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Dicke Briten sollen fünf Pfund abnehmen, um Gesundheitssystem zu entlasten

Britische Regierung macht Übergewicht als entscheidenden Corona-Risikofaktor aus. Sie reagiert mit Werbeverboten und will "Zwei für eins"-Deals stoppen lassen.

London – Die britische Hauptstadt hat ein Gewichtsproblem – und das restliche Großbritannien auch. Mehr als 60 Prozent der Britinnen und Briten sind laut einer Statistik der Regierung übergewichtig oder fettleibig. Das wird besonders in der Corona-Krise zum Problem. Übergewicht gilt als Risikofaktor für schwere Krankheitsverläufe und steht in Zusammenhang mit mehreren anderen Risikofaktoren: Herzkrankheiten, Bluthochdruck, Diabetes. Eine Studie hat jüngst ergeben, dass bei Fettleibigkeit – also einem Body-Mass-Index über 30 – das Todesrisiko bei einer Corona-Infektion um 40 Prozent über dem Vergleichswert liegt.

Die britische Regierung hat daher am Montag ein großes Programm vorgestellt, mit dem sie das Problem in den Griff bekommen möchte. Dazu zählt die Aufforderung von Gesundheitsminister Matt Hancock an seine Mitbürgerinnen und Mitbürger, im Fall von Übergewicht fünf Pfund (rund 2,3 Kilo) abzunehmen, um so das NHS zu entlasten. Würden alle Übergewichtigen im Land 2,3 Kilo verlieren, könne das dem Gesundheitssystem NHS über einen Zeitraum von fünf Jahren 100 Millionen Pfund (Sterling) ersparen – rund 109 Millionen Euro.

Premier Boris Johnson stellte bei der Vorstellung des Programms seine eigene Krankheitsgeschichte in den Vordergrund. Als er mit seiner Corona-Erkrankung in die Intensivstation gebracht worden sei, sei er "massiv übergewichtig" gewesen: "Na ja, ich war zu fett." Nun, da er die Krankheit überwunden habe, achte er stärker auf sich, unter anderem durch Abnehmen und durch kurzes Laufen in der Früh, um so Energie für den Tag zu tanken.

Prämien für Abnehmprogramme und Räder

Damit alle betroffenen Mitbürgerinnen und Mitbürger es dem Regierungschef gleichtun können, soll nun unter anderem eine App vorgestellt werden, die über einen Zwölf-Wochen-Zeitraum den Gewichtsverlust überwachen und damit erleichtern soll.

Aber auch bei der Verführung zum übermäßigen Esskonsum soll es Einschränkungen geben, wie britische Medien schon am Wochenende berichteten: So dürfen Süßigkeiten künftig nicht mehr direkt an der Kasse aufliegen, wo sie besonders oft noch schnell mitgenommen werden. Außerdem sollen Supermärkte künftig die auf der Insel beliebten "Zwei für eins"-Aktionen nicht mehr anbieten dürfen. Zudem will die Regierung die Pflicht für Kalorienangaben auch auf Speisekarten ausdehnen – so wie das etwa in Australien schon bisher der Fall ist. Junk Food darf zudem im Fernsehen und online nicht mehr vor 21 Uhr beworben werden.

Darüber hinaus soll es auch für Ärzte Anreize geben. Sie sollen verstärkt aufgefordert werden, ihre Patienten zum Rad- anstelle des Autofahrens zu überreden. In einigen Pilotgebieten will die Regierung Fahrräder subventionieren. Zudem sollen Ärzte, die Übergewichtige an Abnehmprogramme oder Online-Kurse zur Gewichtsreduktion vermitteln, Geldprämien bekommen. Quelle: www.Standard.at