Corona und Diabetes: Lasst Euch impfen!
Von Peter Illetschko
Im Frühjahr 2021 war der Impfstoff gegen Corona ein wirklich rares Gut. Eine reguläre Anmeldung über das Impfservice erforderte ein hohes Maß an Geduld. Wer zu viel Sorge hatte, sich zu infizieren, bemühte sich womöglich da und dort in einer Lücke des Impfplans den ersten Stich zu bekommen. Wenn wer ausfällt, dann ruf ich sie an! Wie viele Menschen hörten diesen Satz in diesen Tagen? Auch der Autor dieser Zeilen wurde angerufen: Haben Sie gegen mittags Zeit? Dafür hatte ich natürlich Zeit, zumal es bis heute heißt, dass Diabetiker besonders gefährdet sind, sich zu infizieren und einen schweren Verkauf zu haben.
Die ersten beiden Impfungen mit dem Serum von Moderna verliefen ohne größere Reaktionen. Ein bisschen Schüttelfrost, ein wenig Gliederschmerzen, leichte Schmerzen an der Einstichstelle: Wer lässt das nicht über sich ergehen, wenn er dadurch gut gegen eine Infektion geschützt ist? Deutlich anders war das nach der Auffrischung mit dem Impfstoff im Oktober 2021: Eine Ärztin empfing mich lachend, fragte, ob ich mir Sorgen mache, erzählte, ich könnte über das Wochenende – es war Freitag – flachliegen, Fieber und Schüttelfrost haben. Ich sollte mich mit Paracetamol-haltigen, Fieber senkenden Medikamenten eindecken, nach drei Tagen sei der Spuk vorbei. „Das müssen Sie aussitzen!“, „Da müssen Sie durch!“, „Das schaffen Sie locker!“ lachte sie und merkte vielleicht gar nicht, dass ich davor sicher keine Angst hatte, sondern nur vor einer Infektion mit dem vermaledeiten Virus. Ich fand ihre Heiterkeit zwar leicht übertrieben, andererseits: Will man jemanden vor sich haben, der ergriffen „Das wird furchtbar!“ sagt? Der Mitleid verströmt, bevor es nur in Ansätzen nötig ist?
Die Ärztin hatte mir nicht zu viel versprochen: Der schöne Dialektspruch „Du schepperst wie ein Kluppensackerl!“ wurde Stunden nach diesem dritten Stich Realität. Die dicke Decke in meinem Bett schien mir viel zu dünn, ich war geneigt fünf Schichten anzuziehen und die Heizung aufzudrehen: Im Schlafzimmer ein echtes No-go! Mir ging es schauerlich, dabei gehöre ich gar nicht zur Gattung „Todkrank aufgrund eines Schnupfens“. Das Paracetamol-haltige Medikament wirkte hervorragend. Nachts kam dann das böse Zuckerschwankungsmonster über mich: Der Zucker war ohne ersichtlichen Grund in luftigen Höhen über 250 mg/dl und stürzte nach nur moderater Korrektur von 2,5 Insulineinheiten IE (1 IE korrigiert um 30 mg/dl, Zielbereich 80-180) unter 70 mg/dl ab. Eine Fahrt mit der Hochschaubahn, die ich noch weniger mag als jene im Wurstelprater. Der Diabetologe Dr. Christian Schelkshorn bestätigte mir Tage später, dass diese nächtliche Berg- und Talfahrt eine bekannte Reaktion bei Diabetikern ist. Unangenehm, aber mit entsprechen Alarmsystemen, die den Blutzucker monitoren, sehr früh erkenn- und korrigierbar.
Impfreaktionen sind bald Geschichte. Was bleibt, ist die Gewissheit, gut geschützt zu sein und selbst bei leichten, für mich selbst nicht schlimm verlaufenden Infektionen, nur wenig Viruslast weiterzugeben. Angesichts der aktuell sehr hohen Inzidenzen in Österreich ist das doch sehr beruhigend.