Erhöhen Zuckerersatzstoffe das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen?
Ein hoher Zuckerkonsum fördert Krankheiten wie Karies, Adipositas, Typ-2-Diabetes und kardiovaskuläre Krankheiten. Eine Reduzierung des Konsums wird daher unter anderem von der WHO oder der Deutschen Gesellschaft für Ernährung empfohlen. Die Ernährungswirtschaft sucht daher schon seit einiger Zeit nach Zuckeralternativen, die den gleichen Genuss bieten aber weniger Energie enthalten.
(28.2.2023) - Erythrit ist eine dieser Alternativen. Die Verbindung gehört zu den Zuckeralkoholen. Sie wird in geringen Mengen vom Körper selbst gebildet und kommt in der Natur in Obst und Pilzen vor. Industriell wird sie durch Fermentierungsprozesse erzeugt. Erythrit wird über den Dünndarm aufgenommen, aber von ihm quasi nicht verstoffwechselt und fast vollständig über die Nieren wieder ausgeschieden. Sein glykämischer Index liegt somit bei null, mit sehr geringer Insulinwirkung. In den USA und Europa ist Erythrit als Zuckerersatzstoff zugelassen. Weil er aber eine natürliche Basis hat, muss er nicht als Bestandteil deklariert werden. Vor allem Menschen mit Diabetes, Adipositas und kardiovaskulären Erkrankungen wird dieser Zuckerersatzstoff empfohlen. Allerdings ist die zugrundeliegende Basis an kontrollierten Studien dazu gering.
Nun stellt eine im Fachjournal "Nature Medicine" erschienene Studie einen Zusammenhang zwischen Erythrit und einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen sowie einer gesteigerten Blutgerinnung her. Die Forschenden stellten darin unter anderem fest, dass erhöhte Erythritwerte im Blut mit einem erhöhten Herzinfarktrisiko einhergingen. Im Gespräch mit dem Science Media Center Germany haben verschiedene Forschende die Studie eingeordnet und sich dazu geäußert, welche Auswirkungen diese Erkenntnisse auf die Verwendung von Zuckeraustauschstoffen von sowohl vorerkrankten als auch gesunden Personen haben könnten.
Zusammenfassend kommen die Forschenden zum Schluss, dass diese Studie wichtige Ansatzpunkte liefert, die nicht ignoriert und weiterführend untersucht werden sollten. Außerdem weist sie deutlich darauf hin, dass es dringend weitere prospektive, kontrollierte Studien benötigt, die vor allem auf die Langzeitwirkungen einzelner Süßstoffe untersuchen. Aufgrund des Studiendesigns kann aber bisher lediglich von einer Assoziation und nicht von einem kausalen Zusammenhang von erhöhten Erythritwerte im Blut mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen gesprochen werden. Allgemeine Aussagen und Empfehlungen lassen sich daher aus dieser Studie nicht für die Allgemeinbevölkerung ableiten.
Quelle: Natur Medicine