Demenzrisiko steigt ab bestimmtem HbA1c-Wert deutlich an
Ist der Diabetes bei älteren Typ-2-Kranken schlecht eingestellt, geht das mit erhöhtem Demenzrisiko einher, so eine US-Studie. Trotzdem lassen sich die HbA1c-Ziele im Alter etwas lockern.
(Melbourne, 27.6.2023) - Ist bei älteren Menschen mit Typ-2-Diabetes (T2D) eine schlechte Qualität der Stoffwechseleinstellung (gemessen am HbA1c-Wert) mit einem erhöhten Demenzrisiko verbunden? Diese Frage hat ein Team um Dr. Chris Moran vom National Centre for Healthy Ageing in Melbourne in Australien in einer Studie untersucht (JAMA Neurol. 2023; online 17. April).
Für die Studie wurden Daten einer US-Kohorte mit 253.211 T2D-Kranken analysiert. Sie waren in der Studienperiode von 1996 bis 2015 mindestens 50 Jahre alt gewesen (mittleres Alter 61,5 Jahre).
Einfluss von Alter oder Vorerkrankungen herausgerechnet
Die Teilnehmenden wurden nach ihren mittleren HbA1c-Prozentwerten in sechs Gruppen eingeteilt (<6, <7, <8, <9, <10, ≥10) und mindestens drei Jahre (im Schnitt 5,9 Jahre) nachbeobachtet. Störfaktoren wie etwa Alter, ethnische Gruppe und weitere Vorerkrankungen wurden rausgerechnet. Die Ergebnisse:
- Teilnehmende mit mindestens der Hälfte ihrer HbA1c-Werte zwischen 9 und unter 10 Prozent hatten im Vergleich zu Teilnehmenden mit niedrigeren Werten ein um 31 Prozent erhöhtes Risiko für eine Demenzerkrankung (adjustiertes Hazard Ratio 1,31, 95% KI, 1,15-1,51).
- Bei mittleren HbA1c-Werten ab 10 Prozent war das Risiko sogar um 74 Prozent erhöht (aHR: 1,74; 95% KI, 1,62-1,86).
- Im Gegensatz dazu ergaben sich bei mittleren HbA1c-Werten <8 Prozent im Vergleich zu höheren Werten geringere Demenzrisiken: Bei HbA1c von <6 Prozent waren es –8 Prozent Risiko, bei HbA1c von 6 bis <7 Prozent waren es –21 Prozent Risiko und bei HbA1c von 7 bis <8 Prozent waren es –7 Prozent Risiko.
- Ältere T2D-Kranke mit kumulativen HbA1c-Werten ab 9 Prozent hatten das höchste Demenzrisiko.
Ab einem HbA1c-Wert von 9 Prozent ergab sich ein deutlicher Anstieg des Demenzrisikos. In weiteren Studien müsse geklärt werden, ob die in der Studie beobachtete Assoziation auf einem kausalen Zusammenhang beruht, so das Studienteam. Die Ergebnisse unterstützen zudem die Empfehlungen aktueller Leitlinien, die HbA1c-Ziele bei der Stoffwechseleinstellung alter Menschen etwas zu lockern.
Quelle: https://www.aerztezeitung.de/