Durch Auwald und Savannenlandschaft
Martin & seine Freunde der Berge zeigen die schönsten Wanderwege Österreichs
Von Martin Grabner
Ein Teil der Freunde der Berge muss von der Qualität und Sinnhaftigkeit dieser Wanderung zuerst einmal überzeugt werden. Durch eine Au marschieren? Wo es nur unerhebliche Höhenunterschiede laut Tourenführer gibt, und nirgendwo Berge zu sehen sind! Aber der andere Teil der Freunde weiß sich durchzusetzen, und so wird an einem Sonntag in aller Früh das Zentrum des Nationalparks Donauauen, Orth an der Donau, der Ausgangspunkt der Wanderung, aufgesucht.
Apropos durchsetzen: Der andere Teil der Freunde der Berge hat sich schon 1984 als Teilnehmer der legendären Hainburger-Au-Besetzer durchsetzen können, und will natürlich heute, 23 Jahre später, das damals beschützte Naturparadies wieder einmal besuchen. Die Freunde haben sich für diesen Tag den „Großen Orther Rundwanderweg“ vorgenommen, eine 6,5 Kilometer lange erlebnisreiche Tour durch die verschiedenen Landschaftsbilder der Donauauen mit vielen Seiten- und Altarmen, Tümpeln und Wiesen.
Vom Parkplatz schräg gegenüber dem Schloss Orth geht es durch die Jägergrundgasse am Gasthof Binder vorbei Richtung Nationalparktor. Dort ist auch zum ersten Mal die gelbe Markierung für den großen Rundweg zu sehen. Auf einem breiten Forstweg geht es durch den Auwald an der markanten 100 Jahre alten „Bildstockeiche“ vorbei. Danach wandert man raus aus dem Wald, die Gegend gleicht mit ihren großen Wiesenflächen auf einmal mehr einer Savannenlandschaft und bald ist der Hochwasserschutzdamm erreicht.
Mit seiner Überschreitung verlassen die Freunde die abgedämmte Au und begeben sich ins Überflutungsgebiet der Donau. Der nächste markante Punkt auf dem Weg ist eine 150 Jahre alte riesige, mehrstämmige Eiche, die sogenannte „Tanzeiche“, ebenfalls reich bestückt mit Heiligenbildern. Weiter geht es auf einem sanften Wiesenweg an einer hoch aufragenden Schwarzpappel mit 9 Metern Stammumfang vorbei. Auf der anschließenden Forststraße, rechts begleitet von dem Altarm „Kleine Binn“ erreichen die Freunde der Berge schließlich den Markierungspunkt, wo der Rundweg wieder zurück zum Schloss Orth führt. Vorher wollen sie aber dem Donauufer noch einen Besuch abstatten.
Auf einem kurzen Weg mit blauer Markierung erreicht man in einer knappen Viertelstunde das Ufer mit dem Gasthof Uferhaus, wo es vorzügliche Fischgerichte gibt. (siehe Diabetiker-Tipp). Eine Stunde haben die Freunde hierher gebraucht, der Rückweg dauert ungefähr ebenso lange, also wird noch die kleine Uferhausrunde angehängt. Sie beginnt am Donauufer auf dem Treppelweg rechts vom Uferhaus. Eine ebenfalls gelbe Markierung weist den 2,5 Kilometer langen Weg, der bald links in den Auwald einbiegt und dann wieder zum Uferhaus zurückführt. Von dort geht es anhand der blauen Markierung wieder retour zur großen Runde mit ihrer gelben Markierung.
Ein schmaler Aupfad führt die Freunde durch eine faszinierende Landschaft zurück Richtung Hochwasserschutzdamm. Links sind die sogenannten „Faden“ zu sehen, das sind verlandete Altarme der Donau. Mit ein wenig Glück und einem guten Fernglas kann man hier ab und zu auch Sumpfschildkröten sehen. Nach Überschreitung des Damms führt der Weg wieder durch abgedämmtes Auwaldgebiet zurück zum Ausgangspunkt, dem Nationalparkzentrum Schloß Orth.
Zufrieden ziehen dort dann alle Freunde der Berge Bilanz. So eine Auwanderung hat schon etwas Faszinierendes an sich. Die Landschaft ist überraschend vielfältig und einsam. Das Wegenetz durch den Nationalparkabschnitt Orth an der Donau bietet zahlreiche Möglichkeiten die große Runde zu variieren und mit dem Uferhaus gibt es eine tolle Labestation, idyllisch gelegen am Donauufer. Der zuerst skeptische, nun überzeugte Teil der Freunde der Berge will noch wissen, was passiert wäre, wenn damals in den Achtzigern das Kraftwerk Hainburg gebaut worden wäre. „Dann gäbe es heute einen immer gleich regulierten Wasserstand der Donau und damit keine Überschwemmungsgebiete in der Au mehr. Das hätte diese Landschaft natürlich sehr verändert, beziehungsweise zerstört“, erklären die Au-Besetzer von damals. Schon gut, dass sie sich damals durchgesetzt haben, und man heute durch eine der letzten großen unverbauten Flussauen Mitteleuropas wandern kann.
Gehzeiten:
Für den besprochenen 6,5 Kilometer langen „Großen Orther Rundwanderweg“ inklusive Abstecher zur Donau und zum Gasthof Uferhaus braucht man ungefähr 2 Stunden (Gelbe Nationalpark-Markierung.)
Der gleich neben dem Gasthaus beginnende „Uferhausrundweg“ ist 2,5 Kilometer lang und in guten 45 Minuten zu gehen.(Gelbe Nationalpark-Markierung)
Besonderer Wander-Tipp:
Neben der Großen Orther Rundwanderung gibt es noch eine kürzere, die sogenannte „Fadenbachrunde“. Die 1,5 Kilometer lange Runde nimmt ebenfalls am Parkplatz beim Schloss ihren Ausgang. Sie ist violett markiert und besonders sinnvoll nach einer Besichtigung des Nationalparkzentrums im Schloss zu begehen. Man überquert im Freigelände des Zentrums eine Holzbrücke, wo der eigentliche Weg beginnt. Zuerst marschiert man einige Zeit zwischen einem verlandetem Altarm und einem Acker, später durch Auwald mit Bäumen von imposanter Größe am Wegesrand. Der Weg ist in diesem Bereich meist sehr schmal und nur stellenweise mit Grobkorn befestigt, was den Eindruck eines „Wildnispfades“ hervorruft. Nach einiger Zeit erreicht man den Hochwasserschutzdamm, von wo wieder schöne Blicke in die „Faden“ (Altarme) möglich sind. Dann geht es den Hochwasserschutzdamm ca. 50 Meter nach Osten zurück, links abbiegend wieder der violetten Markierung folgend in den dichten Auwald zurück. Von dort führt der Weg wieder zurück zum Schloss Orth. Gehzeit Fadenbachrunde: rund 45 Minuten. (Violette Nationalpark-Markierung)
Der besondere Diabetiker-Tipp:
Das Uferhaus bietet zahlreiche kulinarische Genüsse in Form von verschiedensten Fischgerichten. Für den Speiseplan des Au-Wanderers und Diabetikers eine sehr willkommene Abwechslung. Es muss ja nicht immer das klassische Schnitzel bei der wohlverdienten Mittagsrast sein. Fischfleisch ist cholesterinarm und eiweißreich, enthält alle wichtigen Aminosäuren, sowie einige Vitamine und Mineralien. Vor allem die Fettfischarten wie Makrele, Hering, frischer Tunfisch, Forelle und Karpfen enthalten die wichtigen Omega-3-Fettsäuren, Fischfett ist wichtig für Blutdruck, Triglyceridspiegel und verbessert die Fließeigenschaft des Blutes. Herzinfarkte und Schlaganfälle können so vermieden werden. Deshalb: Einmal in der Woche Fisch!
Zufahrt:
Auf der Donauufer-Autobahn Richtung Ölhafen Lobau. Beim roten Hiasl links Richtung Aspern/Essling abbiegen (Hinweisschild Nationalparkzentrum Orth), dann rechts auf der Bundesstraße 3 über Mannsdorf an der Donau Richtung Nationalparkzentrum Orth an der Donau.
Einkehr:
Gasthof Humer’s Uferhaus, Georg Humer, Fischspezialitätenrestaurant, Uferstrasse 20, 2304 Orth an der Donau, Tel: 0664/1800 322
Juni bis September: täglich von 10 bis 24 Uhr, Oktober bis Mai: Mittwoch Ruhetag, Küche von 11 bis 22 Uhr, www.uferhaus.at
Informationen:
www.donauauen.at