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„Entscheidend ist der Lebensstil“

Gesunde Ernährung und Bewegung stehen im Fokus, wenn Primarius Joakim Huber seine Patienten betreut.

Gesunde Ernährung und Bewegung stehen im Fokus, wenn Primarius Joakim Huber seine Patienten betreut. Strenge Vorgaben sind jedoch kontraproduktiv, betont der Internist und Diabetes-Spezialist, der in Sachen Motivation vor allem auf Schulung und einfühlsame Beratung setzt.

Man kann getrost davon ausgehen, dass Mediziner Joakim Huber den Lifestyle-Empfehlungen, die er anderen ans Herz legt, auch selbst folgt und somit weiß wovon er spricht. Zum Beispiel, wenn es um Bewegung geht: Tag für Tag radelt der Diabetes-Spezialist von seinem Perchtoldsdorfer Zuhause zu seinem Arbeitsplatz im Franziskus Spital im dritten Wiener Gemeindebezirk – und abends wieder retour. Es sind immerhin 14 Kilometer pro Strecke, die der Vorstand der Internen Abteilung da absolviert. Und er genießt es, weil er sich „einfach gern bewegt“. Ganz klar, dass auch zwei bis dreimal wöchentliches Krafttraining und Freizeitsport nicht fehlen dürfen.

Auch was Ernährung betrifft, lässt sich mit Fug und Recht behaupten, dass der Internist sich an die eigenen Ratschläge hält. Denn er bemüht sich, bewusst gesund zu essen und bevorzugt Lebensmittel mit hohem Nährstoffgehalt. „Die meisten Typ-2-Diabetiker sind übergewichtig. Dies liegt oft an Fehlern im Lebensstil und schlechten Entscheidungen bei der Ernährung. Dann muss man erklären, warum und wie alles zusammenhängt. Wir essen alle zu viel Fleisch oder Süßes und wählen zu kalorienreiche Produkte aus. Wichtiger wären zum Beispiel Gemüse, Obst und hochwertige Öle. Die Umstellung ist ein langer Weg. Man muss sie auch selbst wollen. Und man muss auch das Essen nach der Ernährungsumstellung genießen können“, schildert Internist Joakim Huber eindringlich.  

Die Tatsache, dass alles leichter fällt, wenn gern getan, nützt der 47jährige Wiener Arzt gezielt zur Motivation seiner Patienten: „Mit Strenge kann man Menschen nicht gut abholen“. Empathische, ausführliche Beratung führe viel eher zum Ziel. Denn, so Huber: „Je besser Diabetiker geschult sind, desto eher werden Therapiemaßnahmen eingehalten. Sie müssen die Änderungen auch selbst umsetzen wollen“.

Wer Sinn und Vorteile der empfohlenen Behandlungsstrategie kenne, sei schließlich motivierter als jemand, der lediglich von strengen Regeln hört. Deshalb lohne es sich unbedingt, Zeit in einfühlsame Gespräche zu investieren: „Gesunder Lebensstil ist die Basismaßnahme in der Behandlung von Typ 2 Diabetes. Und sie bedarf der Mitarbeit des Patienten“. Dass es in Kassenordinationen und Ambulanzen schwierig ist, die nötige Zeit für jeden Einzelnen tatsächlich aufzubringen, ist dem Spezialisten freilich bewusst: „Deshalb ist zum Beispiel Diabetes Therapie Aktiv ein wirklich gutes Programm, weil es mehr Möglichkeiten für Schulung und Gespräche mit den Patienten bietet“.

Wenn eine Lebensstiländerung nicht zum Ziel führt, bedarf es zusätzlicher medikamentöser Therapie. In den vergangenen Jahren sind auf dem Gebiet der Diabetes-Therapie große Fortschritte gemacht worden. Neben der blutzuckersenkenden Wirkung der Substanzklassen (GLP-1 Agonisten und SGLT-2 Hemmer) konnten zusätzlich kardiovaskuläre Ereignisse bei Diabetikern gesenkt werden.

Allerdings dürfe man nie übersehen, dass der Erfolg jeder Behandlung letztlich vom Menschen abhänge. Von der besagten „Mitarbeit“ gut geschulter, motivierter Patienten. Und Motivation lässt sich nun mal nicht per Rezept verordnen. Sie bedarf genauer Aufklärung durch Mediziner, die nachvollziehbar machen, was nötig ist und was es bringt, ihren Empfehlungen zu folgen. „Man muss also immer am Lebensstil arbeiten, um nachhaltigen Erfolg zu sichern. Das gilt nicht nur für Diabetiker, sondern auch für uns alle.“, erklärt der Spezialist. Weiß der betreffende Arzt dann auch noch aus dem eigenen Alltag, wie sich der Lebensstil, zu dem er rät, mit Genuss und Spaß umsetzen lässt, kann dies nur von Vorteil sein.

Was Menschen antreibt und bewegt, faszinierte Joakim Huber schon, ehe er sich für den Arztberuf entschied: „Psychologie hat mich während meiner Schulzeit sehr interessiert. Deshalb habe ich zu dieser Zeit Fachvorträge besucht und bin dabei mit Prof. Dr. Erwin Ringel in Kontakt gekommen. Er war es auch, der mir aufgrund meines Interesses für Psychologie empfohlen hat, Medizin zu studieren und eine Ausbildung in Psychiatrie anzustreben“. Dem Rat des berühmten österreichischen Psychiaters und Vertreters der Individualpsychologie folgend, studierte Huber Medizin und promovierte im Jahr 1998. Seine Spezialisierung und Fachrichtung änderte sich im Zuge seiner Ausbildung in Richtung Innere Medizin.

2008 zum Facharzt für Innere Medizin avanciert, habilitierte Joakim Huber im Fach Experimentelle Endokrinologie und Stoffwechsel und erhielt in weiterer Folge die Zusatzfächer in Endokrinologie und Stoffwechsel und Geriatrie. 2016 übernahm der engagierte Mediziner die Leitung der Internen Abteilung (mit Akutgeriatrie und Palliativmedizin) des Franziskus Spitals und wurde 2017 auch dessen stellvertretender Ärztlicher Direktor. Das Haus fokussiert unter anderem auf Medizin für den Menschen im Alter und auch Diabetes im Alter.

Obendrein fungiert der Vater zweier Kinder für die kommenden zwei Jahre als Präsident der Österreichischen Adipositas-Gesellschaft und ist Mitglied im Ausschuss für Diabetesprävention der Österreichischen Diabetesgesellschaft. Und er bemüht sich, auch in seiner Perchtoldsdorfer Wahlarztordination um Patienten mit Diabetes und Adipositas. Kurzum: Volle Arbeitstage, viel Programm. Von Stress zernagen lässt sich Huber jedoch nicht: „Bewegung entspannt. Die 45-minütigen Radfahrten zwei Mal täglich helfen mir sehr dabei, den Tag zu verarbeiten und den Kopf auszulüften“.

 

Word-Rap mit Primarius Joakim Huber:

 

Was hilft Ihnen, sich vom Alltag zu entspannen?

Bewegung, Zeit mit der Familie, Lesen und Reisen.

Was macht Sie glücklich?

Zeit mit meinen Liebsten zu verbringen.

Ihr Lebensmotto?

Aktiv und mit Offenheit und Freude durchs Leben gehen.

Ihr größtes Talent?

Empathie – mit Menschen zusammen sein, zuhören und reden.

Ihr größter „Fehler“?

Ungeduld.

Welche Eigenschaften schätzen Sie bei anderen Menschen besonders?

Empathie und die Fähigkeit, zuzuhören.

Was ärgert Sie am meisten?

Oberflächlichkeit.

Über welche natürliche Gabe würden Sie gern verfügen?

Oh, ich weiß nicht... (lacht)

Was ist Ihr größter Traum?

Viel reisen und Neues entdecken.

Welches ist Ihre größte Hoffnung für die Zukunft?

Dass wir alle einen gesunden, nachhaltigen Lebensstil verfolgen und möglichst viele Jahre mit guter Lebensqualität und in Gesundheit verbringen können.