Dr. Penis
Medial mag das männliche Genital mitunter für Aufregung sorgen, aber was, wenn es nicht mehr so tut, wie Männer mögen? Kopf in den Sand stecken wäre da keine gute Idee, denn der Penis kann ganz schön viel über das Herz und dessen Befinden „erzählen“.
Von Gabriele Kuhn*
Interessant scheint ein Penis immer dann, wenn er für Skandale sorgt. Oder für Staunen. Und für sehr schlechte Witze, aber dazu am Schluss.
Aktuell zum Beispiel das Bild des nackten Bad Boys Tommy Lee auf Instagram, Sie wissen schon, der verhaltensauffällige Rocker und Ex von Pamela Anderson, die Dame von Bay Watch. Das Pic zeigt nicht nur seinen voll tätowierten Body, sondern rückte auch sein bestes Stück ins Bild – was der gute Mann mit folgendem Wort kommentierte: „Ooooops.“ Geneigte Voyeure und AuskennerInnen waren dann auch rasch mit einer Art „Diagnose“ zur Stelle: „Ein Fall von Fleischpenis, ganz klar.“ Wenig später war das Foto futsch – böse „Nacktdarstellung“, also zensiert.
Schließlich Cristiano Ronaldos bestes Stück, das vor Kurzem in die Schlagzeilen geriet, weil er sich dorthin angeblich Botox spritzen ließ – aus optischen Gründen, wird angenommen. Denn das faltenglättende Nervengift in Hoden und Penis sorgt für einen gewissen Straffungseffekt, der sich in Shorts, Badehose oder im Fußballdress vermutlich ganz gut macht.
Die p.t. LeserInnen können an dieser Stelle natürlich – berechtigt – fragen, ob sie all das lesen, geschweige denn sehen wollen. Verständlich. Und trotzdem wäre das männliche Genital einer näheren Betrachtung wert. Warum? Weil „der Penis die Antenne des Herzens“ ist, wie Mediziner gerne betonen. Wenn er nicht mehr ganz so kann, wie ein Mann eigentlich möchte, könnte das ein dezenter Hinweis darauf sein, dass mit dem Körper etwas nicht stimmt. Kann, aber muss nicht sein.
Womit wir beim Thema „Erektionsstörung“ wären, und das muss man sich dann so vorstellen: Die so genannte „generalisierte Arteriosklerose“, also Gefäßverkalkung, beeinträchtigt auch die feinen Gefäße, wie sie vor allem im Penis zu finden sind. Und zwar zügiger als zum Beispiel die Herzkranzgefäße selbst. Heißt: Wenn da unten nix mehr geht, könnte das ein früher Hinweis auf eine sich entwickelnde Gefäßerkrankung sein, die irgendwann einmal auch das Herz betreffen könnte. Viele Studien untermauern mittlerweile den Zusammenhang zwischen erektiler Dysfunktion und Gefäßgesundheit. Etwa fünf bis sieben Jahre vor einem Herzinfarkt oder einem Schlaganfall zeigten sich bei vielen Herzpatienten erste Probleme mit der Standfestigkeit. So betrachtet, birgt der Penis ein Frühwarnsystem in sich, das man nicht wegschweigen und durch die Einnahme potenzfördernder Pillen aus der Welt schaffen sollte. Daher: ab zum Arzt und zur Vorsorgeuntersuchung, weil Mediziner diesen Zusammenhang gut kennen. Es wird dann nicht nur der Penis unter die Lupe genommen, sondern es werden auch die Gefäße und das Herz untersucht.
Achja, der Witz, also der schlechte Witz:
Beim Doktor:
Arzt: „Okay, schauen wir mal im schlauen Buch nach.
... grüner Penis - muss amputiert werden ...
... lila Penis - muss amputiert werden ...
... blau-gestreifter Penis - muss auch amputiert werden ...
... ahh da haben wir´s: silberner Penis - muss nicht amputiert werden ..."
Patient: "Gott sei Dank!"
Arzt: "... der fällt von selbst ab!"
Noch Fragen? Dann gehen Sie doch bitte zum Onkel Doktor Ihres Vertrauens.
*Gabriele Kuhn ist seit 1995 an Bord des KURIER - erst 14 aufregende Jahre lang als Ressortleiter-Stv. im Freizeit-Magazin, dann als Leiterin der Lebensart. Seit 2017 Autorin. Interessens- und Know-How-Schwerpunkte: Medizin, Lifestyle, Gesundheit. Und Erotik. Die ironische Kolumne "Sex in der Freizeit" gibt es seit 2002. Und damit's nicht fad wird, schreibt sie seit Anfang 2012 die Paar-Kolumne "Paaradox - Szenen einer Redaktionsehe" gemeinsam mit ihrem Mann Michael Hufnagl, ebenfalls Journalist. Außerdem: Autorin dreier Bücher.
Für Diabetes Austria schreibt sie Kolumnen rund ums Thema Liebe, Sex und Diabetes.