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Diabetes schon vor dem Ausbruch besiegen!

In der ersten Prädiabetesambulanz im deutschsprachigen Raum werden Betroffene mit zu hohen Zuckerwerten individuell sowie in Schulungen betreut.

Von Dr. Eva Greil-Schähs / Krone Gesund 

Neun bis 15 Jahre schwelt die Zuckerkrankheit Typ 2 im Körper eines Menschen, bevor sie ausbricht. Eine lange Zeit, in der einiges gegen die „tickende Zeitbombe“ Diabetes unternommen werden könnte. Denn wer bei Blutzuckerwerten von 100 bis 125 mg/dl bzw. einem Langzeitzuckerwert HbA1c von 5,7 bis 6,4% – seit Ende 2015 z. B. auch mit Hilfe der Prädiabetesambulanz-Experten – eingreift, kann verhindern, dass er die Krankheit überhaupt bekommt. 

„Jährlich werden bis zu 20 Prozent jener Menschen mit oben genannten Werten Diabetiker. Von diesem Leiden sind in Österreich bereits 809.000 Personen betroffen, Tendenz steigend“, warnt Dr. Evelyne Wohlschläger-Krenn, Stv. Leiterin des Gesundheits- und Vorsorgezentrums der KFA Wien Sanatorium Hera Wien. „Deshalb arbeiten wir mit einem speziellen Programm. 

Und haben auch deutlichen Erfolg: Mit einer Änderung des Lebensstils ist es möglich, bis zu sechs von zehn Risikopatienten gesund zu erhalten.“ Gefährdete durchlaufen in der Prädiabetesambulanz neben einem ausführlichen Arztgespräch eine genaue Untersuchung (bzw. Überweisung zum Facharzt), die alles einschließt, was durch die Zuckerkrankheit in Mitleidenschaft gezogen werden kann, also Füße, Nerven, Augen, Nieren, Gefäße und Herz. Das Blut wird ebenso kontrolliert wie Leber, Blutdruck, Bauchumfang, Gewicht etc. 

„Den größten Wert legen wir jedoch auf die Schulungen durch ein interdisziplinäres Team. Hier wird zunächst wichtiges Wissen zur Krankheit und ihrer Vorstufe sowie zu Komplikationen und Risiken vermittelt. Schließlich unterschätzen viele noch immer „das bisschen Zucker“, auch, weil es lange nicht weh tut“, erklärt Dr. Wohlschläger-Krenn. „Weiters erhalten Betroffene eine Anleitung, wie sie gesunde Ernährung und Bewegung in den Alltag integrieren können. Ein gänzlich neues Angebot stellt psychologische Unterstützung dar, um Verhaltensänderungen und auch bei seelischen Problemen zu unterstützen.“ Zusätzlich werden Bewegungs- und Raucherentwöhnungsgruppen, z. B. auch mit Hypnose zu fixen Zeiten bereitgestellt. (Je nach Krankenkassenangehörigkeit gibt es Leistungsunterschiede.) 

„Alle sechs Monate kommen die Patienten dann zur Kontrolle ihrer Körperwerte in die Ambulanz. Wir vergleichen auch Gewicht und Bauchumfang sowie, ob schon oder auch noch eine Fettleber – diese geht oft mit Diabetes einher – vorliegt“, so Dr. Wohlschläger-Krenn. „Betroffene erreichten durch die gezielten Lebensstilveränderungen vielfach einen normalen Blutzucker sowie HbA1c, außerdem verbesserten sich auch alle anderen Werte.“ Diese Ergebnisse decken sich mit einer finnischen Studie, die zeigte, dass Lifestyleanpassungen wirksamer sind als Medikamente.