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Engagierter Forscher, geduldiger Aufklärer

Dr. Alexander Vonbank, Oberarzt in der Abteilung Innere Medizin 1 am LKH Feldkirch, ist Mediziner und Forscher in Personalunion. Was seine Studien ergeben hilft Diabetikern und beweist, wie wichtig Therapietreue und Lebensstil sein können.

Von Elisabeth Schneyder 

Bauchfett ist in der Tat gefährlich. Und zwar vor allem für Diabetiker. So könnte man – platt ausgedrückt – die Quintessenz einer jener Forschungsarbeiten zusammenfassen, die Diabetes-Spezialist Alexander Vonbank seit Jahren mit Erfolg vorantreibt. Seine Leidenschaft für Stoffwechselmedizin entdeckte der heute 38-Jährige Vorarlberger schon als Dissertant am VIVIT Institut am akademischen Lehrkrankenhaus Feldkirch. Dort durfte der Jungmediziner an einer Studie mitarbeiten, die ihn erstmals hautnah mit dem Thema Diabetes und metabolisches System konfrontierte, und brannte rasch vor Interesse. 

Seitdem wächst die Liste seiner Auszeichnungen (z.B.: Preis der Vorarlberger Ärztekammer 2016), nationalen sowie internationalen Vorträge und Publikationen stetig. 

Bei einem jüngsten Projekt nahm Vonbank die Statinadhärenz aufs Korn und prüfte, wie sehr die tatsächliche Einnahme von Cholesterinsenkern durch Patienten von ärztlichen Empfehlungen abweicht. Das wenig erfreuliche Ergebnis schildert der Experte so: „Im Gegensatz zu den großen Studien ist die Statinadhärenz im Real Life erschreckend gering.“ Diese Arbeit über dieses Auseinanderklaffen von Diabetiker-Alltag und vorgeschlagener Therapie konnte Vonbank im renommierten „European Heart Journal“ publizieren. 
Bei einem weiteren Projekt befasst er sich mit der Bedeutung der viszeralen Adipositas bei Patienten mit Diabetes und koronarer Herzerkrankung. Die wichtigsten Schlüsse daraus: Die viszerale Adipositas – also das Fettgewebe vor allem im Bauchraum um die Organe und die Leberverfettung –  spielt eine große Rolle bei der Entwicklung der chronischen Inflammation und Atherosklerose („Verkalkung der Gefäße“). Vor allem bei Diabetikern. Vonbank: „Wir haben diese Bedeutung in unserer Forschungsgruppe gerade bei Patienten mit koronarer Herzerkrankung und Diabetes mehrfach nachweisen können.“ 

Was all dies in „Real Life“ für jeden Menschen bedeutet, der Zucker hat, fasst der Spezialist so zusammen: „Diese Erkenntnisse zeigen, dass bei Patienten mit Diabetes besonderes Augenmerk auf die Therapieadhärenz und Bekämpfung der viszeralen Adipositas gelegt werden sollte.“ Und der Mediziner betont, dass gerade bei übermäßigem Bauchfett sowohl Bewegungsprogramme als auch die Reduktion der Kohlenhydrat-Zufuhr (im Speziellen auch gezuckerter Getränke und Fruchtzucker) essenziell sind. 

Dass es oft nicht leicht ist, aktiv zur Therapie beizutragen, indem man solchen Empfehlungen folgt, weiß der erfahrene Arzt nur zu gut. Allerdings sieht er auch Wege, Patienten dabei effektiv zu unterstützen: „Die Motivation spielt oft eine große Rolle. Es braucht oft viel Zeit und auch Einfühlungsvermögen, die Patienten über die Erkrankung Diabetes aufzuklären und auch über eine längere Zeit begleitend zu betreuen. Der Zeitaufwand wird in der Regel auch belohnt.“ Konsequente Aufklärung brauche es auch, wenn ein Umstieg auf Insulinspritzen nötig ist, jedoch auf Ablehnung stößt: „Die Patienten haben oft noch eine falsche Vorstellung von der Insulintherapie. Durch Aufklärung, Demonstration der Anwendung und auch der Vorteile können viele überzeugt werden.“ Wobei die Zukunft, Vonbanks Ansicht nach, in modernen Insulin-Pens und der Therapie mittels Pumpe liegt. 
Dass das neue „schnelle“ Insulinpräparat FIASP in Österreich bis dato noch nicht zur Verfügung steht, bedauert der Forscher. Denn die Erfahrungen, die er damit bei Fortbildungen in Deutschland bereits gemacht hat, haben ihn überzeugt: „Durch zwei Hilfsstoffe wirkt FIASP noch deutlich schneller als etwa Novorapid, sodass das es sogar erst unmittelbar vor einer Mahlzeit – ohne dem bisherigen Spritz-Ess-Abstand –appliziert werden kann.“ Eine Möglichkeit, die beispielsweise Menschen mit unregelmäßigem Alltag sehr zupass käme, weil sie deren Bedürfnisse leichter erfüllbar machen und noch individuellere Therapie erlauben würde. Und gerade Individualität ist wichtig für den Behandlungserfolg, wie Vonbank hervorhebt: „Bei Diabetesschulungen spielt sie eine große Rolle. Es ist sehr wichtig, auf die Lebensumstände – also etwa Freizeitgewohnheiten oder Arbeitsalltag – und die Fähigkeiten bzw. Bedürfnisse des einzelnen Patienten einzugehen. Nur dann ist dieser zufrieden und gut eingestellt – und die Adhärenz kann aufrechterhalten werden.“ 

Die eigenen, persönlichen Bedürfnisse des engagierten Arztes passen indes sogar recht gut zu seinem Tagwerk: „Zum einen ist für mich die Arbeit erfüllend. Es macht sehr viel Spaß, für die Patienten zu arbeiten und es sind immer wieder Erfolgserlebnisse damit verbunden. Zum anderen spielt für mich in der Freizeit Bewegung eine große Rolle, vor allem in der Natur.“ Diesbezüglich hat’s der zweifache Familienvater im schönen Vorarlberg nicht schwer, wenn er Entspannung sucht: „Eine Runde joggen im nahegelegenen Wald und spielen mit meinen beiden Kindern sind die besten Methoden rasch abzuschalten. 

Die relativ knappe Freizeit verbringe ich am liebsten mit meiner Familie – beim Wandern oder im Sommer auch beim Baden.“ Mit viel Bewegung also. Und somit genau so, wie es der Mediziner auch Diabetes-Patienten ans Herz legt. 

Zu guter Letzt ein kleiner Word-Rap mit Dr. Alexander Vonbank: 

Was macht Sie glücklich? 
Meine Arbeit und die Familie. 

Ihr Lebensmotto? 
Lerne von gestern, lebe heute und plane für morgen. 

Ihr größtes Talent? 
Planen und Organisieren. 

Ihr größter „Fehler“? 
Wahrscheinlich ist das, oft zu übermotiviert bei gewissen Arbeiten zuzusagen und diese rasch fertigzustellen, sodass immer wieder die Zeit mit der Familie leidet… 

Welche Eigenschaften schätzen Sie bei anderen Menschen besonders? 
Freundlichkeit und Ehrgeiz. 

Was ärgert Sie am meisten? 
Bürokratische Hürden. 

Was ist Ihr größter Traum? 
Die Möglichkeit, das Gesundheitssystem in Österreich reformieren zu dürfen. 

Welches ist Ihre größte Hoffnung für die Zukunft? 
Zum einen, dass wir den hohen medizinischen Standard in Österreich mit einer guten Versorgung für alle halten können. Zum anderen, dass der technische und medizinische Fortschritt in der Diabetologie eine weitere Verbesserung der Lebensqualität bringt – und eventuell in der Zukunft eine Heilung.