Diabetes ist ein Risikofaktor für frühen Darmkrebs
(2. Juli 2020) - Diabetiker haben ein vergleichbar hohes Darmkrebsrisiko wie Menschen, in deren Familien gehäuft Darmkrebs auftritt. Zudem haben Diabetiker ein höheres Risiko, bereits vor dem 50. Lebensjahr an Darmkrebs zu erkranken. Das berichten Wissenschaftler des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) und des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg im American Journal of Gastroenterology (DOI: 10.14309/ajg.0000000000000669).
Laut den Forschern nimmt insbesondere die Zahl der jungen Darmkrebspatienten zu. Es sei daher besonders wichtig, spezifische Risikofaktoren für Darmkrebs bei jungen Erwachsenen zu identifizieren, sodass Hochrisikopersonen früher von einer Vorsorgeuntersuchung profitieren könnten.
„Bisher galt Diabetes nicht als anerkannter Risikofaktor für frühe Darmkrebserkrankungen und der Zusammenhang zwischen Diabetes und familiärem Darmkrebsrisiko war noch weitgehend unbekannt“, berichtet Mahdi Fallah, Leiter der Gruppe Risikoadaptierte Prävention in der Abteilung Präventive Onkologie des DKFZ und am NCT Heidelberg. Diabetes und Darmkrebs hätten aber einige Risikofaktoren wie Fettleibigkeit, Bewegungsmangel und Stoffwechselfaktoren gemeinsam.
Die Heidelberger Forscher haben daher zusammen mit Wissenschaftlern der Universität Lund 12,6 Millionen Daten von nach 1931 geborenen schwedischen Bürgern inklusiv ihren Eltern ausgewertet.
„Ziel war es, das Darmkrebsrisiko insbesondere im Alter unter 50 Jahren bei Diabetikern mit und ohne Darmkrebspatienten in der Familie zu bestimmen“, erklärte Elam Kharazmi, Co-Leiterin der Studie.
Während des Studienzeitraums von 1964 bis 2015 hatten 559.375 der untersuchten Personen Diabetes und 162.226 eine Darmkrebserkrankung. Die Auswertung zeigte, dass bei Diabetikern das Risiko für Darmkrebs in allen Altersgruppen erhöht war. Das Risiko, in jungen Jahren an Darmkrebs zu erkranken, war bei Diabetikern ohne Verwandte mit Darmkrebs sogar ähnlich hoch wie bei familiär vorbelasteten Nicht-Diabetikern.
Diabetiker, bei deren Verwandten ersten Grades Darmkrebs diagnostiziert wurde, hatten gegenüber der Allgemeinbevölkerung ein etwa siebenfach erhöhtes Risiko, bereits unter 50 Jahren selber Darmkrebs zu entwickeln.
„Unsere Studie konnte zeigen, dass Diabetiker ein erhöhtes Risiko haben, bereits vor dem 50. Lebensjahr an Darmkrebs zu erkranken. Dies ist wichtig zu wissen, um diesen Menschen künftig früher ein risikoangepasstes Darmkrebsscreening anzubieten“, sagte Fallah.
Quelle: https://www.aerzteblatt.de/