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Die großen Lügen der Konzerne

Es ist eines der Tabuthemen unserer Zeit: Das Ausmaß der Tricks und Strategien, mit denen Konzerne Millionen von Menschen täuschen.

Wem vertrauen Sie? Genau diese Frage stellen Meinungsforschungsinstitute regelmäßig tausenden Menschen. Die Umfrage zeigt, welchen Institutionen von der Bevölkerung als ehrlich angesehen werden – und von wem sich die Menschen betrogen fühlen. Laut den Ergebnissen aus dem Jahr 2020 haben die Bürger am meisten Vertrauen in Ärzte (86 Prozent) und in die Polizei (82 Prozent). Gerichte kommen auf 72 Prozent, die Medien auf 45 Prozent. Wirklich überraschend ist jedoch das Ergebnis, das fast ganz unten auf der Liste steht: Gerade einmal 31 Prozent der befragten Menschen glauben noch an die Ehrlichkeit der Konzerne. Egal, on Lebensmittelindustrie, Banken oder Versicherungen – das Misstrauen gegenüber Großunternehmen ist inzwischen allgegenwärtig. Tatsächlich schneiden nur die Katholische Kirche (16 Prozent) und der Islam (8 Prozent) in den Umfragen noch schlechter als die Großunternehmen ab. Aber warum fühlen sich immer mehr Menschen von Konzernen getäuscht? Lügen Unternehmen tatsächlich so unverfroren, wie viele behaupten? Und wenn ja, wobei genau?

Geheime Preisabsprachen, Lebensmittelskandale, illegaler Datenhandel, kriminelle Banker und Manager – als ihre Macht immer mehr wuchs, begingen Konzerne im Laufe der Jahrzehnte immer mehr Verbrechen und kamen lange Zeit mit ihren Lügen davon. Jetzt jedoch schein eine Art Zeitwende eingeläutet worden sein…

Tatsächlich landet mittlerweile fast jeden Monat ein Großunternehmen vor Gericht. Gleichzeitig machen sich immer mehr Naturschützer, Aktivisten und Dokumentarfilmer auf die Jagd nach Konzernen und decken deren Umweltverbrechen und Lügen auf. Nicht selten folgen Produktboykotte, medienwirksame Demonstrationen vor den Konzernzentralen und milliardenschwere Strafen für Großunternehmen.

 

Falschinformationen, Umweltverbrechen, manipulierte Produkte, Vertuschungen – legale und illegale Tricks der Konzerne. Die Irreführung hat System.

 

Die Mengen-Lüge - In dieser Packung stecke 30% mehr Inhalt

Jedes Jahr gehen bei den Verbraucherzentralen Beschwerden wegen Verpackungstricksereien ein. Neben versteckten Preiserhöhungen ärgern sich viele Menschen vor allem über Verpackungen mit viel Luft und wenig Inhalt, die die Umwelt belasten. Beliebte Supermarkt-Mogler sind Kaffeekapseln. Oft verlieren sich 52 Gramm Kaffee in einer Verpackung, die optisch einem normalen 500-Gramm-Kaffepaket entspricht. Aber auch bei anderen Lebensmitteln wird optisch getrickst: So ist faschiertes Fleisch für wenig Geld beim Discounter zu haben. Doch obwohl äußerlich gleich aussehend, macht es einen Unterschied, on man die gleiche Menge beim Fleischhauer kauft oder abgepackt aus dem Kühlfach im Supermarkt. Bis zu einem Fünftel besteht eine 400-Gramm-Packung aus Wasser. Das macht immerhin rund 80 Milliliter – und das, obwohl in faschiertes Fleisch überhaupt kein Wasser gehört. Das klingt illegal, gesetzlich ist aber noch mehr erlaubt.

Und Mogelpackungen gibt es nicht nur bei Lebensmitteln: Wenn bei Spülmitteln die Menge erhöht wird, werden sie oft nur mit Wasser verdünnt. Einen Hinweis darauf geben die Dosierungsangaben: Reichen bei kleinen Flaschen drei Milliliter zum Spülen, braucht man bei der größeren Flasche dann schon fünf Milliliter. Hält man sich an die Dosierempfehlung von bestimmten Herstellern, sind pro Flasche nur noch halb so viele Spülgänge wie früher möglich, so die Verbraucherzentrale. Das gleiche gilt für Waschmittel, hier sollte man genau die erreichten Waschladungen vergleichen und nicht das Gesamtgewicht der Einheiten.

Die Frische-Lüge – Frisch gebacken

Brotbacken war früher ein heiliges Ritual und auf jeden Laib wurde damals ein Kreuz als Zeichen der Wertschätzung gemacht. Aufbackstationen, Supermärkte oder Backshops haben viele Handwerksbäcker verdrängt. "Frisch gebacken" ist kein geschützter Begriff. Heutzutage kommen die Teiglinge aus Asien oder Osteuropa, und werden als „Frisch gebacken“ an den Kunden verkauft. Die Billigdiscounter backen nur auf. Das wirkt erst frisch, aber nach einem halben Tag merkt man den Unterschied. Der Kunde hat es in der Tat schwer herauszufinden, was aufgebacken, halb gebacken, aus Fertigmischungen oder noch komplett selbst hergestellt wurde.

Pro Jahr werden 51.400 Tonnen an Brot und Gebäck aus anderen Ländern nach Österreich eingeführt.

Die Recycling-Lüge – Recycling schützt unseren Planeten

Es scheint ein Umdenken stattzufinden – tatsächlich setzen die größten Plastikproduzenten der Welt jetzt immer häufiger auf Verpackungen, die „zu 100 Prozent recycelbar“, „biologisch abbaubar“ oder aus „nachhaltigem Plastik“ sind. All diese Bezeichnungen klingen gut – aber sind sie es auch? Eine Greenpeace-Studie fand 2019 heraus, dass die vermeintlich grünen Maßnahmen nur Scheinlösungen sind. Im Gegenteil, sie belasten die Natur nur noch mehr. Denn Fakt ist: Auch „biologisch abbaubares“ oder „kompostierbares“ Plastik zersetzt sich viel zu langsam oder überhaupt nicht. Will heißen: Meerestiere unterscheiden nicht, on sie an Plastik oder Bioplastik ersticken. Zudem lässt sich der Plastikmüll auch nicht „wegrecyceln“. So werden weltweit je nach Studie gerade einmal 10 bis 20 Prozent des produzierten Plastiks wiederverwertet.

Die Makeup-Lüge – Naturkosmetik ist natürlich

Naturkosmetik ist nachhaltig, gesund und natürlich – das darf jeder Hersteller von Gesetzes wegen behaupten, egal was wirklich in seinem Produkt steckt. Denn der Begriff „Naturkosmetik“ ist nicht geschützt. So können auch eher konventionelle Kosmetikprodukte mit der Bezeichnung „Natur“ werben – obwohl sie in Wahrheit chemisch hergestellte Stoffe enthalten. Nicht einmal ein bestimmter Anteil an Inhaltsstoffen aus natürlichen Quellen ist vorgeschrieben. Was in einer Tube oder Cremedose aber tatsächlich steckt, lässt sich nur anhand einer Zertifizierung erkennen.  Zertifizierte Naturkosmetik verzichtet im Gegensatz zur konventionellen Kosmetik auf bestimmte synthetische Rohstoffe, Silikone, Parabene und synthetische Duftstoffe. Es werden nur bestimmte Konservierungsstoffe verwendet. Auch Paraffine und andere Erdölprodukte sind ausgeschlossen.

Eine weitere Lüge aus der Kosmetikindustrie: Antifaltencremes sorgen für junge und faltenfreie Haut. Dermatologen halten dagegen: „Das ist reine Geldverschwendung. Cremes erreichen keine Tiefenwirkung in der Haut. Ihre potentielle Wirkung verpufft auf der Oberfläche, und zwar unabhängig davon, wie teuer die Creme ist.“ Fakt ist: Die Faltenbildung ist bis zu 30 Prozent genetisch bedingt. Zu 70 Prozent hängt sie von verschiedenen Umwelteinflüssen sowie der Ernährung und dem Alkohol- und Nikotinkonsum ab. Führt man der Haut Feuchtigkeit zu, sieht sie kurzzeitig etwas praller aus. Dafür braucht man keine speziellen Anti-Aging-Präparate, jedes Fett-Wasser-Gemisch, Grundlage aller Hautcremes, ist geeignet.

Die Light-Lüge Essen und trotzdem abnehmen

Produkte, auf denen das Wörtchen "light" zu lesen ist, gehören zu den einfachsten Waffen im Kampf gegen die Kilos. Dank der fett- oder zuckerreduzierten Produkte soll sich im Kühlschrank nichts ändern müssen, und trotzdem ein Gewichtsverlust möglich sein. Tatsächlich sind die meisten "Light"-Produkte jedoch echte Mogelpackungen. Der Slogan "weniger Kalorien" darf nämlich auch dann auf Lebensmitteln stehen, wenn sie gerade mal 30 Prozent weniger Fett enthalten. Manche Hersteller erhöhen dann gleichzeitig denn jeweils anderen Zusatzstoff. Wenn also " 30 Prozent weniger Fett" darauf steht, kann gleichzeitig entsprechend mehr Zucker enthalten sein. Süß bleiben viele "light"-Lebensmittel übrigens durch künstliche Zusatzstoffe wie dem Süßungsmittel Aspartam, dass von einigen Experten als gesundheitsgefährdend eingestuft wird. Nicht nur "Light"-Produkte sollen das Diät-Leben erleichtern, sondern auch "Low-Fat"-Produkte. Der beliebteste dieser Artikel ist neben der Margarine der kalorienarme Joghurt. Der hat dann zwar nur 0,1 Prozent Fett, dafür jedoch, wie bereits erwähnt häufig überdurchschnittlich viel Zucker. Hinzu kommt, dass Fett auch ein Geschmacksverstärker ist. Das wiederum führt dazu, dass in vielen "Low-Fat"-Lebensmitteln eine besonders hohe Menge künstlicher Geschmacksverstärker zu finden ist. Auch diverse Appetitzügler gibt es auf dem Markt, sie haben jedoch teilweise sehr starke Nebenwirkungen. Pillen, die im Internet zu kaufen sind, können zudem gefährliche und suchtbildende Stoffe enthalten (zum Beispiel Ephedrin), die auf der Verpackung jedoch nicht vermerkt werden.

Die Inhalts-Lüge – Honig besteht nur aus Honig

Kaum ein Lebensmittel ist hierzulande so beliebt wie Honig. Die Gründe liegen auf der Hand, ist er doch ein reines Naturprodukt ohne Zusätze und gilt durchaus als gesunde Alternative zu Zucker. Doch stimmt das auch? Ist, wenn man im Supermarkt zum Honig greift, auch wirklich das drin, was dem Käufer versprochen wird? Oder lügen die Hersteller bei ihren Angaben? „Um die nötige Menge zu produzieren, wird Honig im großen Stil mit billigem Sirup gestreckt, und das ist bei diesem Naturprodukt nicht zulässig“, sagt Norberto Garcia, Präsident der Internationalen Organisation der Honigexporteure: „Wenn jemand das Doppelte für ein Produkt bezahlt, das falsch etikettiert ist, dann ist das Betrug.“ Mittlerweile gehört das „flüssige Gold“ gar zu den am häufigsten gefälschten Lebensmitteln weltweit. Auf 600 Millionen Euro schätzt Garcia den wirtschaftlichen Schaden, der jedes Jahr durch verfälschten Honig entsteht. Eine weitere Trickserei mit positiven Produktbezeichnungen: Chicken Nuggets zum Beispiel bestehen nicht nur – wie es der Name suggeriert – aus Hühnerfleisch. Mehr als die Hälfte des Nuggets ist gar kein Fleisch, sondern Wasser, pflanzliches Öl, und andere, nicht tierische Inhaltsstoffe. Auch die meisten Erdbeerjoghurts bestehen gerade einmal zu zehn Prozent aus echten Erdbeeren.