Experte für Molekularbiologie: „Absolute Horrorvision"
Die geplanten Experimente des Japaners Hiromitsu Nakauchi sind ein Angriff auf die Gattungswürde des Menschen, meint der Labormediziner und Molekularbiologe Paul Cullen.
Herr Professor Cullen, Sie beobachten seit langem Experimente, bei denen Mensch-Tier-Mischwesen erzeugt werden. Was ist für Sie das Besondere an den angekündigten Versuchen des Japaners Hiromitsu Nakauchi, die vergangene Woche die Welt in Aufregung versetzten?
Zunächst sollte man vielleicht erwähnen, dass an der Herstellung von Mensch-Tier-Mischwesen seit langem gearbeitet wird. Wichtig ist auch: Hiromitsu Nakauchi, der gleichzeitig an der Universität von Tokio und der Stanford Universität tätig ist, zählt zu den weltweit führenden Forschern auf diesem Feld. 2010 ist es ihm und seiner Gruppe gelungen, die Bauchspeicheldrüse einer Ratte in einer Maus zu züchten. Das Organ hatte allerdings nur Mausgröße und war zu klein für die Transplantation in eine Ratte. Ziel war es, die Ratten-Bauchspeicheldrüse aus der Maus in eine Ratte mit Typ 1 Diabetes mellitus zu transplantieren und den Diabetes der Ratte zu heilen. Ursache für Typ 1 Diabetes mellitus ist bekanntlich ein Absterben bestimmter Zellen der Bauchspeicheldrüse, die Insulin produzieren.
Das Experiment schlug also fehl?
Richtig. 2017 aber haben Nakauchi und Kollegen in Stanford dann über den umgekehrten Versuch berichtet. Dabei züchteten sie die Bauchspeicheldrüse einer Maus in einer Ratte. Und siehe da, dieses Organ eignete sich für die Transplantation und heilte tatsächlich bei Mäusen Diabetes.
Nun will Nakauchi aber sicher nicht Diabetes bei Nagetieren heilen ...
Aber beim Menschen. Und wie bei Nagetieren liegt auch bei uns die Ursache für Diabetes in einem Absterben bestimmter Zellen der Bauchspeicheldrüse.