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Erfolgreiche Diabetes-Therapie trotz Sprach-Barriere

Wer schon einmal in einem fremden Land zum Arzt musste, kennt das Problem: Findet man keine gemeinsame Sprache, wird’s schwierig. Wie heimische Mediziner Diabetes-Patienten dennoch gut betreuen.

Von Elisabeth Schneyder - 1.2.2019

In Dr. Beatrix Patzaks Ordination im 20.Wiener Gemeindebezirk herrscht täglich Hochbetrieb. Die Allgemeinmedizinerin ist überaus gefragt, ihr Wartezimmer meist zum Bersten voll. Ein Gutteil der Patienten, die hier Hilfe suchen, stammt nicht aus Österreich oder anderen deutschsprachigen Ländern. Die Zahl der Diabetiker ist hoch. Und gerade sie brauchen umfassende Aufklärung, Schulung und individuelle Therapie.

„Oft ist Englisch die rettende Sprache“, schildert Patzak. Doch nicht selten fehlt es an einem gemeinsamen Mittel zur ungehinderten Kommunikation: „Serbokroatisch- und Türkisch-Kenntnisse wären oft eine große Hilfe“. Allerdings: Die Palette der verschiedenen Sprachen ist noch weitaus größer. Unmöglich also, auf alle Verständigungsprobleme vorbereitet zu sein.

„Zum Glück bietet ,Therapie aktiv’ Informationsfolder in vielen Sprachen an“, schildert Patzak ihren Weg zur Lösung des Dilemmas: „Mit diesem Material ist der erste Schritt getan. Dann bemühen wir uns darum, dass die Patienten Dolmetscher mitbringen, damit wir alle nötigen Maßnahmen im Detail besprechen können“.

Wer nicht versteht, worum es geht, hält sich auch kaum an die empfohlene Therapie. Dies sei jedoch nicht in erster Linie ein Sprachproblem, weiß die Ärztin aus Erfahrung: „Mangelnde Therapietreue hat nichts mit der Sprache zu tun. Es ist vielmehr so: Diabetes tut nicht weh. Deshalb glauben viele Patienten nach der Diagnose, er werde schon von alleine wieder weggehen. Ein fataler Irrtum“. Auch der Umgang mit Übergewicht, das Diabetes auf den Plan ruft, sei keinesfalls kulturabhängig: „Es gibt schlicht zu viel billiges, ungesundes, allzeit und überall verfügbares Essen. Schon ganz junge Patienten bringen oft über 100 Kilo auf die Waage – völlig egal, ob hier geboren oder nicht“. Sich nicht in der eigenen Sprache verständigen zu können, sei vergleichsweise eher ein Randproblem, auch wenn es die medizinische Beratung erschwert.

Was hilft, den Betroffenen trotzdem zu optimaler Therapie zu verhelfen, beschreibt Patzak so: „Ich lade zu ,Therapie aktiv’-Kursen ein, die für die Patienten kostenlos sind. Und ich veranstalte zusätzliche Informations-Abende zum Thema Ernährung, die ich gratis anbiete. Das Angebot, Übersetzer zu diesen Veranstaltungen mitzubringen, wird gerne angenommen. Die meisten fremdsprachigen Diabetiker kommen mit ihrem eigenen Dolmetsch“.

Um abzusichern, dass die Therapie im Alltag wirklich klappt, lädt Dr. Beatrix Patzak auch Familienmitglieder ihrer Patienten zu den Veranstaltungen ein: „Ich ersuche immer darum, jene Person mitzubringen, die sich in der Familie um Lebensmitteleinkauf und Küche kümmert“. Mit Erfolg: „Auch dieses Angebot kommt sehr gut an. Und es verdoppelt den Effekt, weil eine nötige Umstellung der Ernährung sich sonst in vielen Fällen kaum bewerkstelligen ließe – auch nicht, wenn die Sprachbarriere überwunden wurde“. 

Mehr zu „Therapie Aktiv“ erfahren Sie HIER