Die meisten Österreicher unterschätzen ihren Zuckerkonsum
Wien/Salzburg (APA) - Fast alle Österreicher (92 Prozent) unterschätzen ihren eigenen Zuckerkonsum um ein Vielfaches. Das hat eine repräsentative Befragung ergeben. Schwere Folgeerkrankungen wie Diabetes und Adipositas drohen, warnen Experten.
In erster Linie wünschen sich die Konsumenten eine Zuckerreduktion bei Getränken (13,7 Prozent), bei Joghurt (10,8 Prozent) und Cerealien bzw. Müsli (neun Prozent). An der Ende 2019 durchgeführten Umfrage nahmen 1.001 Personen zwischen 16 und 69 Jahren teil. Sieben von zehn scheinen sich der gesundheitlichen Folgen von zuviel Zuckerkonsum bewusst zu sein - sie möchten ihren Zuckerkonsum reduzieren. Ein guter Vorsatz, wenn man bedenkt, dass hierzulande jeder durchschnittlich als 33,3 Kilogramm Zucker in Rohform, verarbeiteten Lebensmitteln oder Getränken zu sich nimmt.
Das sind rund 91 Gramm am Tag. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt hingegen, weniger als zehn Prozent der täglichen Kalorien in Form von Zucker aufzunehmen. Noch besser wären nur fünf Prozent, daraus ergeben sich 18,3 Kilogramm bzw. 9,1 Kilogramm Zucker pro Person im Jahr. Die empfohlene Zuckermenge wären daher täglich 50 bzw. idealerweise 25 Gramm Zucker, also sechs Teelöffel, die in Speisen oder Getränken insgesamt enthalten sein sollten.
Bei den Neunjährigen sind jeder dritte Bub (34 Prozent) und jedes vierte Mädchen (26 Prozent) in Österreich übergewichtig, bei den Erwachsenen zwischen 19 und 65 Jahren sind es 41 Prozent, die übergewichtig oder fettleibig sind, führte Friedrich Hoppichler, Vorstand des Vereins Sipcan, aus. Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres forderte, den Schwerpunkt daher auf Prävention zu legen - bereits ab dem Kindergartenalter. Dazu zählen Bewegung und gesunde Ernährung. Derzeit werden für Prävention jedoch nur zwei Prozent der gesamten Gesundheitsausgaben aufgewendet.
Neue Studien würden außerdem zeigen, dass durch Übergewicht bzw. Adipositas wegen der daraus resultierenden Erkrankungen - wie die nichtalkoholische Fettleber, Diabetes Typ 2, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder sogenannte Silent Inflammations - die Sterblichkeitsrate steige, so die Experten. Die nichtalkoholische Fettleber gelte mittlerweile als eine der bedeutendsten Zivilisationserkrankungen und übermäßiger Zuckerkonsum sei eine ihrer häufigsten Ursachen. Diabetiker hätten zudem ein zweifach höheres Risiko für Demenzerkrankungen, speziell für die vaskuläre Demenz, die sich als Folge von Durchblutungsstörungen im Gehirn entwickle, betonte Susanne Kaser, die Präsidentin der Österreichischen Diabetes Gesellschaft. Sie appellierte, die Überprüfung des HbA1c-Werts (gibt Aufschluss über den Langzeitblutzucker; Anm.) in die Gesundenuntersuchung zu integrieren. So wäre eine Frühentdeckung von Diabeteserkrankungen wesentlich einfacher.
Nicht hilfreich bei der Zuckerreduktion sei der Zusatz von künstlichen Süßungsmitteln, betonte Hoppichler. Daher sei auch eine "Zuckersteuer", wie sie etwa in Großbritannien vor zwei Jahren eingeführt wurde, sinnlos und lediglich ein "Alibi": Der weggelassene, durch die Steuer teurere gewordene Zucker werde durch künstliche Süßstoffe ersetzt, wodurch sich die Menschen - vor allem Kinder - nicht vom süßen Geschmack entwöhnen können. Um dem Bedürfnis nach Zucker nachzukommen, wird erst recht wieder zu Fast Food und Mehlspeisen gegriffen, sagte Hoppichler.
APA0000 2020-01-28/13:52