Die steile Tour auf das Altausseer Fotomotiv
Martin & seine Freunde der Berge zeigen die schönsten Wanderwege Österreichs
Von Martin Grabner
Wenn der Frühling endlich im ganzen Land seinen Einzug hält, bekommen die Freunde der Berge gleich richtig Lust, die Wanderschuhe anzuziehen und eine zünftige Bergtour zu unternehmen. Im steirischen Ausseerland , dem grünen Herzen des Salzkammergutes, macht das Wandern bekanntlich besonderen Spaß, und so beschließen die Freunde eine Besteigung der sagenumwobenen, markant über dem Altausseer See aufragenden Trisselwand (1754 Meter), auch Trisselkogel oder Trisselberg genannt.
Da der Anstieg durchwegs südseitig angelegt ist, kann man bereits im Frühjahr diese Tour riskieren, ohne andauernd bis zu den Knien im Schnee zu versinken.
Gestartet wird vorzugsweise beim Parkplatz des Gasthofes Trisselwand (963 Meter) auf der Hochfläche beim Tressensattel. Zuerst marschieren die Freunde über die Wiese und später über einen unmarkierten steilen Pfad zwischen zerklüfteten Felsen bis zum Weg Nr. 233, der vom Altausseer See heraufführt.
Diesem folgen die Freunde der Berge nun weiter in Serpentinen zuerst durch den Wald und dann zwischen Latschen bis zum sogenannten „Ribeisen“, einer kleine Felspassage, die mit Geländern abgesichert ist. Diese Sicherungen wurden dereinst allerdings nicht so sehr für die Wanderer, sondern mehr für den Viehtrieb auf die hinter dem Aussichtsgipfel liegende Schoberwiesalm errichtet. Zwischendurch lockt gleich neben dem Weg ein schönes Aussichtsbankerl zum Rasten.
Von diesem Platz hat man einen wunderbaren Blick über das gesamte steirische Salzkammergut und in diesem Fall besonders auf das „steirische Meer“, den Grundlsee. Dahinter erstreckt sich das Tote Gebirge mächtig und schneebedeckt, und schaut man nach rechts, dann blitzen die Gletscher des Dachsteins in glänzendem Weiß herüber.
Weiter geht der Weg nun über einen Latschenrücken in Richtung Ahornkogel hinauf und dann nach einem Sattel links durch den latschenbewachsenen Felsabhang auf die Hochfläche.
Dort teilt sich der Weg. Geradeaus würde man nun weiter ins Tote Gebirge vordringen und über den Weg Nr. 234 (danach 235) in vier Stunden das Appel Haus erreichen. Nach links führt allerdings der nun kurze Pfad zwischen grünen Hügeln bis zum schon weithin sichtbaren Gipfelkreuz der Trisselwand. Nach gut zwei Stunden Gehzeit erreichen die Freunde der Berge den berühmten Aussichtsgipfel hoch über dem Altausseer See.
Der Tiefblick ist gewaltig und fordert ein wenig Schwindelfreiheit. Wem dabei nicht so wohl ist, der muss ja nicht ganz bis zum Rand der Wand gehen. Auch von weiter hinten gibt es viel zu schauen. Gegenüber ist der Loser in seiner ganzen Pracht zu bewundern und nach rechts sieht man tief in das Herz des Toten Gebirges.
Apropos Wand. Es kann immer wieder vorkommen, dass man auf dem Gipfel Stimmen hört und sich wundert, woher diese kommen. Wenn dann ein paar Augenblicke später auf einmal Kletterhelme und ihre dazugehörigen Besitzer am Wandabbruch auftauchen, ist klar, dass man keinen Halluzinationen erlegen ist, sondern wieder ein paar mutige Kletterer die Trisselwand im direkten Aufstieg bewältigt haben.
Das im Metallbehälter beim Kreuz aufbewahrte Gipfelbuch bietet übrigens ein besonderes Schmankerl auf seiner ersten Seite. Ein Gedicht über die Beziehung der beiden Ausseer „Berg-Wahrzeichen“, Loser und Trisselwand:
Einst sprach der Loser sehr galant
zur Nachbarin, der Trisselwand,
komm doch heute Nacht, ich bitte,
zu mir in meine Hütte.
Die Trisselwand nicht ganz aus Stein,
sie sagt nicht ja und auch nicht nein,
färbt sich nur ganz leicht rosa,
und lispelt leise – Du Loser!
Nach erfolgter eigener Eintragung ins Gipfelbuch packen die Freunde der Berge sich und ihre Rucksäcke wieder zusammen und nehmen den Abstieg in Angriff. Auf dem gleichen Weg geht es nun wieder zurück bis zum Tressensattel und zur jetzt schon herbeigesehnten Einkehr im Gasthof Trisselwand. Nach gut eineinhalb Stunden sind endlich das kühle Bier und die herzhafte Jause als Lohn für die großen Anstrengungen erreicht.
Zufrieden ziehen die Freunde der Berge in der Gaststube Bilanz. Diese Tour ist ein ordentliches alpines Ziel und spektakulär, dauert dabei nicht allzu lange und ist daher als erste Frühlingswanderung besonders gut geeignet.
Gehzeiten:
Tressensattel (Gasthof Trisselwand) – Trisselwandgipfel: 2 Stunden; Trisselwandgipfel – Gasthof: 1 ½ Stunden;
Hotel Seevilla – Tressensattel: 1 Stunde; retour ½ Stunde
Weg um den See: 2 Stunden
Besonderer Wander-Tipp:
Man diese Tour natürlich auch von Altaussee aus gehen. Am besten parkt man sein Auto beim Hotel Seevilla und marschiert von dort zuerst rechts auf dem Weg um den See Richtung Strandcafé bis zu einer Abzweigung, die rechts bergauf führt. Auf dem Sattelsteig (Weg Nr. 233) geht es zum Bartlhof hinauf und dann weiter durch die Steigwand (Felsstiege) bis zum Tressensattel, wo man nach einer knappen Stunde auf den Weg vom Gasthof Trisselwand trifft.
Wem jegliches Bergaufmarschieren zu dumm ist, der kann auch einfach nur den Blick auf die Trisselwand genießen und dabei in guten zwei Stunden auf dem Weg um den Altausseer See marschieren.
Der besondere Diabetiker-Tipp:
Im Frühjahr werden oft die neuen Bergschuhe, die man sich zu Saisonbeginn geleistet hat, zum ersten Mal ausprobiert. Beim Kauf sollten schon einige wichtige Details beachtet werden, schließlich sind die Füße des Diabetikers sehr empfindliche Teile. Vorzugsweise probiert man die Schuhe am späteren Nachmittag, wenn die Füße schon ein bisschen aufgegangen sind. Bequem müssen sie natürlich sein und ausgiebig probiert werden. Auch nach einer halben Stunde dürfen keinerlei Druckstellen entstanden sein. Lederschuhe mit Gore-Tex Membran sind besonders geeignet, weil sie auch im Schnee ordentlich wärmen und keine Nässe durchgehen kann. Nach jeder Bergtour sollte der Diabetiker immer genau seine Füße auf Blasen und Druckstellen untersuchen und dementsprechend pflegen.
Zufahrt:
Anreise mit dem Pkw auf der B 145 bis Bad Aussee, dann weiter auf der Landesstrasse bis zum westlichen Ortsrand von Grundlsee und links abbiegend auf schmaler Strasse zum Gasthof Trisselwand.
Mit der ÖBB bis Bad Aussee und dann zum Gasthof Trisselwand mit dem Taxi.
Einkehr und Unterkunft:
Gasthaus-Pension Trisselwand, Johann Rastl, Untertressen 37 (Sattl), 8993 Grundlsee,
Tel.: 03622/53008
Informationen:
Ausseerland – Salzkammergut, Bahnhofstrasse 132, 89890 Bad Aussee,
Tel.: 03622/540400