Fragwürdige Geschäfte mit Zuckerkranken
Hilft abnehmen, um seinen Diabetes wieder loszuwerden? Bei einigen Patienten kann das klappen. Aber auch mit niedrigeren Werten kann man in die Fänge einer Gesundheitsindustrie geraten.
Einmal Diabetes, immer Diabetes, lebenslang Medikamente: Das ist die landläufige Meinung zur „Zuckerkrankheit“. Beim Typ 1 stimmt das auch. Die Bauchspeicheldrüse stellt kein Insulin mehr her, und die Patienten müssen sich das Hormon lebenslang spritzen. Anders beim Typ 2. Es ist zwar eigentlich genügend Insulin da, aber es wirkt nicht mehr richtig an den Körperzellen – am häufigsten, weil die Betroffenen übergewichtig und erblich vorbelastet sind. Eine Weile produziert die Bauchspeicheldrüse einfach mehr Insulin, aber irgendwann kommt das Organ an seine Grenzen, der Blutzucker steigt an, und flugs hat der Patient seine lebenslange Diagnose. Reflexartig verschreibt dann so manch ein Arzt sofort Medikamente.
Doch das muss nicht sein. Ein Typ-2-Diabetes lässt sich so unterdrücken, dass die Blutzuckerwerte auch noch nach Jahren im normalen Bereich sind – und zwar durch eine radikale Abnehmkur. Jedem Dritten gelingt es damit, die Blutzuckerwerte zu normalisieren, und er kann auf Medikamente verzichten, so das Ergebnis der „Direct“-Studie unter Federführung von Roy Taylor von der Universität in Newcastle und Michael Lean von der Universität in Glasgow. Schon vor zwei Jahren hatten die Stoffwechselexperten die Ein-Jahres-Zahlen vorgestellt, jetzt berichteten sie über die Daten nach zwei Jahren.
Auch deutschen Diabetologen, die auf Kongressen gerne über die vielen neuen Diabetesmedikamente diskutieren, scheint das Thema nun offenbar wichtig zu sein. Sie haben Roy Taylor zum Kongresses der Deutschen Diabetesgesellschaft nach Berlin eingeladen, um sein Abnehmprogramm vorzustellen. Und das ist nicht ohne.