Der Teufelskreis aus Unterzucker und Vergessen
Typ-2-Diabetiker haben ein 50 % höheres Risiko, an Demenz zu erkranken als Nichtdiabetiker.
Auf Grund der Demenzerkrankung kann es zu starken Schwankungen der Blutzuckerwerte kommen. Es kann passieren, dass Demenzerkrankte Insulin spritzen und vergessen, anschließend zu essen. "Zuckertabletten" werden mehrfach eingenommen, die Mahlzeit wird auf ihre Kohlenhydrate nicht richtig eingeschätzt. Durch erhöhten Bewegungsdrang kann der Energieverbrach deutlich höher sein, als in der Anordnung der Diabetesmedikamente berücksichtigt. All diese Fehlerquellen können zu einer gefährlichen Hypoglykämie führen.
Experten fordern Screening nach kognitiven Störungen
Bei Diabetes Typ 1 sind die Zusammenhänge mit Demenzerkrankungen noch unklar. Ein verminderter Vitamin-B12-Spiegel könnte jedoch eine Rolle spielen. Dieser sollte deshalb bei einer Langzeittherapie mit Metformin unbedingt überwacht werden.
Ältere Typ-2-Diabetiker ohne Demenz weisen Studien zufolge ebenfalls gehäuft eine verminderte Kognition aufgrund hirnorganischer Veränderungen (beispielsweise Verlust von Hirnsubstanz oder klinisch schwer erkennbare Infarkte) auf, ähnlich wie sie in frühen Alzheimerstadien beobachtet werden. Dennoch wird im Praxisalltag viel zu selten auf demenzielle Symptome geachtet, bemängeln Diabetesexperten.
Da eine demenzielle Entwicklung die Diabeteseinstellung negativ beeinflussen kann und dadurch wiederum der Fortschritt der Demenz begünstigt wird, fordern Experten bei älteren Patienten mit einem Typ-2-Diabetes ein generelles Screening nach kognitiven Störungen. Denn bei Zuckerkranken mit demenziellen Symptomen muss die Therapie individuell angepasst werden und Hypoglykämien müssen unter allen Umständen vermieden werden.
Diabetesmanagement bei Dementen
Strategie
· weniger Blutzuckerselbstkontrollen
· Tabletten-Dosetten benutzen
· Medikamente reduzieren (Kombipräparate)
· Anzahl der Injektionen von Langzeitinsulinen vermindern
· Insulinpens mit Memoryfunktion verwenden
· Mahlzeiten bereitstellen
· Betreuungsperson achtet auf Hygiene und Fußpflege
· Termine schriftlich auch Betreuungsperson mitteilen
· nur kleine Änderungen
· komplexe Regimes und Regimeänderungen möglichst vermeiden
· fixe Insulindosen
· variables Insulin-Spritzschema vermeiden
· Wiederholung der Schulung und Informationen bei jeder Konsultation
Dabei gilt es, den folgenden Teufelskreis zu durchbrechen: Einerseits verschlechtern akute Hypoglykämien zunehmend die kognitiven Fähigkeiten von Typ-2-Diabetikern, andererseits wiederum ist bei einer kognitiven Störung gleichzeitig auch die Wahrscheinlichkeit für schwere Hypoglykämien erhöht.
Angehörige oder Betreuende in die Behandlung involvieren
Das Ziel der individuellen Behandlung ist es, eine bestmögliche glykämische Kontrolle zu erreichen und gleichzeitig Hypoglykämien zu vermeiden. Angehörige oder betreuende Personen in die Behandlung zu involvieren, kann dabei sehr hilfreich sein.