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Diabetes und Co: Sind nicht-übertragbare Krankheiten doch übertragbar?

Nicht-übertragbare Krankheiten zählen zu den häufigsten Todesursachen der Welt. Laut Fachleuten handelt es sich dabei um chronische Krankheiten, die nicht durch akute Infektionen hervorgerufen werden und nicht direkt von Mensch zu Mensch übertragen werden können. Doch ein Forschungsteam berichtet nun, dass solche Erkrankungen möglicherweise doch übertragbar sind.

Laut dem Deutschen Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit sind die vier Haupttypen der nicht-übertragbaren Krankheiten: Herz-Kreislauf-Erkrankungen (wie Herzinfarkt und Schlaganfall), Krebs, chronische Atemwegserkrankungen (wie die chronisch obstruktive Lungenerkrankung oder Asthma) und Diabetes.

Wie die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) in einer Mitteilung schreibt, werden sie von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als nicht-übertragbar definiert, weil man davon ausgeht, dass sie durch eine Kombination von genetischen, Lebensstil- und Umweltfaktoren verursacht werden und nicht zwischen Menschen übertragen werden können.

Doch in einer neuen Forschungsarbeit stellt ein Team des „Humans & the Microbiome“-Programms des Canadian Institute for Advanced Research (CIFAR) unter Beteiligung von Professor Thomas Bosch von der CAU diese Auffassung nun in Frage.

Der Mitteilung zufolge liefern die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler überzeugende Hinweise dafür, dass viele als nicht-übertragbar eingestuften Krankheiten möglicherweise doch von Mensch zu Mensch über das Mikrobiom weitergegeben werden können – und die mikrobielle Besiedlung des menschlichen Körpers einschließlich Bakterien, Pilzen und Viren zentral an der Übertragung beteiligt ist.

Das Forschungsteam veröffentlichte die neue Hypothese kürzlich im führenden Wissenschaftsjournal „Science“.

Eine revolutionäre Hypothese

„Wenn sich unsere Hypothese als richtig herausstellt, wird sie unsere Auffassung der öffentlichen Gesundheit völlig neu definieren“, meint Brett Finlay, Professor für Mikrobiologie an der Universität von British Columbia und Leiter des CIFAR-Forschungsprogramms „Humans & the Microbiome“.

Die Forschenden stützen ihre Theorie darauf, erstmals Verbindungen zwischen drei verschiedenen bereits belegten Erkenntnissen herzustellen: Erstens konnten sie zeigen, dass bei einer Vielzahl von Erkrankungen, von Adipositas (Fettleibigkeit) und entzündlichen Darmerkrankungen bis hin zu Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, das menschliche Mikrobiom im Vergleich zum gesunden Körper deutliche Veränderungen zeigt.

Zudem zeigten sie zahlreiche Belege dafür, dass solche veränderten Mikrobiom-Zusammensetzungen zur Ausprägung von Krankheiten führen, wenn man sie im Laborexperiment in einen ursprünglich gesunden Modellorganismus überträgt. Entnimmt man zum Beispiel das Darmmikrobiom einer fettleibigen Maus und transferiert es in ein gesundes Tier, wird dieses ebenfalls übergewichtig.

Schließlich fanden die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zahlreiche Indizien, die auf eine generelle natürliche Übertragbarkeit des Mikrobioms hinweisen. „Wenn man diese Fakten zusammenfasst, legt das die Vermutung nahe, dass viele traditionell nicht als übertragbar eingestufte Krankheiten vielleicht doch übertragbar sind“, so Finlay.

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