Skip to main content

Der Diabetes kann mich mal - TEIL 2

Zum Glück bin ich ja nicht streng mit mir, denn sonst müsste ich mit mir schimpfen. Groß habe ich geredet, abnehmen wollte ich, Muskeln wollte ich aufbauen, Kondition wollte ich bekommen.

Von Peter Illetschko

Ich lasse gleich zu Beginn nach

Zum Glück bin ich ja nicht streng mit mir, denn sonst müsste ich mit mir schimpfen. Groß habe ich geredet, abnehmen wollte ich, Muskeln wollte ich aufbauen, Kondition wollte ich bekommen. Jeden Tag wollte ich Bewegung machen, jeden zweiten Tag Muskeltraining. Der Sommer aber war ganz anders als erwartet. Radfahren und Fitnesscenter gingen sich irgendwie nicht so häufig aus, wie ich mir das vorgestellt habe. Ich will Sie jetzt nicht mit meinen Ausreden langweilen, ich sag nur soviel: Es waren einige. Oft kam von mir: Es ist viel zu heiß. Und das war ja nicht einmal gelogen.

Mehrere kleine oder mittellange Spaziergänge mit Cooper, unserem portugiesischen Wasserhund waren aber schon möglich. Das verlangte schon sein natürlicher Drang sich zu entleeren vulgo Gassi gehen. Einmal trieb es mich dabei bis nach Grinzing zum Paula-Wessely-Weg, der nach einem gemächlichen Spaziergang zum “Himmel” führt, einer Wiese am Cobenzl auf der ein Lokal viele Wiener anlockt - sie sind offenbar mit Auto unterwegs.

Am Weg hinauf haben wir uns viel Zeit gelassen. Für Cooper war der Wald ein olfaktorisches Paradies, Schnuppern auf Teufel komm raus war angesagt. Manchmal zog er mich zur nächstgelegen Sitzbank und wartete dort ruhig ab, bis ich endlich begriffen habe, dass ich mich hinsetzen sollte. Ein Rastplatz für uns beide, da schauen wir dann beide entspannt, beobachten Vögel, aber auch Summendes und Kriechendes. Da kam auch ein anderer Hund des Weges, pubertierend und hyperaktiv wie Cooper gerade eben so ist, wollte er ihn freudig begrüßen. Doch der andere, ein Golden Retriever, war offenbar ein Grinzinger der alten Schule. Er ignorierte Cooper als wäre er Luft, und das fein gekleidete Herrchen meinte, er müsse schnell weiter, weil sein Hund keine Kontakte wolle. Wir Proleten blieben also sitzen und gingen erst später weiter unseres Weges, nicht, dass Fürst Vierpfot von und zu Cobenzl sich doch noch mit uns abgeben muss. 

Am Weg zum “Himmel” brauchte ich ein süßes Getränk, um nicht in einen Unterzucker zu fallen. Natürlich haben wir uns auch dort wieder auf einer Bank niedergelassen. Man muss ja schließlich die Stadt von oben bewundert. Mitten drin ist es ohnehin immer wieder recht stressig: Hupende Autos, Straßenbahnen, viele andere Hunde und dann noch diese Hündinnen, die meisten so attraktiv, dass Coopers Hormonhaushalt schlagartig ins Chaos gerät.

Was meine Fitnesspläne betrifft: Ich habe über den Sommer 1,5 Kilo abgenommen. Das ist angesichts meiner mangelhaften Fortschritte in Sachen Bewegung durchaus bemerkenswert. Ich weiß aber, dass die Kilos bei mir nicht das Wichtigste sind. Ich muss Herz und Lunge in Form bringen. Und das wird mir auch gelingen. Ich gebe nicht auf.

Die mehrteilige Serie “Der Diabetes kann mich mal” erscheint in loser Folge und zeigt die Fortschritte des Autors beim Fitnessprogramm

Lesen Sie auch Der Diabetes kann mich mal -TEIL 1