Der stille, schöne Fluss an der Grenze
Martin & seine Freunde der Berge zeigen die schönsten Wanderwege Österreichs
Lange wollten die Freunde der Berge schon den Nationalpark Thayatal in Hardegg an der österreichisch-tschechischen Grenze besuchen. In den letzten Apriltagen und bei herrlich warmen Frühlingstemperaturen war es dann endlich soweit. Nach einem kurzen Besuch im Informationszentrum des Nationalparks parken die Freunde beim Parkplatz Thayabrücke um von dort auf dem rot ausgeschilderten Thayatalweg eine schöne mehrstündige Erkundungstour entlang des Flusses bis zur Ruine Kaja zu unternehmen.
Die Grenzbrücke ist gleich einmal Fotomotiv und die paar Schritte hinüber nach Tschechien eine noch nicht so lang zurückliegende Selbstverständlichkeit. Früher versperrte hier der Eiserne Vorhang den Übertritt zum Nachbarn. Der kalte Krieg hatte aber auch sein gutes in diesem Fall. Die Natur stand quasi unter Militärschutz und konnte so ihre Ursprünglichkeit bewahren.
Heuer feiert der Nationalpark übrigens sein zehnjähriges Bestehen, ein zusätzlicher Grund für die Freunde, das einzigartige geologische Phänomen des Umlaufberges endlich zu erwandern. Der Fluss umschlingt mit seinen tiefen Talmäandern diesen 1,25 Kilometer langen Berg fast zur Gänze. An seiner schmalsten Stelle, beim sogenannten Überstieg ist die 378 Meter hohe Erhebung nur 100 Meter breit.
Zuerst geht es auf steilem Anstieg den Gabrielensteig hinauf, oben trifft man auf den Einsiedlerweg, eine alternative Wandermöglichkeit. Doch die Freunde steigen wieder hinunter zur Thaya. Hier braucht es ordentliche Schuhe und ein wenig Trittsicherheit, da immer wieder über Felsblöcke gestiegen werden muss. Wenn der Fluss Hochwasser führt, kann direkt am Uferweg nicht gewandert werden, aber alternative Steige zweigen immer wieder in etwas höhere Regionen. Nach einer Stunde erreichen die Freunde die Abzweigung zum Überstieg. Steil geht es nun hinauf auf die Höhe des Berges und von oben bietet eine Aussichtskanzel einen tollen Blick zum Umlaufberg und in die Tiefen des Thayatales.
Die Freunde machen kurz Rast, jausnen, füllen ihre Flüssigkeitsspeicher wieder auf, bevor sie wieder absteigen, nun in Richtung Kaja-Ruine. Zuerst führt der Weg noch entlang der Thaya, dann zweigt er rechts ab und entlang des wild rauschenden Kajabaches marschiert es sich gemütlich zur imposanten Burgruine. Um die Burg herum führt der sogenannte Kajaweg, ein netter Spazierweg und in gut 30 Minuten gut bewältigbar. Die Burg ist leider verschlossen. Im 14. Jahrhundert soll sie gerüchteweise eine Raubritterburg gewesen sein, liest man auf der Infotafel beim Parkplatz unter der Ruine, dem alternativen Ausgangspunkt für die Thayatalwanderung. Die Burg ist nach Jahrhunderten des Verfalls nun dank Initiativen eines gemeinnützigen Vereins wieder zu besichtigen. Führungen sind von 1. Mai bis 27. Oktober während der Öffnungszeiten an den Wochenenden von 10 bis 17 Uhr möglich.
Die Freunde machen sich nun wieder auf den Rückweg, zuerst über die zweite Hälfte des kurzen Kajaweges, dann wieder zurück um Überstieg, aber nun nicht mehr über den Bergrücken, sondern auf einem herrlichen Wiesenweg rund um Umlaufberg, immer entlang der Thaya. Die Nachmittagssonne taucht die stille, verträumte Flusslandschaft in ein weiches Licht und immer wieder sind die alten Tafeln „Achtung Staatgrenze in der Flussmitte“ zu beobachten. Die Freunde der Berge marschieren nun schon über vier Stunden durch den österreichischen Teil des Nationalparks, langsam macht sich ein wenig Müdigkeit in den Beinen und ein immer stärker werdender Hunger im Magenbereich bemerkbar. Aber zuerst heißt es noch den Berg vollständig umrunden.
An seinen Hängen sind riesige Bärlauchfelder zu beobachten. Die Blüten dieser schmackhaften Pflanze informieren aber schon vom baldigen Ende der Saison des „Knoblauchgeruchs“ in den Wäldern des Thayatales. Im Mai kommt dann das ähnlich aussehende Glöckchen und da heißt es: Finger weg! Nach viereinhalb Stunden erreichen die Freunde wieder den Überstiegsabzweiger und gewinnen die Gewissheit, dass es nun nicht mehr lange dauern kann bis zum Parkplatz und zur wohlverdienten Labestation, dem idyllischen Gasthaus Thayabrücke. Die Vorfreude lässt die Schritte beschleunigen, das Wasser im Mund zusammenlaufen und die letzten Kraftreserven mobilisieren.
Die ganze Tour ist nämlich gar nicht so zu unterschätzen. Bei gemütlichem Wandertempo ist man schon fünf bis sechs Stunden unterwegs, dafür sieht man alle wichtigen Stationen dieses faszinierenden, kleinen Nationalparks. Auf tschechischer Seite ist er ja viel größer und bietet sicher noch mehr Wandermöglichkeiten. Aber das machen wir ein anderes Mal, denken sich die Freunde der Berge, während sie, endlich beim Gasthaus angekommen, einen Plaz in der letzten Nachmittagssonne erhaschen, einen ersten Schluck vom guten Hubertusbräu machen und sich in die Speisekarte vertiefen. Rechts von ihnen rauscht die Thaya unter der Grenzbrücke und vor ihnen strahlt die mächtige Burganlage von Hardegg hoch über der kleinsten Stadt Österreichs. Hier könnten wir ewig sitzen, sind sich die Freunde einig und auch darüber, dass sie bald wiederkommen werden, in dieses schöne, stille Naturdenkmal an der Grenze.
Gehzeiten:
Thayatalweg mit Umlaufberg 5 bis 6 Stunden hin und zurück. Einsiedlerweg 1,5 Stunden. Hardegger Rundwanderweg 1 Stunde. Merkersdorfer Rundwanderweg 1,5 Stunden. Kajaweg 20 Minuten. Hennerweg 40 Minuten.
Besonderer Wander-Tipp:
Im Nationalparkzentrum gibt es um einen Euro einen Wanderführer-Folder mit den sechs verschiedenen Thayatal-Routen. Der Merkersdorfer Rundwanderweg führt von der Ruine Kaja bis zum Aussichtspunkt beim Überstieg zum Umlaufberg. Der Hennerweg bietet für die ganze Familie etwas und ist vor allem Kinderwagentauglich. Beim Rundweg um Hardegg bekommt man in einer Stunde Gehzeit einen umfassenden Überblick über die kleinste Stadt Österreichs. Mit ein wenig Phantasie können diverse Routen mit einander kombiniert werden und der kreative Thayatal-Wanderer findet sich seine ganz persönliche Route. Verirren ist unmöglich, da alles hervorragend ausgeschildert ist.
Der besondere Diabetiker-Tipp:
Auf der Fahrt in den Nationalpark Thayatal kommt man im Wonnemonat Mai im Weinviertel nirgendwo am Spargel vorbei. Es ist wieder Saison und die Bauern der Gegend bieten ihr köstliches Gemüse oft an Ständen am Straßenrand oder in ihren Höfen auch am Wochenende zum Verkauf an. Weißer oder grüner Spargel, klassisch mit Sauce Hollandaise oder mit Schinken und Käse überbacken, er ist eine immer wohlschmeckende, sehr gesunde Alternative auf dem Teller. Außerdem weiß jeder, dass bei seinem Erscheinen der Winter endgültig vorbei ist.
Zufahrt:
Von Wien: A 22 bis Stockerau, B303 über Hollabrunn, Guntersdorf und Retz nach Merkersdorf und Hardegg (ca. 95 km).
Aus dem Westen: A 1 Linz – St. Pölten – Krems über Eggenburg und Pulkau nach Hardegg.
Mit öffentlichen Verkehrsmitteln: Bahn Wien – Retz, Bus Retz – Hardegg.
Einkehr:
Das Gasthaus Thayabrücke in Hardegg mit dem unverwechselbaren Charme des alten Holzsalettls und der schönen Lage des Gastgartens direkt neben der Thaya bietet regionale Küche, die besten Weine des Weinviertels und ein gutes Hubertus-Bräu.
Öffnungszeiten: Mai bis Oktober, von Donnerstag bis Sonntag durchgehend Küche von 11.30 Uhr bis 20.30 Uhr
Tel.: 0664/ 919 77 65, Fax: 02949/25 53 53
Öffnungszeiten:
Mai bis Oktober,
von Donnerstag bis Sonntag
durchgehend Küche
von 11.30 Uhr bis 20.30 Uhr.
Informationen:
Inter-Nationalpark Thayatal/Podyjí
A-2082 Hardegg, Tel.: (02949) 7005, Fax: (02949) 7005-50.
Retzer Land
A-2070 Retz, Althofgasse 14, (02942) 200 10, Fax.: (02942) 200 10 20
Tourismusverein Retz
A-2070 Retz, Hauptplatz 30, (02942) 2700, Fax.: (02942) 2700 27