Skip to main content

Die Deppen der Corona-Krise

 

Unglaublich, wie kaputte Menschen, aber auch Politiker in der Krise agieren

Es gibt sie. Die Deppen der Corona-Krise. Sie bringt für die Polizei immer mehr Einsätze mit sich, die Bezug zu dem Virus haben. Alleine am Wochendende hatten Wiener Beamte mit mehreren Fällen zu tun, manche Verdächtige behaupteten sogar, eine Covid-19-Erkrankung zu haben. In einem Fall wurden Polizisten bespuckt, in zwei anderen Fällen Passanten.

Bereits in der Früh, kurz vor 9 Uhr, waren Beamte der Polizeiinspektion Am Schöpfwerk in Wien zu einem Einsatz in der Hetzendorfer Straße ausgerückt, weil sie einen Streit schlichten sollten. Ein 57-jähriger Österreicher bespuckte die Polizisten, versuchte auf sie einzuschlagen und einen Uniformierten sogar zu beißen. Sörös zufolge war er augenscheinlich betrunken. Die Ordnungshüter nahmen den Mann fest, was ihnen auch noch Todesdrohungen einbrachte. Verletzt wurde niemand, gegen den Mann gab es Anzeigen wegen Widerstands, versuchter schwerer Körperverletzung und gefährlicher Drohung. Er wurde in Haft genommen.

Außerdem bespuckte eine 40-jährige Frau kurz nach 18 Uhr einen 17-und einen 18-Jährigen am Bahnhof-Meidling und behauptete, am Virus erkrankt zu sein. Die rumänische Staatsbürgerin wurde festgenommen und nach einer Testung in einem Krankenhaus in die Justizanstalt überstellt.

Kurz nach 21 Uhr gab es einen ähnlichen Vorfall in der U6-Station Währinger Straße. Ein 48-jähriger polnischer Staatsbürger spuckte laut Polizeisprecher Harald Sörös einem 26-Jährigen ins Gesicht und behauptete, am Virus erkrankt zu sein. Der Jüngere revanchierte sich mit einem Schlag ins Gesicht. Die Angaben des 48-Jährigen erschienen den Polizisten aber unglaubwürdig, er wurde auf freiem Fuß angezeigt.

Bereits kurz nach 3 Uhr wurden Beamte der Polizeiinspektion Stiftgasse zu einer Wohnung in der Nähe gerufen, weil ein Mann beim Video-Chat zusammengebrochen war. Sie riefen das besonders ausgerüstete Spezialteam der Bereitschaftseinheit, weil eine Covid-19-Erkrankung befürchtet wurde. Nach der Öffnung der Wohnungstür trat ihnen aber ein augenscheinlich stark Alkoholisierter entgegen, der behauptete, am Virus erkrankt zu sein. Sörös zufolge erschienen seine Angaben nicht glaubhaft, die Beamten vermuteten einen „Scherz“. Die Gesundheitsbehörde (MA 15) wurde informiert.

Täuschungsaktionen sind strafbar

Die Polizei wies darauf hin, dass das Vortäuschen oder das wissentlich falsche Behaupten einer ansteckenden Krankheit strafbar ist. Gerade in fordernden Zeiten sei es umso wichtiger, das eigene Handeln diesbezüglich zu überdenken und ein dem Ernst der Lage entsprechendes Verantwortungsbewusstsein an den Tag zu legen, appellierte die Exekutive.

Die Polizei hat am Samstagabend eine „Corona-Party“ in Heiligenkreuz am Waasen (Steiermark) beendet. Nach einer anonymen Anzeige ertappten die Beamten vier Männer im Alter von 26 bis 37 Jahren in einem Vereinslokal. Wie die „Krone“ in Erfahrung bringen konnte, war einer davon FPÖ-Landtagsabgeordneter Gerhard Hirschmann.

Die Anzeige wegen Lärmerregung war am Samstag um 17.30 Uhr bei der Polizei eingegangen. Als die Polizisten bei dem Lokal ankamen, wollte ein Mann genau in diesem Moment das Gebäude verlassen, um bestellte Pizzen abzuholen. Als der 26-Jährige die Polizisten sah, drehte er jedoch sofort um, versperrte die Tür von innen und drehte das Licht sowie die Musik ab.

Wie die „Krone“ am Sonntag in Erfahrungen bringen konnte, war einer der Beteiligten der junge FPÖ-Landtagsabgeordnete Gerhard Hirschmann. Das wurde am frühen Nachmittag von der Landespartei bestätigt.

Erst nach einiger Zeit stellten sich die Partygäste der Polizeikontrolle. Die Steirer gaben an, sich nur getroffen zu haben, um das Instandsetzen von Tennisplätzen zu besprechen. Alle vier werden angezeigt. Bisher wurden in der Steiermark laut Polizei wegen Verletzungen der Ausgangsbeschränkungen 378 Anzeigen erstattet. In ganz Österreich setzte es bis Samstagvormittag 842 Anzeigen.

Noch am 12. März hatte der FPÖ-Politiker an die Ortsbewohner geschrieben: „Wir werden alle notwendigen Beschlüsse, die im Sinne des Schutzes der heimischen Bevölkerung erforderlich sind, mittragen. Das Wichtigste ist nun, dass die Verbreitung des Virus möglichst schnell eingedämmt wird. Wir nehmen die Lage ernst und verzichten auf Veranstaltungen in der Gemeinde, um mit gutem Beispiel voran zu gehen und unsere Mitbürger und vor allem ältere Mitmenschen zu schützen. Euer Spitzenkandidat.“

„Zusammenkunft war ein Fehler“

Hirschmanns reuige Erklärung am Sonntag: „Wir wollten die Platzsanierung besprechen. Diese Zusammenkunft war ein Fehler und tut mir sehr leid. Mir ist bewusst, dass ich meiner Vorbildwirkung als Abgeordneter in diesem Fall nicht gerecht geworden bin.“ Er möchte sich in den nächsten Tagen verstärkt sozial engagieren.

Verein distanziert sich

Der Vorstand des Tennisvereines, in dessen Vereinslokal die Corona-Party stattgefunden hatte, distanzierte sich am Sonntagnachmittag „ausdrücklich von den Vorkommnissen“. Jedes Vereinsmitglied besitze einen Schlüssel zu den Klubräumlichkeiten, in denen im Winter aber sowieso der Betrieb eingestellt sei - man will nun als Reaktion auf den Vorfall „Maßnahmen treffen“. „Wir hoffen, dass durch die Dummheit Einzelner nicht eine ganze, unbeteiligte Vereinsgemeinschaft zerstört wird, und dürfen wiederholt unser Bedauern ausdrücken“, hieß es.

Von der FPÖ-Landespartei abgemahnt

Am Nachmittag meldete sich dann auch die steirische FPÖ-Landespartei zur Wort: „Landesparteiobmann Mario Kunasek hat aufgrund des gestrigen Fehlverhaltens von Landtagsabgeordneten Gerhard Hirschmann heute ein klärendes Telefongespräch mit ihm geführt. Der Parteichef hat im Rahmen dieser Unterredung das Verhalten des Mandatars als inakzeptabel verurteilt und ihn abgemahnt.“

Andere Parteien forderten Rücktritt

Rücktrittsaufforderungen an Hirschmann kamen von anderen steirischen Parteien. Die grüne Klubobfrau Sandra Krautwaschl meinte, Hirschmann habe „den Ernst der Lage nicht erkannt“. Von einem „Schlag ins Gesicht all jener Steirerinnen und Steirer, die tagtäglich ihre eigene Gesundheit aufs Spiel setzen, um ihren Mitmenschen zu helfen und das System aufrecht zu erhalten“, spricht SPÖ-Klubobmann Hannes Schwarz: „Ein verantwortungsvoller Mandatar wüsste, was zu tun ist." Und auch ÖVP-Klubobfrau Barbara Riener „geht davon aus, dass entsprechende Konsequenzen gezogen werden".

Dieser Rücktrittsforderung ist FP-Mandatar Gerhard Hirschmann letztendlich nachgekommen. Er zog sich mit dem Ausdruck des Bedauerns für sein Verhalten aus allen Ämtern zurück.

Quelle: www.krone.at Michael Jakl