Die Lust der Frau: Sexualstörungen durch Diabetes sind kein Schicksal
Anne K. ist eine 50jährige Verkäuferin. Trotz ihrem Diabetes war sie immer eine lebenslustige Frau und hatte Spaß am Sex. Seit geraumer Zeit ist alles anders. Anne leidet an zunehmender sexueller Lustlosigkeit, wird nicht mehr feucht und hat Schmerzen beim Sex, fühlt sich mutlos und verletzlich. Lange hat sie, aus Angst vor unangenehmen Fragen, den Arztbesuch rausgeschoben. Erst als ihre Beziehung zu scheitern drohte, machte sie sich auf den Weg zum Doktor.
Diabetesbedingte sexuelle Funktionsstörungen sind kein rein männliches Phänomen, bei Frauen entwickeln sich die körperlichen Beschwerden aber eher schleichend. Bei einer deutlichen Mehrheit der betroffenen Frauen mit Diabetes kommt es zu Sensibilitätsstörungen im Genitalbereich, es treten Orgasmus-Störungen auf oder vaginale Trockenheit. Viele Frauen klagen über Schmerzen beim Geschlechtsverkehr oder es treten, begünstigt durch schlechte Blutzuckerwerte, vermehrt Infektionen der Scheide mit Bakterien oder Pilzen auf. Ein weiteres Problem, das vielen Frauen - auch beim Sex - zu schaffen macht, ist unwillkürlicher Harnabgang infolge einer Blasenschwäche. Ursache können zu hohe Blutzuckerwerte sein, welche die Blasennerven schädigen. All das führt zum Rückgang der sexuellen Lust.
Auch die Psyche spielt mit
Die Seele ist bei der Sexualität immer beteiligt, selbst wenn seelische Gründe nur selten die alleinige Ursache von Sexualstörungen sind. Doch auch körperlich verursachte Störungen können die Betroffenen erheblich seelisch belasten. Versagensängste, Selbstzweifel, Partnerschaftskonflikte, sogar Depressionen oder Alkoholismus können die Folge sexueller Funktionsstörungen sein. Es kann ein Teufelskreis aus Versagensangst, Vermeidung, Misstrauen und gegenseitigen Vorwürfen entstehen. Ein Gespräch mit dem Partner und mit dem Arzt kann die Situation entlasten und eine Lösung ermöglichen.
Diagnose
Zu Beginn jeder Behandlung sollte ein ausführliches Gespräch mit dem Arzt erfolgen. Darauf baut die weitere Diagnosefindung auf. Wichtig ist die genaue Abklärung der organischen und/oder psychischen Ursachen. Viele Menschen mit sexuellen Funktionsstörungen schrecken aus Angst vor unangenehmen Fragen oder Untersuchungen vor einem Arztbesuch zurück. Für Ärzte, die sich dieses Themas annehmen, ist es jedoch selbstverständlich, über sexuelle Probleme zu sprechen.
Therapie
Viele Menschen mit Diabetes empfinden Sexualprobleme als eine sehr unangenehme Folge der Krankheit. Oft belasten Gefühle der Scham und des Versagens die Betroffenen und deren Beziehung zum Partner. In manchen Fällen verbessert sich die Situation schon, wenn die Probleme erst einmal angesprochen sind.
Beruhen die Sexualstörungen auf diabetischen Nervenstörungen sollte eine optimale Einstellung des Blutzuckers angestrebt werden. Daneben ist auch eine Therapie der Diabetes-Begleiterkrankungen sowie - im Falle von Typ-2-Diabetes - gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung oder der Abbau von Übergewicht wichtig.
Treten sexuelle Störungen zusammen mit einem bestimmten Medikament auf, kann ein Absetzen von Medikamenten oder die Umstellung auf ein anderes helfen. Das muss jedoch immer in Rücksprache mit dem behandelnden Arzt erfolgen.
Mittel gegen sexuelle Funktionsstörungen
Für Frauen gibt es sogenannte Vaginal- oder Beckenbodentrainer, die die Muskeln und Durchblutung des Beckenbodens stärken und so bei Kontinenz- und Orgasmus-Problemen helfen können. Bei Lubrikationsstörungen, also einem mangelndem Feuchtwerden der Schleimhäute, können Gleitmittel helfen. Ferner kann der Arzt auch Sexualhormone in Form von Pflastern, Vaginalkapseln oder Tabletten verschreiben.
Sexualmedizinische Praxis
Dr. Elia Bragagna