Erotische Entdeckungsreise
Von Dr. Eva Greil-Schähs / / https://www.gesuenderleben.at/
Wer widmet sich nicht gern der „schönsten Nebensache“ der Welt? Am meisten Spaß macht das natürlich im Frühling und im Sommer – und, wenn man sich die notwendige Zeit für Romantik nimmt. Dann kann jedes „Schäferstündchen“ sogar zum Jungbrunnen werden, das Aussehen positiv beeinflussen und für mehr Gesundheit sorgen! Ideal wäre, sich dreimal pro Woche Zeit für Körperlichkeit zu nehmen. Wer regelmäßig Liebe macht, kann nämlich bis zu zehn Jahre jünger aussehen! Das zumindest stellten schottische Forscher fest. Die beim Liebesspiel ausgeschütteten Hormone bewirken außerdem, dass man sich glücklicher und entspannter fühlt. Vom Körper bereitgestellte Endorphine wirken dabei wie körpereigene Schmerzmittel. Auch arbeiten die Hormone depressiven Verstimmungen entgegen und sorgen ganz einfach für gute Laune. Und: Ein Orgasmus wirkt ungemein beruhigend und hilft gegen Schlafstörungen.
Auch trägt das Liebesspiel zur Fitness bei: Schwitzen, Auspowern, schneller Puls, das klingt fast so wie beim Sport. Stärkt Muskeln und verbrennt Kalorien. Ein leidenschaftliches Stelldichein kann zwischen 85 und 250 Kalorien verbrennen. Ärzte vergleichen Sex sogar mit einer entspannten Joggingrunde. Klingt gesund, dennoch soll er nicht zum Leistungsprogramm ausarten. Denn wer sich selbst unter Druck setzt und keine Freude mehr empfindet, profitiert keineswegs von den positiven Auswirkungen.
Immunsystem stärken
Schmusen fördert die Abwehr! Mit jedem Kuss wird nicht nur vermehrt Speichel gebildet, was Zähne und Zahnfleisch vor Karies sowie Entzündungen wappnet, es werden ebenfalls 400 Bakterien von Partner zu Partner ausgetauscht. Das unterstützt das Immunsystem und trainiert es. Die männliche Samenflüssigkeit hat es übrigens auch in sich: Sie enthält viele Vitamine, Proteine und Testosteron. Das Hormon wird beim Sex von der Schleimhaut der Vagina aufgenommen. Das führt mitunter zu noch mehr Lust aufeinander.
Keine Frage des Alters
Etliche Menschen denken, dass die Lust auf Sex im Alter abnimmt. Das gehört ins Reich der Mythen! Studien wie die „Berliner Altersstudie II“ zeigen ein Bild sexuell aktiver Senioren, manche sind sogar noch lebenslustiger als jüngere Generationen! Vielleicht nimmt bei einigen die Frequenz der „Schäferstündchen“ mit den Jahren ab, im Erleben von Gefühlen wie Intimität und Geborgenheit gibt es zwischen Jung und Alt aber nur geringe Unterschiede.
Machen wir uns nichts vor: Natürlich verändert sich bei vielen Menschen das Sexleben im Laufe ihres Daseins. Experten zufolge sollte man genau das aber als Chance sehen, Neues auszuprobieren. Schließlich ist es vielen Älteren nun möglich, ihre Körper viel mehr zu genießen als in jüngeren Jahren. Weniger Stress, mehr Zeit für Romantik oder keine Angst vor ungewollter Schwangerschaft können durchaus den „Lustturbo“ zünden. Natürlich verändert sich Sex im Laufe der Zeit. Wichtig ist Gelassenheit, denn mitunter kann es im fortgeschrittenen Alter länger dauern, bis man erregt ist oder die Reaktionen auf bestimmte Reize ändern sich. Aber selbst wenn die Quantität abnimmt, gilt das keineswegs für die Qualität.
Darüber reden!
Egal, in welchem Alter: Kommunikation ist der Dreh- und Angelpunkt einer guten Partnerschaft sowie erfüllendem Sex. Dabei ist Zuhören genauso wichtig wie das Äußern der eigenen Wünsche. Auch in einer langjährigen Beziehung bleibt es wichtig, dem Partner mitzuteilen, wenn sich bestimmte Berührungen nun nicht mehr so gut anfühlen, wie das früher einmal der Fall war. Probieren Sie stattdessen auch einfach Neues aus.
Die Lust muss wirklich nicht flöten gehen, wenn sich der weibliche Körper umstellt. Neueste Studien beweisen, dass dies erst jenseits der 70 passieren kann, vorher stehen Frauen noch mitten im Leben. Dennoch, einen gewissen Einfluss haben die Wechseljahre natürlich schon auf die weibliche Sexualität. Der Östrogenspiegel im Körper sinkt. Das macht Haut und Schleimhäute dünner. Das betrifft vor allem die Scheide. Durch den niedrigen Östrogenspiegel wird die Vagina trockener. Beim Geschlechtsverkehr vermag das zu Schmerzen führen. Mitunter kann der Mann gar nicht richtig eindringen. Kein Wunder, dass das die Lust hemmt.
Sex in den Wechseljahren
Zu trocken zu sein, muss aber kein Hindernis mehr darstellen, „frau“ kann viel dagegen tun: Es gibt Östrogencremes und -zäpfchen, welche die Schleimhäute der Vagina befeuchten. Auch einfaches Gleitgel tut es in vielen Fällen und hilft, wenn die Scheide von allein nicht feucht genug wird. Auch ein anatomisches Problem kann den Liebesakt im Weg stehen – der Beckenboden verliert mit den Jahren an Stabilität. Unwillkürlicher Urinverlust ist mitunter die unangenehme Folge oder es passiert, dass der Penis beim Sex in der Vagina keinen Halt findet. Als erstes Mittel der Wahl sollte nun Beckenbodentraining gemacht werden, um die Muskeln zu stärken. Mittlerweile gibt es hier zahlreiche Tools (z.B. Trainingsgerät plus Handyapp), um diesen Teil des Körpers spielerisch zu kräftigen.
Frauen stressen sich zu sehr
Viele Frauen lassen sich allein vom Wort „Wechseljahre“ zu sehr unter Druck setzen. Sie fühlen sich alt, oft gar nicht mehr begehrenswert. Nicht sehr anregend ist es natürlich auch, wenn sie unter „Nebenwirkungen“ wie Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen oder Unruhezuständen leiden. Das sorgt nicht gerade für Spaß unter den Bettlaken. Es hilft nur, diese Lebenszeit locker anzugehen und zu akzeptieren. Wenn die Beschwerden unerträglich werden, hilft der Gynäkologe pflanzlich oder später auch hormonell weiter.
Männersache
Wer mindestens 2-mal pro Woche sexuell aktiv ist, hat ein halb so hohes Risiko, an einem Infarkt zu sterben, wie Männer, die nur einmal pro Monat Sex hatten. Ebenfalls gesund sind häufige Ejakulationen – egal ob solo oder in der Partnerschaft. Diese transportieren krebserregende Substanzen aus dem Körper.
Bei den Männern kann es mit zunehmendem Alter zu einer erektilen Dysfunktion kommen. Das bedeutet, es wird unmöglich, eine „Erektion zu erreichen und aufrecht zu erhalten, die für eine befriedigende sexuelle Aktion ausreichend ist“ – so die Definition der Deutschen Gesellschaft für Urologie. Das fungiert durchaus als Krankheitsmarker, denn eine zunehmende Verstopfung der Blutgefäße vermag sich dort rasch auszuwirken. Männer sollten Blutdruck, Cholesterin und Diabetes abchecken lassen, denn eine Krankheit könnte zugrunde liegen, wenn es öfter einmal nicht funktioniert.
Mehr Mut zur Selbstliebe
Nach wie vor stellt Selbstbefriedigung ein Tabu dar. Warum eigentlich? Masturbieren bringt beiden Geschlechtern zahlreiche gesundheitliche Vorteile – und macht Spaß, auch wenn man gerade keinen Partner hat. Selbstbefriedigung aktiviert etliche Botenstoffe, die im Körper positive Prozesse auslösen. Das sorgt für Entspannung sowie Stressabbau. Auch der Beckenboden lässt sich ganz automatisch durch die Muskelkontraktionen beim Masturbieren stärken.
Probleme verändern sich
Experten sind sich einig, dass sich die Arten der Sexualstörungen in den vergangenen Jahrzehnten verändert haben: Dazu zählt etwa Pornosucht als neues Krankheitsbild. Oder dass es heute schon sehr junge Männer gibt, die Potenzstörungen oder Orgasmusverzögerungen aufweisen. Beteiligt an dem Dilemma ist wahrscheinlich das Internet. Es bietet starke, verschiedenste Reize. Für manche reicht dann „persönliche“ Sexualität alleine nicht mehr aus. Der schöne Schein im Netz setzt außerdem viele Menschen unter Druck. Sei es, den perfekten Körper zu haben, aber auch, die „ultimative“ sexuelle Leistung abzuliefern. Wer das anstrebt, bei dem geht oft gar nichts mehr.
Im Gegensatz zu Sexualstörungen bei Männern sind außerdem solche Probleme bei Frauen erst seit wenigen Jahren ins Interesse von Forschung und Öffentlichkeit gerückt. Befragungen belegen aber, dass diese bei „ihr“ doch recht häufig vorkommen. So treten sexuelle Probleme zumindest vorübergehend bei etwa 43% der Frauen auf. Die häufigsten stellen mangelndes Interesse an Sex, Orgasmusschwierigkeiten und unangenehme Empfindungen oder Schmerzen beim Geschlechtsverkehr dar.