Den Ötscherbären auf der Spur
Martin & seine Freunde der Berge zeigen die schönsten Wanderwege Österreichs
Von Martin Grabner
Wenn die Hitze im Sommer in der Stadt zu groß wird, flüchten die Freunde der Berge gerne in kühlere Gegenden. Zum Beispiel auf eine Tour durch die Ötschergräben, einer canyonartigen Landschaft zu Füßen des beeindruckenden „Fujiyamas“ Niederösterreichs, wie der Ötscher auch gerne genannt wird.
Ausgangspunkt dieser Wanderung durch den Naturpark Ötscher-Tormäuer, dem mit 170 km2 größten des Landes, ist der Parkplatz beim Sessellift auf die Gemeindealpe in Mitterbach am Erlaufsee. Zunächst geht es einmal auf dem Weg 9b in Richtung Ötschergräben und Jausenstation Ötscherhias. Auf einer breiten Forststraße wandern die Freunde der Berge zum Hagengut, dann steil bergab auf einem schmalen Pfad in die Gräben hinein, an einer kleinen Mühle vorbei und nach einer Stunde Gehzeit ist die beliebte Labestation erreicht. Wie ein Schwalbennest ist sie in die Felsen hineingebaut, am Talgrund rauscht der Ötscherbach über bizarre Felsformationen, für die Freunde ist es hier Zeit eine kleine Rast einzulegen um die kulinarischen Köstlichkeiten des Ötscherhias zu genießen.
Über eine Brücke führt der schmale, in den Fels gehauene Weg dann weiter in die hinteren Gräben, Richtung Mirafall und Schleierfall. Hier sollte man schon genau schauen, wohin man tritt, besonders auf den zahllosen, manchmal ausgesetzten Steigen und Holzstegen, die oft schwindelerregend hoch den tosenden Bach entlang führen. Nach einer halben Stunde ist der 80 Meter hohe Mirafall erreicht. Die Freunde nehmen sich Zeit für ein paar schöne Fotos und dann marschieren sie weiter zum nächsten Highlight, dem Schleierfall. Angenehm kühl ist es hier im schattigen Graben, unten rauscht das Wasser, am liebsten würden die Freunde der Berge gleich ein Bad im Bach nehmen. Nach einer knappen Stunde ist auch der Schleierfall erreicht, wieder wird fleißig fotografiert, dann geht es 150 Meter zurück. Der Graben wird über den Greimelsteg überquert und ein schmaler Pfad führt in einer guten halben Stunde hinauf zum Schutzhaus Vorderötscher, idyllisch gelegen auf einer Wiese in 888 Meter Seehöhe, eingebettet zwischen Ötscher und Gemeindealpe.
Die Freunde der Berge sind ja bekannt dafür, wie schwer sie an netten Gasthäusern vorübergehen können und somit wird auch hier ordentlich Pause gemacht, bevor der anstrengende Aufstieg auf die Gemeindealpe erfolgt, immerhin fast 800 Höhenmeter.
Gestärkt und motiviert gelingt die Besteigung dann auch in 1 ½ Stunden. Der Weg führt steil bergauf, immer den Schildern Terzerhaus und Gemeindealpe folgend. An einem Marterl, dem eisernen Herrgott und der kleinen Jausenstation mit dem Namen „Halterhütte in der Brach“ vorbei, geht es die letzten Meter steil hinauf zum Gipfel, wo neben dem Terzerhaus, der Bergstation und den Sendeanlagen, das kleine Gipfelkreuz kaum auffällt. Nun ist es geschafft, hinunter fahren die Freunde der Berge mit dem Sessellift und genießen die Blicke über den nahen Erlaufsee und den berühmten Wallfahrtsort Mariazell.
Wem diese fünf bis sechs Stunden lange Rundtour zu lange und zu mühsam ist, der Ötscherhias aber auf jeden Fall besucht werden muss, der kann das auch über die Vorderen Ötschergräben tun, und wird ebenfalls mit viel landschaftlicher Schönheit belohnt.
Das Auto parken die Freunde zu diesem Zweck beim Bahnhof Annaberg in Reith und in einer halben Stunde ist der „Kaiserthron“, ein wunderbarer Aussichtsplatz mit Blick über die Gräben, die Gemeindealpe und den Ötscher erreicht. Steil bergab führt der Weg nun am mächtigen Lassingfall vorbei, durch kleine Tunnel bis zum Stierwaschboden mit dem Kraftwerk Wienerbruck. Nun geht es durch die vorderen Ötschergräben wiederum auf Stegen und schmalen Steigen bis zum Ötscherhias. Nach insgesamt 1 ½ Stunden Gehzeit ist die Jausenstation erreicht, hier lässt es sich wirklich gut ausrasten, bevor man auf gleichem Weg wieder zurück marschiert.
Fazit der Freunde der Berge nach ihren Entdeckungsreisen durch den „Grand-Canyon Österreichs“: Hier ist es kühl und schattig, überall rauscht das Wasser, sogar baden kann man zwischendurch gehen, es gibt wunderbare Labestationen, nur Ötscherbären haben sie leider keinen gesehen, nicht einmal eine Spur von ihm.
Gehzeiten:
Rundtour Mitterbach, Ötscherhias, Hintere Ötschergräben, Mirafall, Schleierfall, Schutzhaus Vorderötscher, Terzerhaus Gemeindealpe mit Ausgangspunkt Parkplatz Talstation Gemeindealpe in Mitterbach: ungefähr 5 ½ Stunden (Liftfahrt ca. ½ Stunde)
Wanderung von Reith durch die vorderen Ötschergräben zum Ötscherhias und zurück: ungefähr 3 Stunden.
Besonderer Wander-Tipp:
Natürlich kann die Rundwanderung auch umgekehrt gegangen werden, dann erspart man sich den mühevollen Aufstieg auf die Gemeindealpe, gleichzeitig muss aber nach der Liftfahrt gleich ein ziemlich steiler Abstieg bewältigt werden. Ansonsten ist die Runde genauso schön.
Außerdem können beide Wandervorschläge kombiniert werden. Zum Beispiel beginnt die Wanderung in Reith, geht über die Vorderen Ötschergräben zum Ötscherhias, weiter durch die Hinteren Gräben auf die Gemeindealpe und mit dem Lift hinunter. Der Weg zurück von Mitterbach nach Reith erfolgt dann mit der Mariazellerbahn, so kommt man noch in den Genuss einer besonderen Bahnfahrt. (Gehzeit ca 5 Stunden)
Der besondere Diabetiker-Tipp:
Wenn es extrem heiß ist, muss natürlich viel getrunken werden. Die Literflasche von SIGG wird zur Hälfte mit Apfelsaft mit 100% Saftanteil gefüllt (ca. 4 BE) und dann mit Wasser aufgespritzt. Das beschafft dem Körper ein paar Broteinheiten zusätzlich, die durch die Anstrengung gleich wieder verbraucht werden und schmeckt vor allem sehr gut.
Zufahrt:
Anreise mit dem Pkw über die Westautobahn bis St.Pölten, dann auf der Bundesstrasse Richtung Mariazell und Erlaufsee.
Mit der ÖBB bis St.Pölten, weiter mit der Schmalspurbahn „Mariazellerbahn“ bis Reith (Bahnhof Annaberg) oder Mitterbach am Erlaufsee.
Einkehr:
Gasthaus Ötscherhias, offen vom 1.5.-26.10. von 9-17 Uhr, kein Ruhetag
Schutzhaus Vorderötscher, durchgehend bewirtschaftet vom 1.5. bis Allerheiligen Tel.: 02728 21100 (Ötscher-Basis), www.vorderoetscher.info
Halterhütte in der Brach, bewirtschaftet von Mitte Juni bis Mitte September Mittwoch Ruhetag Tel.: 0664/5697920
Terzerhaus, bewirtschaftet Mitte Mai bis Ende Juni an den Wochenenden, ab Juli bis Mitte Oktober durchgehend. Tel.: 0676/4065405
Informationen: www.gemeindealpe.at