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Diabetes Typ 1: Verdoppelung der Neuerkrankungen

Ständiges Durstgefühl, Gewichtsabnahme und Müdigkeit: Besonders bei Kindern wird die häufigste Stoffwechselerrankung Diabetes mellitus Typ 1 schwer erkannt. Mehr Elternaufklärung wird gefordert.

Diabetes mellitus Typ 1 ist die häufigste Stoffwechselerkrankung im Kindes- und Jugendalter. Rund 3000 Kinder in Österreich leiden an Typ-1-Diabetes. Sie müssen ihren Blutzuckerspiegel regelmäßig kontrollieren und bei Bedarf auch Insulin spritzen. In Deutschland sind es laut der Deutschen Diabetes Geselschaft "etwa 32.500 Kinder und Jugendliche im Alter bis 19 Jahren". In den kommenden 20 Jahren rechne man mit einer Verdoppelung der Neuerkrankungsrate, heißt es.

"In Österreich sind auch rund 1.600 Schulkinder von Diabetes betroffen. 95 Prozent davon sind Typ-1-Diabetiker und brauchen Insulin. Pro Jahr steigt die Zahl um 3,6 Prozent", sagte die Wiener Diabetologin Alexandra Kautzky-Willer. Bei einem Drittel der Betroffenen werde die Diagnose erst bei einem potenziell lebensgefährlichen Zwischenfall (Stoffwechselentgleisung durch Insulinmangel mit extrem hohen Blutzuckerwerten) gestellt.

Anzeichen erkennen

Typische Anzeichen für einen Diabetes Typ 1 sind ständiges Durstgefühl, häufiges Wasserlassen, Gewichtsabnahme und Müdigkeit. Werden diese Anzeichen übersehen und erfolgt keine Behandlung, schreitet der durch die Autoimmunerkrankung bedingte Insulinmangel weiter fort.

Es häufen sich die organischen Säuren im Blut an und vermindern den pH-Wert. Der Körper entwickelt eine sogenannte diabetische Ketoazidose (DKA). Das äußert sich in Übelkeit, Erbrechen und Schmerzen im Bauchraum, Durst und Schwäche. Für Angehörige erkennbar ist das auch durch einen starken Acetongeruch des Atems. Unbehandelt können die Kinder und Jugendliche ins Koma fallen. Diese akute Verschlechterung sei potenziell lebensgefährlich wie die Deutsche Diabetes Geselschaft erklärt.

Globaler Notfall Diabetes

Diabetes stelle kein weltweites Problem, sondern "einen globalen Notfall" dar, erklärt Nebojsa M. Lalic von der International Diabetes Federation (IDB). Eine routinemäßige Untersuchung auf Diabetes drei Monate nach der Geburt wird von den Fachärzten gefordert.

In Deutschland hat man bereits reagiert: Für Neugeborene mit einer erhöhten genetischen Veranlagung für Typ-1-Diabetes gibt es das kostenlose Präventionsprogramm „Freder1k“. Die Früherkennungsuntersuchung der Globalen Plattform zur Prävention des autoimmunen Diabetes (GPPAD) wird im Rahmen des regulären Neugeborenen-Screenings schon in den ersten Lebenstagen oder bei einer der ersten Vorsorgeuntersuchungen vorgenommen.

Jugendpass und Vorsorge

Darüber hinaus drängen die Mediziner auf die Einführung eines Jugendpasses, um jungen Menschen die Bedeutung des Risikofaktors Gewicht bewusst zu machen. Zum dritten wollen die Mediziner die Aufnahme eines weiteren Tests in die Vorsorgeuntersuchungen: Die Bestimmung des HbA1c-Werts, der Aufschluss gibt über den Blutzuckerspiegel der vorangegangenen sechs bis acht Wochen. Damit lässt sich auf einfache Weise auch Prädiabetes erkennen - das Stadium, in dem Prävention so greift, dass dire Krankheit mit potenziellen Folgeerscheinungen wie Herzinsuffizienz oder Problemen mit Augen und Nieren gar nicht erst entsteht.

Diabetes-Strategie in der Warteschleife

Österreichische Experten und Betroffene haben zwar eine Diabetes-Strategie erarbeitet. "Sie wartet aber noch darauf, mit Leben erfüllt zu werden", merkt Alexandra Kautzky-Willer von der MedUni Wien und Präsidentin der Österreichischen Diabetes Gesellschaft Richtung Gesundheitsministerium an. In dieses 2017 von der ÖDG verabschiedete Papier seien alle Forderungen von der Prävention bis zur Rehabilitation eingeflossen.