Schulöffnungen: Kinder mit Diabetes in Deutschland teils vom Unterricht ausgeschlossen
(Deutschland, 4. Mai 2020) Mitte März waren in Deutschland die Schulen geschlossen worden, um die weitere Ausbreitung des Coronavirus zu verzögern. Offiziell soll der Regelschulbetrieb ab dem 4. Mai wieder starten, allerdings zunächst schrittweise und stark eingeschränkt. Kinder und Jugendliche, die an Diabetes erkrankt sind, werden an verschiedenen Einrichtungen vom Unterricht ausgeschlossen. Fachleute kritisieren diese Regelung.
Menschen mit Diabetes zählen zur Risikogruppe
Laut einer Mitteilung der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) beziehen sich die Einrichtungen auf den Hinweis des Robert Koch-Instituts (RKI), dass Menschen mit Diabetes zur Risikogruppe zählen.
So schreibt das RKI auf seiner Webseite zum COVID-19-Krankheitsverlauf: „Auch verschiedene Grunderkrankungen wie z.B. Herzkreislauferkrankungen, Diabetes, Erkrankungen des Atmungssystems, der Leber und der Niere sowie Krebserkrankungen scheinen unabhängig vom Alter das Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf zu erhöhen.“
Die DDG weist in einer Stellungnahme darauf hin, dass laut aktuellem internationalen Forschungsstand Kinder und Jugendliche mit Typ-1-Diabetes nicht häufiger oder schwerer an COVID-19 erkranken als andere Kinder.
In der Stellungnahme heißt es: „Kinder und Jugendliche mit Diabetes haben nach derzeitigem Kenntnisstand bei stabiler Stoffwechseleinstellung kein höheres Risiko, einen schweren Krankheitsverlauf zu haben.“
Kein Hinweis auf ein erhöhtes Risiko für schweren Krankheitsverlauf
Dem RKI zufolge sind in Deutschland rund 9.000 Kinder und Jugendliche nachweislich am Coronavirus erkrankt (Stand: 27.04.2020).
Da in diesem Alter die Erkrankung meist mild verläuft, wird die Dunkelziffer weitaus höher geschätzt. Daher liegen bislang auch nur wenige Daten zum Verlauf einer SARS-CoV-2-Infektion bei Minderjährigen vor.
Aus einer chinesischen Studie sowie mündlichen Berichten italienischer Diabetologinnen und Diabetologen gibt es aber keinen Hinweis darauf, dass Kinder und Jugendliche mit einem Diabetes mellitus ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf einer Virusinfektion haben.
„Aus kinderdiabetologischer Sicht spricht also nichts dagegen, dass im Zuge der aktuell geplanten Schulöffnungen auch die hierzulande rund 30 000 Kinder und Jugendlichen mit Diabetes die Schule besuchen“, bilanziert DDG-Vizepräsident Professor Dr. med. Andreas Neu aus Tübingen den aktuellen medizinischen Wissensstand.
Der Experte verweist auf die Stellungnahme der AG Pädiatrische Diabetologie (AGPD), die hierzu die aktuellsten Informationen zusammengetragen hat.
Wie die DDG erklärt, basiert diese auf einer Datensammlung der International Society for Pediatric and Adolescent Diabetes (ISPAD) aus der bislang keine bedenklichen Zusammenhänge zwischen COVID-19 und Kindern mit Diabetes abgeleitet werden könnten.