Endokrinologen warnen vor Überbehandlung mit Hormonen im Alter
10. Feb. 2020 - Vor einem übertriebenen Einsatz von Insulin, Schilddrüsenhormon und Testosteron im Alter warnt die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE). „Hormone sind als Anti-Aging-Methode nicht effektiv“, sagte der DGE-Experte Cornelius Bollheimer von der Uniklinik der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen im Vorfeld des 63. Deutschen Kongresses für Endokrinologie vom 4. bis 6. März in Gießen.
Laut der DGE herrschte in der Vergangenheit oft die Meinung vor, der Rückgang der Hormonproduktion im Alter sei nicht nur eine Folge, sondern mitverantwortlich für das Altern per se. „Unter dem Schlagwort ‚Endokrinoseneszenz‘ galt es, Hormondefizite normnah auszugleichen“, so Bollheimer.
Doch alle Versuche, durch Geschlechtshormone, Wachstumshormone, Melatonin oder Testosteron das Altern aufzuhalten, sind nach Einschätzung des Lehrstuhlinhabers für Altersmedizin gescheitert. Studien hätten vielmehr gezeigt, dass gerade bei alten Menschen mit Diabetes, Schilddrüsenunterfunktion oder Männern mit niedrigem Testosteron Hormongaben mit Bedacht verordnet werden müssen.
Die größten Missverständnisse bestehen laut der Fachgesellschaft bei der Testosteronbehandlung des alten Mannes. In Analogie zu den Wechseljahren der Frau wurde von einer Andropause des Mannes gesprochen.
„Das ist falsch. Männer haben keine Wechseljahre“, so Bollheimer. Richtig sei, dass die Testosteronbildung mit dem Alter nachlasse. Das geschehe aber nicht abrupt, sondern gleichmäßig und von Mann zu Mann höchst unterschiedlich.
Ein gesunder 30-jähriger Mann könne einen niedrigeren Testosteronwert aufweisen als ein gesunder 80-Jähriger. Auch sei noch nicht hinreichend geklärt, ob das Risiko für Herzinfarkt oder Schlaganfall durch eine zu liberale Testosterongabe erhöht werde. „Testosteron ist kein Medikament für die Geriatrie“, lautet daher sein Fazit.
Quelle: aerzteblatt.de/