Die Freiheit, die ich meine
Von Peter P. Hopfinger (Teil 2)
(Lesen Sie hier den 1. Teil)
Kein Messgerät, keine invasive Kleinst-OP, kein Kalibrieren und dennoch die Vorteile eines CGM-Systems. Das ist das neue FreeStyle Libre 2, das ich - noch bevor es von der heimischen ÖGK in den Erstattungskatalog aufgenommen wird – exklusive testen durfte. Im 2. Teil meines persönlichen Checks geht’s um das Management per Smartphone.
Der Name Libre ist ja nicht zufällig gewählt. Er bedeutet mit Sicherheit die „Befreiung“ von blutigen Messritualen, die Befreiung von vielen Utensilien wie Messstreifen, Stechhilfen und anderem Zeugs.
Beim Libre 2 kann man sich sogar vom Messgerät selbst befreien. Das bleibt zu Hause, als Reserve. Der 14-Tages-Zyklus eines Libre-2-Sensors wird komplett über das Smartphone (in meinem Fall ein Samsung S8) organisiert. Und die Alarmfunktionen für Hyper- und Hypoglykämie-Grenzen, die selbstverständlich individuell eingestellt werden können, sind nun auch im Smartphone verfügbar und funktionieren ganz ausgezeichnet.
Nur mit dem Alarm „Signalverlust“ fang ich beim Telefon eigentlich wenig an.
Denn wenn mein Telefon soweit von mir und meinem Sensor entfernt ist, dass dieser Alarm losgeht, bin auch ich vermutlich zu weit von meinem Smartphone entfernt, um es zu hören. Und dann höre ich auch den Alarm nicht. Abgesehen davon wäre es fürchterlich, das Telefon zu verlieren. Das Gefühl kennt jeder, dem das schon einmal passiert ist.
Zurück zum Libre 2: ich habe ein paar Screenshots aus der App, die ich Neugierigen nicht vorenthalten möchte.
Tagesmuster: hier sieht man in der dicken Linie den Verlauf über 90 Tage, aber natürlich auch Ausreißer nach oben und unten
Zeit im Zielbereich: immerhin 73% der gesamten Zeit von drei Monaten befinde ich mich in meinem Zielbereich von 75 bis 180 mg/dl.
Glukose-Durchschnitt: auch damit bin ich zufrieden – 141 mg durchschnittlich ist nicht nur für mich, sondern auch für meine strenge Therapeutin in Ordnung.
Geschätzter HbA1c: das ist natürlich nur ein auf Basis der gemessenen Zuckerwerte der Gewebsflüssigkeit errechneter Wert, der nicht unbedingt mit einer blutigen Messung des Langzeitwertes übereinstimmen muss. Dennoch zeigt er eine Tendenz an und mit 6,5 % liege ich richtig. Deutlich unter 7 %!
Sensorbenutzung: in drei Monaten habe ich 1680 Mal (19x pro Tag!) gescannt. Ehrlich, das ist schon so automatisch, dass es mir gar nicht mehr auffällt.
Ereignisse mit niederem Glukosewert: daran muss ich wohl noch arbeiten. Denn 70 Ereignisse in 90 Tagen sind eigentlich zu viel. Ich gelobe Besserung!
Mein Fazit: Mit den Alarmfunktionen und der Blue-Tooth-Schnittstelle an das Libre 2 hat das System zu den CGM-Systemen (Continous Glucose Monitoring) aufgeschlossen. Wirklich Sinn macht das System nicht nur bei häufigen Hypos, sondern auch bei intensivierter Insulintherapie. Allerdings kenne ich auch Patienten, die sich den Komfort des Libre 2 privat leisten, weil es ihnen von der Kassa nicht erstattet wird. Tenor dieser Patienten: „Ich steche mich schon so lange in die Finger, ich mag das viele Zeug, dass man für diese Art der Kontrolle braucht nicht, und meine Fingerkuppen sind schon ganz verhärtet.“
Zu guter Letzt: Die Erstattung des Libre 2 hat sich, bedingt durch die Corona-Krise, verschoben. Wir halten Sie auf dem aktuellen Stand.
Mehr zum FreeStyle Libre 2 erfahren Sie HIER
Fotos: © Veronika Kub