verlauf des Lebens ein Typ-2-Diabetes manifestiert hat, desto höher ist das Risiko für die Nachkommen, die Stoffwechselerkrankung ebenfalls zu entwickeln.
Das Risiko eines Patienten für einen Typ-2-Diabetes hängt besonders von der genetischen Prädisposition ab. Aber durch die Familienanamnese kann man noch mehr erfahren, berichten dänische Forscher um Omar Silverman-Retana von der Universität in Aarhus.
Die Wissenschaftler haben in einer offenen registerbasierten Kohortenstudie untersucht, inwieweit das Diabetesrisiko eines Menschen vom familiären Status abhängt. Dazu wurden Daten aus dem dänischen Nationalregister von über zwei Millionen Probanden analysiert. Diese waren zu Studienbeginn 30 Jahre oder älter und nicht an Diabetes erkrankt. Binnen im Median 14 Jahren erkranken 76.633 von ihnen an Typ-2-Diabetes (Diabetologia 2020; 63: 934).
Rund viermal so hohes Risiko, wenn beide Eltern betroffen sind
Studienteilnehmer mit einem Elternteil oder einem Geschwister mit Typ-2-Diabetes hatten im Vergleich zu Kontrollpersonen gleichen Alters und Geschlechts mit stoffwechselgesunden Familien ein etwa doppelt so hohes Diabetes-Risiko. Waren beide Elternteile betroffen, ergab sich sogar ein rund viermal so hohes Risiko.
Waren die Mutter und ein Geschwister betroffen, stieg die Inzidenzrate weiter an: bei Frauen auf das 4,6-Fache, bei Männern auf das 4,4-Fache gegenüber Kontrollpersonen.
Das höchste Diabetesrisiko ergab sich bei Teilnehmern, deren Eltern oder Geschwister bereits in jungen Jahren erkrankt waren, etwa wenn sich bei Vater oder Mutter der Diabetes bereits im Alter von 50 Jahren manifestiert hatte oder bei Geschwistern bereits mit 30 Jahren. Deutlich geringer war das Diabetesrisiko, wenn ein Elternteil erst mit 80 oder ein Geschwister erst mit 60 die Krankheit bekommen hatte.
Kumulative Inzidenz berechnet
Silverman-Retana und Kollegen haben zudem die kumulative Inzidenz von Typ-2-Diabetes zum Beispiel für die 45-Jährigen ermittelt, und zwar über 20 Jahre. Ergebnis: War die Mutter nicht erkrankt, ergab sich bei Männern und Frauen bis zum 65. Lebensjahr eine kumulative Inzidenz von gut 1 Prozent.
War die Mutter hingegen im Alter von 70 an Diabetes erkrankt, ergab sich bei den Nachkommen bereits im Alter von 64 eine kumulative Inzidenz von 2 Prozent. Und hatte die Mutter bereits mit 50 ihren Diabetes, dann ergab sich bei den Nachkommen bereits mit 56 eine Inzidenz von 2 Prozent.
Fazit: Menschen, deren Väter, Mütter oder Geschwister bereits in mittleren Jahren an Typ-2-Diabetes erkrankt waren, entwickeln oft selbst die Stoffwechselkrankheit besonders früh. Die Studienautoren empfehlen daher Ärzten, bei der Familienanamnese das Diagnosealter diabeteskranker Angehöriger zu erfassen. Dies sei ein einfaches und relevantes Detail, um Gefährdeten präventive Maßnahmen nahezulegen oder bei ihnen die Diabetes-Früherkennung zu verbessern.
Quelle: https://www.aerztezeitung.de/