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Die Spät-Berufene

Wie Dr. Christine Jahn vom Sozialmedizinischen Zentrum Ost in Wien aus kranken Kindern Powerkids macht

Die charismatische Medizinerin Christine Jahn betreut mit ihren Kollegen am Sozialmedizinischen Zentrum Ost in Wien rund 350 Kinder mit Typ-1-Diabetes. Jedes Jahr kommen etwa 20 neu Manifestierte dazu.

Wie Dr.Christine Jahn vom Wiener SMZ Ost aus kranken Kindern Powerkids macht

Die charismatische Medizinerin Christine Jahn betreut mit ihren Kollegen am Sozialmedizinischen Zentrum Ost in Wien rund 350 Kinder mit Typ-1-Diabetes. Jedes Jahr kommen etwa 20 neu Manifestierte dazu.

Christine Jahn hat bereits ein bewegtes Leben hinter sich. In die Familie eines oberösterreichischen Holzarbeiters in die Gegend bei Steyr hineingeboren, musste sie sich den Weg zum Arztberuf hart erkämpfen. Mit zwei Stunden täglichen Schulweg vor sich und der Aufforderung des Vaters - „Du musst einmal studieren!“ - im Hinterkopf - war sie zunächst bis zum Abschluß der Hauptschule Klassenbeste und suchte dann einen Weg, die Matura nachzuholen. Dr. Jahn erinnert sich: „Wir hatten ja kein Geld und so hab ich in Deutschland eine Arbeit als Hausmädchen im Haushalt eines Arztehepaares angenommen.“ Sieben Jahre arbeitete sie dort, um damit die Abendschule und das Endziel Matura zu finanzieren.

Während andere in ihrem Alter bereits Medizin studierten, bekam sie zwei Kinder, pendelte mit ihrem Mann zwischen den USA und Europa und studierte – während sie dank Numerus Clausus in Deutschland auf einen Studienplatz wartete, Ernährungswissenschaften.

Mit bereits halbwüchsigen eigenen Kindern wurde Christine Jahn schließlich Allgemeinmedizinerin und entschied sich – ganz liebenden Mama – für das Spezialgebiet Kinderheilkunde. Vor mehr als 10 Jahren wurde ihr eine Stelle im SMZ Ost angeboten und schnell erkannte Dr. Jahn, dass die Spezialambulanz Diabetes im Rahmen der Kinderheilkunde für sie die größte und interessanteste Herausforderung darstellte.

Dr. Jahn erzählt aus dem SMZ-Ost-Alltag: „Wenn ein Kind erstmanifestiert ist, befindet es sich in einem sehr schlechten Allgemeinzustand, oft abgemagert, apathisch. Da muss man sich als Arzt sehr genau auskennen und auch den oft verzweifelten Eltern das beruhigende Gefühl vermitteln: die wissen hier genau, was sie tun.“

Meist folgt ja der Erstdiagnose Diabetes Typ 1 ein mehrere Wochen langer stationärer Aufenthalt, in dem sich eine intensive Betreuung und ein enger Kontakt mit den kleinen Patienten und ihren Angehörigen ergibt.

Dr. Jahn: „Diese Beziehung hat mich schon immer interessiert, Arzt ist ja schließlich ein sozialer Beruf. Ausserdem sehen wir es immer wieder bestätigt: wenn wir den Eltern und Patienten das Gefühl vermitteln, dass sie bei uns gut aufgehoben sind, wird der Umgang mit der Erkrankung wesentlich einfacher und die Therapie erfolgreicher. Fazit: wir haben alle was davon. Der Patient ist gesünder und besser drauf, damit geht es dem Umfeld – also Eltern und anderen Verwandten – auch besser und schließlich haben auch wir ein gutes Gefühl, wenn unsere Therapien und Maßnahmen greifen.“

Das ist naturgemäß nicht immer einfach und so kennt Dr. Jahn nicht nur die Schwierigkeiten bei der Einstellung des Blutzuckers sondern auch die Probleme, die es im Hintergrund gibt.

Da gibt es verständnislose Elternteile, aber auch Schwierigkeiten im Kindergarten und in Schulen. „Wir versuchen natürlich immer, in persönlichen Gesprächen zu überzeugen“, so die Ärztin aus Leidenschaft, die dann mitunter schon stark gegenüber dem Lehrpersonal auftritt. „Ich erinnere mich an einen Fall, in dem das relativ frisch manifestierte Kind mit Migrationshintergrund nicht mehr in der Schule aufgenommen werden sollte, weil sie einen Dreier in Deutsch hatte.“

Die Ärztin schaltete sich ein, führte zahlreiche Telefonate, bat, erklärte und drohte schließlich mit der Einschaltung der Medien – das half. Mittlerweile haben sich alle mit der Situation bestens arrangiert.

Es ist vor allem die Umwelt, die sich mit dem meist völlig überraschende Diabetes arrangieren muss, so Dr. Jahn, deren Patienten in den letzten Jahren immer jünger werden. „Früher waren es Zehn- oder Elfjährige, die zu uns kamen, heute sind die Jüngsten eineinhalb oder zwei Jahre alt. Das liegt an genetischen, aber auch an Umwelffaktoren – aussagekräftige Forschungsergebnisse gibt es darüber aber zum Thema noch nicht“, erklärt die Kinderärztin, die bei den Kleinsten oft die beste Mitarbeit ortet. „Wenn ein Zweijähriger Diabetes bekommt, kennt er auch als Fünfjähriger kein anderes Leben, wenn sein Umfeld, seine Familie, seine Lehrer, seine wichtigen Bezugspersonen es ihm nicht schwer machen, wird er den Diabetes und den Umgang damit mehr oder weniger problemlos in sein Leben integrieren. Das ist dann so, dann sind es echte Powerkids.“

Mehr Infos zur Kinder-Diabetesspezialistin Dr. Christine Jahn finden Sie auf www.powerkids.at