DNA-Reparatur reaktivieren - diabetische Spätschäden verhindern
Bei Diabetes führt gestörte Erbgut-Reparatur zu Funktionsverlust von Lunge und Niere
(22. Juni 2020) - Schäden an Nieren und Lunge sind häufige Folgen der Zuckererkrankung Diabetes mellitus. Durch die Kontrolle des Blutzuckerspiegels lassen sie sich nicht verhindern, wohl aber durch eine gezielte Aktivierung der DNA-Reparatur, wie Wissenschaftler des Universitätsklinikums Heidelberg und des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung nun im Tierversuch herausgefunden haben. In der im EMBO Journal veröffentlichten Arbeit zeigten sie erstmals, dass bei Mäusen mit Diabetes eine gestörte Reparatur von Schäden am Erbgut (DNA) unmittelbar für vorzeitige Gewebealterung, Vernarbung und schließlich Funktionsverlust der Organe verantwortlich ist. Setzten die Forscher die Reparaturmechanismen mit Hilfe eines bestimmten körpereigenen Proteins (nRAGE) wieder in Gang, stoppte der Prozess, die Organe erholten sich. Die Ergebnisse sind aktuell in "EMBO Journal" erschienen.
"Aus therapeutischer Sicht ist besonders interessant, dass sogar bereits vernarbtes Gewebe seine Funktionsfähigkeit zum Teil zurück gewann. Bisher hielt man diesen Prozess für unumkehrbar", so Seniorautor Professor Dr. Peter Nawroth, Ärztlicher Direktor der Universitätsklinik für Endokrinologie, Stoffwechsel und Klinische Chemie Heidelberg. "Diese Erkenntnis liefert uns erstmals einen vielversprechenden Ansatzpunkt, um diabetische Spätschäden zukünftig nicht nur zu stoppen, sondern möglicherweise auch heilen zu können."
Die Stoffwechselerkrankung Diabetes gibt Wissenschaftlern und Ärzten nach wie vor Rätsel auf: So ist bis heute nicht verstanden, welche Krankheitsmechanismen zu Spätschäden wie Nierenversagen, Erblindung oder Vernarbungen des Lungengewebes (Lungenfibrose) führen. In der nun veröffentlichten Arbeit gelang es dem Team um Erstautor Dr. sc. hum. Varun Kumar, Universitätsklinik für Endokrinologie, Stoffwechsel und Klinische Chemie Heidelberg und Deutsches Zentrum für Diabetesforschung, erstmals bei Mäusen mit Diabetes Typ I sowie Diabetes Typ II, den unmittelbaren Zusammenhang zwischen den gestörten, für Körperzellen aber essentiell wichtigen DNA-Reparaturmechanismen und den zunehmenden Gewebeschäden herzustellen.