Forschung: DAS ist wirklich schuld, wenn man nicht abnehmen kann
(31.8.2023) - Der eine kann essen, was er will – und nimmt trotzdem nicht großartig zu. Der andere schaut die Schokolade, die Pizza oder die Cola nur mal kurz an und wiegt schon drei Kilo mehr. Wie kann das sein? Forscher der Charité Berlin fanden nun heraus: Nicht nur der Lebensstil, nicht nur die genetische Veranlagung machen uns dick. Auch eine Art Formatierung des DNA-Codes eines Sättigungsgens erhöht das Risiko der Fettleibigkeit – zumindest bei Frauen.
Sie haben richtig gelesen. Unter Umständen können Sie für Ihr Übergewicht nur bedingt etwas.
Fast jede zweite Frau hat Übergewicht
Übergewicht, insbesondere starkes, steigert das Risiko für eine Reihe von schwerwiegenden Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Krebs. Das Gesundheitsproblem wächst: Weltweit nimmt die Zahl übergewichtiger Menschen zu, in Deutschland geht man davon aus, dass zwei von drei Männern (60 Prozent) und knapp die Hälfte der Frauen (45 Prozent) zu viele Kilos auf die Waage bringen.
Was aber bestimmt, ob Menschen übergewichtig werden? Klar ist: Neben dem Lebensstil spielt Veranlagung eine große Rolle. Bei eineiigen Zwillingen ähnelt sich der Body-Mass-Index (BMI) zu 40 bis 70 Prozent. Auch wenn sie nicht in der gleichen Familie aufwachsen, bleibt diese große Ähnlichkeit bestehen. Mittlerweile sind mehrere Genvarianten bekannt, die das Gewicht beeinflussen – und damit das Risiko, Fettleibigkeit (Adipositas) zu entwickeln. Zusammengenommen können sie jedoch die beobachtete Erblichkeit nicht erklären. Forschende vermuteten deshalb, dass es zusätzliche, nichtgenetische Faktoren geben muss, die sich auf den Hang zum Übergewicht auswirken.
Übergewicht hängt auch mit Sättigungsgefühls-DNA zusammen
Und tatsächlich haben Forscher um Prof. Dr. Peter Kühnen, Direktor der Klinik für pädiatrische Endokrinologie der Charité, in einer Studie eine interessante Entdeckung gemacht. Demnach steigt das Risiko für Fettleibigkeit bei Frauen um etwa 44 Prozent, wenn an dem für das Sättigungsgefühl verantwortlichen Gen POMC (Proopiomelanocortin) besonders viele Methylgruppen haften.
Methylgruppen sind kleine chemische Einheiten, mit denen der Körper die Buchstaben des DNA-Codes markiert, um Gene an- oder auszuschalten, ohne die DNA-Buchstabenfolge zu ändern. Ein Vergleich: Die Wirkung ähnelt der Hervorhebung eines Abschnitts in einem Text, ohne dass der Text umgeschrieben wird.
Bezeichnet wird diese Art der „DNA-Formatierung“ als epigenetische Markierung. Sie wird bereits in der frühen Embryonalphase etabliert. Und ist leider kaum nennenswert zu beeinflussen. Zwar werden einige Nährstoffe, wie beispielsweise Betain, Methionin oder Folsäure damit in Zusammenhang gebracht.
DNA-Formatierung ist Zufall
„Unsere und auch andere Studien zeigen einerseits, dass Folsäure, Betain und andere Nährstoffe sich in begrenztem Maße auf den Umfang der Methylierung auswirken“, sagt Prof. Kühnen. Aber: „Wir haben dabei beobachtet, dass das ‚DNA-Formatierungssystem‘ insgesamt recht stabil ist und kleinere Schwankungen im Nährstoffangebot von den Zellen kompensiert werden. Auf der anderen Seite gibt es Hinweise, dass sich die Variabilität dieser ‚Formatierung‘ zufällig entwickelt. Das bedeutet, dass man zumindest aktuell noch nicht von außen beeinflussen kann, ob eine Person mehr oder weniger Methylierung in der POMC-Region aufweist.“
Quelle: https://www.berliner-kurier.de/