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Eine Spritze gegen Bluthochdruck als neue Therapie?

Der Effekt des potenziellen neuen Medikaments, der bis zu sechs Monate anhält, wurde erstmals in einer Phase-1-Studie belegt. Eine tatsächliche Zulassung wird aber noch dauern.

Boston (Massachusetts) / London – Eine völlig neue Therapieform gegen Bluthochdruck steht womöglich in den Startlöchern. Ein amerikanisch-britisches Wissenschaftlerteam hat im "New England Journal of Medicine" eine klinische Studie der Phase 1 mit dem Wirkprinzip der RNA-Interferenz bei Hypertonie publiziert. Der Effekt einer einzigen Injektion des Angiotensinogen-Hemmers Zilebesiran hielt ein halbes Jahr an.

1,3 Milliarden Menschen leiden weltweit unter Bluthochdruck. Die Hypertonie ist ein Hauptrisikofaktor für Herzinfarkt, Herzschwäche, Nierenschäden und Schlaganfälle. Trotz prinzipiell gut wirksamer Medikamente aus den Wirkstoffklassen der ACE-Hemmer, Angiotensin-2-Rezeptor-Blockern, Diuretika, Kalziumantagonisten und Betablockern sind bei weitem nicht alle Patienten optimal versorgt.

Neue Wirkprinzipien

"Die Hypertonie (...) ist der bedeutendste verhütbare Faktor für Todesfälle durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen weltweit. Obwohl es effektive Behandlungsoptionen gibt, erreicht fast die Hälfte der Hochdruckpatienten nicht die in den Leitlinien empfohlenen Werte (...)", schrieben Akshay Desai (Brigham and Women's Hospital, Boston, USA) und seine Co-Autoren jetzt in der weltweit angesehenen Medizinfachzeitschrift.

Neue Wirkprinzipien zur Behandlung der Hypertonie könnten die Situation verbessern. Das US-Biotech-Unternehmen Alnylam Pharmaceuticals hat sich der Entwicklung völlig neuer Arzneimittelsubstanzen verschrieben. Das Prinzip: Bei den Wirkstoffen handelt es sich um kurze künstliche RNA-Sequenzen, welche die körpereigene Produktion jeweils eines Proteins zielgerichtet blockieren. Die Forschenden sprechen von RNA-Interferenz (RNAi), weil die künstlichen RNA-Ketten die für die zelleigene Proteinproduktion notwendigen RNA-Teile beschädigen. Sie können dann von den Ribosomen nicht abgelesen und in das jeweilige Eiweiß übersetzt werden. RNA-Interferenz ist ein natürlicher Mechanismus zur Stilllegung von Genen, was sehr schnell abläuft und schnell auch wieder beendet wird. Für Arzneimittel muss das Prinzip lang wirksam gemacht werden.

24 Wochen anhaltender Effekt

Nach der Zulassung erster derartiger Medikamente zur Behandlung von Seltenen Erkrankungen wurde das Prinzip jetzt erstmals auch bei der Entwicklung von Zilebesiran zur Behandlung des Volksleidens Hypertonie eingesetzt. Zilebesiran ist eine RNA-Sequenz, die durch einen chemischen Trick langlebig gemacht wurde und sich in der Leber ansammelt. Zilebesiran als siRNA-Substanz (RNA-Interferenz-Therapeutikum) zielt auf die Verhinderung der Bildung von Angiotensinogen in der Leber ab.

Der Wirkort Angiotensinogen ist die einzige Vorstufe der Angiotensin-Peptide ACE-I und ACE-II, welche ganz zentral für die Blutdrucksteuerung beziehungsweise Blutdruckerhöhung verantwortlich sind. Damit ist Angiotensinogen ganz weit vorn bei der Ursache für Bluthochdruck. "Zilebesiran (...) inaktiviert die Angiotensinogen-Synthese und führt nach einer einmaligen subkutanen (unter die Haut erfolgenden, Anm.) Injektion von 200 Milligramm oder mehr zu einer über 24 Wochen anhaltenden Reduktion des Angiotensinogen-Spiegels im (Blut-)Serum und zur Normalisierung des Blutdrucks", schrieb jetzt die deutsche "Pharmazeutische Zeitung".

Salzarme Ernährung als Zusatzfaktor

Der Effekt des potenziellen neuen Medikaments wurde erstmals in der Phase-1-Studie belegt. In die Untersuchung mit kompliziertem Aufbau wurden insgesamt 107 Hypertonie-Erkrankte aufgenommen. 84 Bluthochdruck-Patienten erhielten nach dem Zufallsprinzip im Verhältnis von zwei zu eins entweder eine Injektion mit unterschiedlichen Dosierungen des Wirkstoffs (zehn bis 800 Milligramm) oder ein Placebo. Die Beobachtungsdauer betrug 24 Wochen.

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