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Deutsche Diabetesstrategie – Gedämpfter Applaus und scharfe Kritik

Berlin (9. Juli 2020) - Der Bundestag ist am Freitag einen weiteren Trippelschritt in Richtung einer effektiveren Bekämpfung der Volkskrankheit Diabetes gegangen. Mit den Stimmen der Koalition bei Enthaltung der Opposition hat das Parlament nach mehreren Jahren der Diskussion den Startschuss zur Entwicklung einer Nationalen Diabetesstrategie gegeben. Die Redner der Oppositionsparteien kritisierten, dass das Papier weitgehend unverbindlich formuliert sei. Kritik kam auch aus der Ärzteschaft.

„Diabetes wird eine der größten gesundheitspolitischen Herausforderungen der kommenden Jahre und des ganzen Jahrhunderts“, sagte die Präsidentin der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) Professor Monika Kellerer bereits im Vorfeld der Abstimmung im Podcast „der Ärzte Zeitung“. Diese Brisanz sei in der Politik noch nicht angekommen.

Das steht drin in der Strategie

Die am Freitag aufs Gleis gesetzte Nationale Diabetes Strategie besteht zunächst in Forderungen an die Regierung.

  • Die Regierung möge die Prävention des Diabetes mellitus Typ 2 nicht auf die Gesundheitsversorgung beschränken, sondern ressortübergreifend angehen. Ein wichtiges Ziel sei die mit der Lebensmittelbranche vereinbarte freiwillige 15-prozentige Zuckerreduktion in Kinderlebensmitteln bis 2025. Die Regierung wird aufgefordert, sich für eine 50-prozentige Verringerung von Zucker in Limonaden einzusetzen.
  • Der Health-in-all-policies-Ansatz der Weltgesundheitsorganisation solle dafür mit der Nationalen Präventionskonferenz verknüpft und verstetigt werden.
  • Die Grundpfeiler der Diabetes-Prävention „Ernährung und Bewegung“ sollen gleich stark in den Strategien und Fördermaßnahmen des Bundes verankert werden.
  • Die Regierung wird aufgefordert, Prävention und Versorgungsforschung zu Adipositas und Diabetes voranzutreiben.
  • Zudem soll sie auf die Bundesärztekammer einwirken, Adipositas, Ernährungs- und Bewegungskunde in der ärztlichen Fort- und Weiterbildung verstärkt zu berücksichtigen sowie sich bei den Ländern für den Ausbau der Lehre zu Diabetes-Themen einzusetzen.
  • Zudem soll die Regierung darauf hinwirken, eine individuelle, multimodale und interdisziplinäre Versorgung von Menschen mit Adipositas in der vertragsärztlichen Versorgung zu Lasten der Krankenkassen zu ermöglichen. Es soll geprüft werden, ob der Gemeinsame Bundesausschuss dazu eine Richtlinie beschließen sollte.
  • Die Selbstverwaltung soll aufgefordert werden, stärker für die Teilnahme an strukturierten Behandlungsprogrammen (DMP) zu werben und für eine aussagekräftige Evaluation und Qualitätsberichterstattung der DMP zu sorgen.
  • Die Diabetes-Surveillance am Robert Koch-Institut (RKI) soll weiterentwickelt werden und so viele Datenquellen wie möglich erschlossen.
  • Die Aufklärung über die Krankheit und ihre Ursachen soll verbessert, die Forschung zu Diabetes ausgebaut werden.

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